Pubertät?

Pubertät?

Beitragvon Payo » Di 13. Nov 2007 20:10

Hallo Forenmitglieder!
Wollte mich zuerst mal kurz vorstellen: Also ich heiße Julius, bin 15 Jahre wohne noch bei meinen Eltern. Gehe noch auf die Schule meine Hobbys sind Chemie, Fische und Payo, unser Hund. So Payo ist ein Boxer- Rüde fast 11 Monate alt (er hat am selben Tag wie ich Geburtstag). So ich gehe eigentlich am Meisten mit ihm spazieren. Vor einem Monat hat meine Mutter mit ihm den Begleithundeschein abgelegt, soll heißen, dass er einigermaßen gut hörte. So wenn ich nun mit ihm spazieren war hab ich ihn immer abgemacht er war eigentlich immer bei mir geblieben(außer eben Störfaktoren wie Hunde, Menschen...). Seit jetzt ungefähr dieser Zeit fängt er an sein Beinchen zu heben... er wird erwachsen. So jetzt seit 2 Wochen darf er bei uns im Saarland wieder auf die Wiesen des Bauers( weiß nicht wie das in anderen Bundesländern ist). Wenn ich ihn jetzt bei uns hinterm Haus auf na riesen Flugwiese abmache rennt er zuerst mal 100m weit weg, dann dreht er und kommt dann wieder zurück. Ich hab jetzt halt nur Angst, dass er irgendwann nicht mehr kommt. Kann ich irgendwas machen, dass er bei mir bleibt? Also in meiner Nähe?
Schonmal danke für eure Antworten
Grüße Julius
Payo
 
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Re: Pubertät?

Beitragvon dodger » Mi 14. Nov 2007 00:26

Hallo Julius,

versuche dich mal in die Lage deines Hundes zu versetzen. Du hast richtig erkannt, dass er erwachsen wird.
Warum er so weit weg läuft, kannst du an seiner Körperhaltung und seiner Blickrichtung erkennen. Wenn er weit entfernt das Bein hebt und in der Gegend herum guckt, scheint er DICH abzusichern. Wenn er markiert und dich dabei anschaut, scheint er dir mitteilen zu wollen, dass er langsam Ranghöher wird als du es bist.
Er wird erwachsen und anhand Deiner Hormone erkennt er, dass Du noch nicht so weit (oder vielleicht gerade genauso weit bist) wie er. Jetzt wird er dich auf die Probe stellen, um herauszufinden, wer von euch beiden seine Position halten wird.
Du solltest mit ihm jetzt nicht anfangen zu diskutieren (dazu gehört schon, wenn Du ihn zurück rufst). Ignoriere ihn lieber und drehe ihm den Rücken zu. Laufe ein paar Meter in die andere Richtung, hocke dich dann hin und tue so, als ob du was ganz spannendes entdeckt hast. Er wird dich sehr genau beobachten und vor neugier platzen und zu dir kommen. Dann kannst du ihn natürlich loben, aber gib ihm kein Leckerchen dafür. Hunde "funktionieren" nicht auf Dauer durch dieses Bezahl-Prinzip.
Versuche auf dem Feld etwas spannendes mit ihm zu machen. Er soll aber dabei Interesse an DIR bekommen, nicht umgekehrt. Vergleich: wenn deine Eltern dir hinterlaufen, dass du etwas mit ihnen tun sollst, oder für sie tun sollst, wird es für dich uninteressant. Spannend ist es für dich erst, wenn sie dir freistellen bei einer Aktion mitzumachen, oder auch nicht.
Dein Hund wird sich für Dich entscheiden, wenn es für ihn Sinn macht.
z.B. Du kannst einen Tennisball nehmen, ein kleines Loch reinschneiden, durch das du Hundekekse reinstecken kannst. Das Loch muss so groß sein, dass die Leckerchen aus dem Loch fallen, wenn du den Ball rollst.
Wenn Du diesen Ball versteckst und mit deinem Hund gemeinsam suchst, kannst du ihm noch das Wort "roll" beibringen. Zeige mit deiner Hand deinem Hund, wie der Ball gerollt wird. Wenn die Kekse rausfallen, darf er sie natürlich auch essen und du lobst ihn ganz doll.
So eine Aktion wäre für deinen Hund gemeinsame Spuren suche mit Beuteerfolg. So etwas würde ein erwachsener Hund jetzt normalerweise tun. Wenn Du ihm zeigst, dass du das auch kannst, wird er mehr auf dich achten.
Versuche es mal und wenn du noch Fragen hast.... nur zu.
Dann kann ich dir vielleicht noch ein paar Bücher empfehlen, die es sich zu lesen lohnt.

herzlichst
Ixe
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Re: Pubertät?

