Also: Ich bin 21 Jahre alt, mit 4 Jahren bekam ich meinen ersten Hund: Gina. Eine schwarze Mixhündin, mit einer weissen 1 auf der Brust. Von da an machte ich keinen Schritt ohne sie, sie war unser erster Hund und gleich so perfekt. Alle Aufsätze, die ich in der Schule schrieb, handelten von Gina. Ich war immer so eingebildet beim Thema Tiere, denn ich hatte ja den besten Hund der Welt!

Als sie 11 war, bekam ich noch Jacky, meine Labradorhündin. Gina konnte sie nicht leiden, aber nach 6 Monaten waren sie unzertrennlich. Letztes Jahr im August kam noch unser Jimmie dazu, da wir wussten, dass Gina irgendwann gehen muss und wir nicht wollten, dass Jacky dann allein ist.
Von da an baute Gina immer mehr ab, aber der Tierarzt hat mir bestätigt: Meine Maus hatte keine Schmerzen und solange sie frisst und aufsteht, ist es in Ordnung. Mein ganzes Leben hatte ich Angst, vor dem Tag, an dem Gina gehen musste. Nun war er schon so nah... und unaufhaltsam.
An meinem Geburtstag, 24.5., kam sie mit zu unserem Gartenhäushcne, in dem wir feierten. Sie war immer die "Partyqueen" und auf jeder Party dabei. Aber an meinem Geburtstag kam sie nur kurz gucken, drehte dann wieder ab und ging ins Haus. Da bekam ich ein ganz komisches Gefühl. Ich habe mir an dem Tag gewünscht, dass sie bitte nicht an meinem Geburtstag geht, wenn es ihr nichts ausmacht.
Die nächsten Tage wurden immer schlimmer.Unsere geliebte Gina ist am 29.5.09 in unseren Armen eingeschläfert worden, da sie so abgemagert war, dass sie am letzten Tag nicht mal mehr aufstehen konnte. Wir haben am Abend zuvor die Tierärztin angerufen, sie würde am nächsten Tag gegen 14.00h da sein. Es war wie ein Countdown und wir haben so gebangt, dass Gina einfach morgens nicht mehr aufwacht. Aber sie hatte nicht die Kraft, alleine zu gehen. Dann, kurz vor 14.00h der Anruf: Die Tierärztin ist unterwegs. Ich habe Gina gestreichelt, mit ihr gesprochen, alle letzten Sekunden aufgesaugt, ich habe geweint, ihr etwas Leckeres angeboten, meine anderen Hunde gerufen, damit sie sich verabschieden. Ich habe gehofft, die Uhr würde stehen bleiben. Es klingelte an der Tür und ich konnte einfach nicht mehr. Ich war nur noch eine Hülle, bis oben hin voll mit Verzweiflung und Tränen. Wir haben ihr damit eine schwere Aufgabe abgenommen und wissen, dass es ihr gut getan hat, aber es ist so verdammt schwer. Sie hat mich durch meine Kindheit begleitet, war immer an meiner Seite und einfach überall dabei. Und auf einen Schlag fehlt einfach alles. Sie ist ganz ruhig eingeschlafen und unsere Tierärztin hat es super gemacht, zum Glück ist sie auch zu uns nach Hause gekommen, so dass Gina in ihrem Umfeld gehen konnte. Sie hat eine Betäubung gespritzt und Gina schlief ganz langsam ein, es hat bestimmt 2 Minuten gedauert, in denen wir uns von ihr verabschiedet haben. Dann bekam sie die Überdosis und man merkte kaum, wie sie aufhörte zu atmen. Irgendwie war ich so erleichtert! Aber dann die Worte meiner Tierärztin: " Ihr Herz hat jetzt aufgehört zu schlagen". Wie ein fester Schlag in den Magen, es reisst einem den Boden unter den Füssen weg, ich wäre beinahe kolabiert. Meine anderen beiden Hunde sind sofort nach draussen gerannt, sie haben gemerkt, dass etwas schlimmes passiert ist.
Gina sah noch so lebendig aus. Die Augen haben sich nicht geschlossen und wir haben verzweifelt versucht, sie zuzumachen. Es ging nicht. Ihr Blick war irgendwie so leer, ich konnte das nicht länger ertragen.
Wir haben Gina dann in ihr Lieblingskörbchen gelegt und ich bin sofort raus in die Garage und habe ihr einen Sarg gebaut. ich hatte mich wieder etwas gefasst. Aber meine Eltern, die sonst kaum Emotionen den Tieren gegenüber zeigen, mein Vater, den ich noch nie vorher weinen sah, ihnen ging es so schlecht und sie so fertig zu sehen hat mich zerrissen. Ich habe mir geschworen, nie wieder einen Hund haben zu wollen.
Mein Vater hat dann das Grab gegraben. Nach 2 Stunden Abschied nehmen, haben wir Gina beigesetzt, das war das allerschlimmste. So entgültig. Nie wieder streicheln. Nie wieder bettelt sie und gibt dafür Pfötchen. Nie wieder liegt sie unter unserem Bett. Ihr Napf stand noch da, ihr Halsband haben wir behalten... Haare von ihr habe ich an meinen Türrahmen geklebt, um wenigstens noch etwas von ihr zu haben. Überall Fotos aufgestellt... Am nächsten Tag sind wir in den Baumarkt gefahren und haben Granit-Pallisaden als Grabumrandung gekauft sowie viele schöne Blumen. Das hat mir geholfen. Sie liegt jetzt unter unserem Haselnuss-Baum.
Die erste Nacht war schrecklich. Viel zu viel Zeit zum Nachdenken, ich habe nur geweint, richtige Krämpfe bekommen wie sonst noch nie, ich habe hyperventiliert und konnte nichts dagegen tun. Ich stand so kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Irgendwann fielen mir aus Erschöpfung die Augen zu. Am nächsten morgen bin ich mit geschwollenen Augen aufgestanden, aus meinem Zimmer in den Flur gegangen, wo Gina gelegen hat und die Weinkrämpfe gingen von vorne los.
Ein Geräusch im Schlafzimmer, ein Hund schnarcht und jedes Mal dachte ich, es wäre meine Gina. Nach der 3. Nacht wurde es etwas besser. Es fing die Zeit an, in der ich nicht nur voll Trauer war, sondern mich gern an die schöne Zeit erinnern konnte. Aber ich habe mich nicht daran gewöhnt, dass Gina nicht mehr da ist. Das werde ich auch nicht. Ich habe immernoch das Gefühl, dass sie unterm Tisch liegt, oder unterm Bett schläft, dass sie draussen im Garten ist oder so. Und das ist schön. Sie hat uns nicht verlassen, meine Maus ist immernoch da und wird es auch immer sein.
Mittlerweile möchte ich wieder einen Hund haben, wenn ich ausgezogen bin. Und er wird vom Tierschutz kommen, soviel steht fest. Vielleicht eine alte Omi, die sich nach Wärme sehnt, denn Gina, so sehe ich das, hat für einen anderen Hund Platz gemacht.