Die Vorfahren unserer Hunde, die Wölfe, sind auch keine reinen Fleischfresser - werden sogar freiwillig Vegetarier, wenn sie Obst zur Verfügung haben!
Aus Kurt Kotrschal: Wolf Hund Mensch. Die Geschichte einer Jahrtausendealten Beziehung. Christian Brandstätter Verlag. Wien 2012. ISBN 978-3-85033-675-8.
„Wie Bären auch nehmen sie [Wölfe] erhebliche Mengen pflanzlicher Nahrung zu sich, sei es direkt, etwa durch süßes Obst im Herbst, wenn sie Zugang dazu haben, oder in Form von Darminhalten der von ihnen erbeuteten großen Pflanzenfresser.“ (S. 18)
„Menschen, Wölfen und Raben ist unter anderem ihr breites Nahrungsspektrum gemeinsam, das von beinahe vollständig vegetarisch bis hin zu ausschließlich tierisch reicht.“ (S.19)
„Wölfe ernähren sich zumindest zeitweise vorwiegend pflanzlich, sofern sie dazu Gelegenheit haben. Im Herbst etwa sind sie so sehr auf süßes Obst versessen, dass sie wochenlang davon leben können. Unsere Wölfe waren mehr als ein Jahr lang im „Küchengarten“ des Schlosses Ernstbrunn untergebracht, auf 4000 m2, mit vielen alten Apfel-, Birn- und Pflaumenbäumen und reifem Obst von Juli bis November. Wochenlang nahm fast jeder Wolf mehrere Kilo Obst auf und vertrug das auch sehr gut. Das ging so weit, dass sie begannen, Obst selektiv zu pflücken. Kaspar etwa visierte einen bestimmten Apfel oder auch eine reife Rispe Holunderbeeren an, sprang dann aus dem Stand bis zu 4 m hoch und pflückte das Objekt seiner Wahl. Während dieser Zeit ähnelten die Hinterlassenschaften der Wölfe Bärenkot, groß und rostrot. Und relativ häufig war ihr Kot auch grün gefärbt von mancherlei Kräutern, von denen sie viel aufnahmen. Nicht, dass sie in dieser Zeit Fleisch verschmäht hätten, aber wir mussten mit der Fütterung bremsen, damit sie nicht zulegten wie Bären vor dem Winterschlaf.
Dass es sich dabei nicht um ein „Gehegeartefakt“ handelt, belegt das Verhalten der Wölfe auf der Isle Royal im Lake Superior/Michigan. […] Um das Jahr 2000 entdeckten die Wölfe die alten Apfelbäume auf einem Campingplatz und kommen seitdem regelmäßig zum Ernten vorbei [...]“ (S. 54-55)
Tolles Buch!
LG, Anna