Beitragvon Payo » Mi 14. Nov 2007 06:50

Hallo Ixe!
ICh werde das gleich heut mittag mal ausprobieren. Wie sieht es den eigentlich aus wenn ich mit Payo rangele? Also ihn wegstupsen...(ohne schlagen) und das er dann anfängt zu grummeln und mir in den Arm "beist"? Also die "Bisse" sind nicht schlimm nur möchte ich eben nicht, dass er dann auch auf andere los geht. Soll ich es dann lieber lassen?
Grüße Julius
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Re: Pubertät?

Beitragvon dodger » Mi 14. Nov 2007 12:50

Hallo Julius,

ja, das lass lieber. Du kannst den "Kampf", auch wenn es ein Spiel ist, gegen deinen Hund nicht gewinnen. Das einzige was er dabei lernt ist respektlos mit dem menschlichen Körper umzugehen. Wenn ein Hund auch nur an der Hand knabbert ist das eigentlich schon beißen. Der Unterschied ist, das er keine Verletzungsabsicht dabei hat. Zerr und Zieh Spiele sind auch nicht gut.
Eine Hundemami würde nicht um etwas mit ihrem Teenager streiten. Sie ignoriert ihn ganz viel und sie ist es auch, die überhaupt zum Spiel auffordert und es auch beendet.
Du sollst schon ganz viel mit ihm spielen, aber Du startest und stoppst es.
Wenn du Interesse an Büchern hast....
von Jan Nijboer gibt es ganz tolle Bücher. Da steht ganz viel über Kommunikation drin. Was ein Hund will, wie er es sagt und wie diese Situation von Mensch zu Mensch aussehen würde.
1. Hunde verstehen
2. Hunde erziehen
3. Hunde beschäftigen
Vielleicht kannst du damit etwas anfangen. Übrigens....
Ich finde es super spitzen klasse, dass du dir so viele Gedanken über deinen Hund machst. Für dein Alter eher ungewöhnlich. Ein dickes fettes Lob für Dich :D :D

ganz liebe Grüße
Ixe mit Dodger
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Re: Pubertät?

Beitragvon Gudrun » Mi 14. Nov 2007 14:32

Hallo Dodger,

den meisten Deiner Ausführungen stimme ich zu, aber einer Sache möchte ich doch widersprechen: "Zerr und Zieh Spiele sind auch nicht gut.
Eine Hundemami würde nicht um etwas mit ihrem Teenager streiten."

Einerseits habe ich durchaus beobachtet, dass z. B. ein Onkel-Hund die Welpen meines Rudels mit Tauzieh-Spielsachen neckte, bis sie anbissen, sie eine Zeit lang zergeln ließ und ihnen dann zeigte, wer der Stärkste ist.

Andererseits habe ich mit dem Einführen von Tauziehspielen, die selbstverständlich vom Hundeführer zu beginnen und zu beenden sind, beste Erfolge erzielt, wenn es darum ging, einen ständig anderweitig orientierten Hund auf seinen Hundeführer zu konzentrieren.

In der Rettungshundeausbildung ist das Tauziehen um die Beißwurst DIE Bestätigungs-Methode, um den Hund hoch in den Trieb zu bringen, damit er alles gibt, wenn er suchen darf.

Viele Grüße

Gudrun
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Re: Pubertät?

Beitragvon dodger » Mi 14. Nov 2007 14:44

hi gudrun,

ja, kann sein, dass ihr das für eure arbeit braucht. julius hat aber gerade ein rangordnungsproblem im früh stadium :-)
da bedeuten zerr und ziehspiele diskussion. deshalb sollte er das vermeiden.
und onkel-hund ist eben doch nicht mammihund. sein hund testet jetzt an, wer der stärker ist (in arm beißen). das sollte julius nicht verstärken.
oder siehst du das anders?

gruß ixe
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Re: Pubertät?

Beitragvon Gudrun » Mi 14. Nov 2007 14:58

Hallo auch nochmal,

das Armbeißen würde ich auch unbedingt abstellen. Wie gesagt, in den meisten Punkten gebe ich Dir ja absolut Recht. Es muss nur auch noch etwas übrig sein, was den Hund wirklich interessiert. Wenn der Hundeführer seine Beißwurst gelegentlich zückt, um dem Hund mal kurz dieses Kräftemessen zu gestatten, freut das den Hund ungemein und der Hundeführer kann durch das aktive Beenden des Spiels und Wegpacken der "Beute" durchaus diskussionslos seinen Status als Rudelführer beweisen.

Übrigens zieht sich die Mutterhündin nach dem Abstillen der Welpen so zurück, dass sie in der weiteren Erziehung der Welpen schlicht keine Rolle mehr spielt, solange diese nicht zu aufmüpfigen Junghunden werden. Die zweite Erziehungsphase wird also systematisch für etliche Wochen Tanten, Onkels und dem Alpharüden überlassen. Das ist auch bei Wölfen so.

VG Gudrun
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Re: Pubertät?

Beitragvon dodger » Mi 14. Nov 2007 15:26

ja, da gebe ich dir wiederum auch recht.
ich denke nur, das der zeitpunkt für dieses spiel nicht der richtige ist. wenn er DAS interesse seines hundes gefunden hat, kann er darauf schön aufbauen und wenn die verhältnisse wieder klar sind, sind auch diese zerrspiele kein problem.
so wie sich julius augedrückt hat, ist er ein wenig unsicher, ob alles seine richtigkeit hat. für ein zerrspiel sollte er sich sehr sicher sein, seinem hund gegenüber. dann wird auch nicht diskutiert, sondern aggiert. und dann passt es wieder.
auf jeden fall finde ich es super, das sich julius so viele gedanken dazu macht. dickes lob. davon brauchen wir noch viel mehr hundebesitzer.

gruß ixe
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Re: Pubertät?

Beitragvon Gudrun » Mi 14. Nov 2007 20:44

Ja, Ixe,

wenn Du vom unsicheren Hundeführer ausgehst, sollte er es besser erst einmal lassen. Ich war in meiner Vorstellung bei einem selbstsicheren Hundler, der angstfrei mit seinem Hund spielt und dieses Spiel selbstverständlich auch jetzt schon souverän beenden kann, sobald er es will.

Damit sind wir bei einem Schwachpunkt unserer Internet-Beratung: In vielen Fällen würde man anders urteilen und beraten, wenn man sehen könnte, wie der Hund geführt wird.

Insofern, liebe Ratsuchende, müsst Ihr selbst schon immer wieder mitdenken und selbst entscheiden, ob Ihr Euch gut beraten fühlt, lieber nochmal nachfragt oder einen anderen Weg wählt. Je mehr man beschrieben bekommt, desto klarer wird das Bild, wenn denn wirklich ehrlich und unmissverständlich berichtet wird. Vieles ist Ansichtssache. Da wählt der eine ganz andere Attribute als ein anderer.

VG Gudrun
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Re: Pubertät?

Beitragvon Payo » Mi 14. Nov 2007 21:21

Hallo Ihr Zwei!
Also zuerst will ich euch berichten und dann auf das geschriebene eingehen!
So war also heute mit ihm spazieren und hab einen Quitschball mitgenommen und mit ihm gespielt. Vorteil: Er ist mir nicht weggerennt nur wenn ich ihm hinterherrannte um denn Ball wieder zu bekommen und jetzt sind wir auch schon bei den Nachteilen: Er hat nichtmehr aufgehört zu spielen und ich konnte ihn nicht mehr an die Leine machen. Was kann ich denn da machen?
So zu euerer Disskusion:
Wenn ich mit Payo das "Beisspiel" mit Gerangel spielte hat er eigentlich immer gleich aufgehört, wenn ich was zu ihm sagte. Wenn ich jetzt aber mit nem Ball mit ihm spiele dann hört er eigentlich nicht mehr. Aso vielleicht noch was dazu. Ich hab keine Angst vor ihm( hat sich für mich so angehört, wie wenn ihr vielleicht denken würdet, dass ich Angst vor ihm hätte).
Ehm, wie bekomm ich ihn denn dazu, dass er "Fuß" läuft? mit Leckerli oder mit Spielzeug oder wie macht ihr das?
Meine Mutter hat auch in der Hundeschule "gelernt", dass man ihm auch ruhig aufs Maul oder die Oberschenkel naja schlagen ist übertrieben aber ja eben schlagen kann wenn er nicht hört(e). ( ich will jetzt keine moralischen Diskussionen lostreten, nur wissen wie ihr das macht).
Aber trotzdem vielen Dank für die gute Hilfe und die Geduld
Gruß Julius
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