Hallo Monika,
da bin ich wieder! Sorry, dass es etwas länger gedauert hat. Erstmal zu Deiner Mail:
Hallo Alex,es ist traumhaft das du uns helfen willst.
* Ich kann es versuchen, und gebe mir Mühe!!
Und gleich so viele Fragen auf einmal.
* Ja, da bin ich penetrant!
Das Rudelkonzept hift uns so weit das Daizen bei der Trainerin von ihrer Schäferhündin unterstützt wird und diese hat Daizen erstmal hündisch begrüsst und ihn schnüffeln lassen etc.
* Das ist sicherlich schon mal ganz gut! Wichtig ist, dass ihr das Verhalten der Hündin auch übertragen lernt, auf Euer eigenes Verhalten. Klare Ge- und Verbote, kein Abweichen links und rechts, weil er heute grade so lieb guckt!
Daizen war bis her immer nur an der leine, nie freilaufend, das lernen wir jetzt dort. Wir wohnen an
einer Bundesstrasse mit 2 Zu und 2 Abfahrten 20m von der Haustür. Haben unseren Schrebergarten eingezäunt und da darf er laufen(hat er aber nicht viel Lust). Fahren auch 1x am Tag etwas raus, da ist er aber an einer Schleppleine. Nun zu deinen Fragen.
* Es ist sicher nicht das Optimum, wenn ein Hund nur ehr selten mal frei laufen darf, aber ich kann schon verstehen, warum Ihr das macht und es ist völlig ok. Denn Freilauf ist ein Privileg und dieses muss man sicher erarbeiten mit gutem Benehmen!
Ich denke öfters er hat einen kummervollen Blick.
* 1:0 für den Hund
Er bringt uns Spielzeug wenn er spielen will, wird aber ignoriert.
* Wirklich immer? Und wie macht Ihr das dann? Spielt Ihr gar nicht mit ihm? Hat Euch mal jemand gezeigt, wie man mit einem Hund richtig spielt?
Manchmal schleppt er auch Sachen weg um Aufmerksamkeit zu kriegen, z.B. jetzt gerade
* Wie reagiert Ihr denn dann? Holt Ihr es Euch wieder? Laßt Ihr es Euch bringen? Gibt er es Euch dann auch? Was schleppt er denn weg?
Manchmal setzt er sich unter meine Hand, ist schwer es zu ignorieren
* Er setzt sich UNTER Deine Hand? Und das ist schwer zu ignorieren? Oder setzt er sich auf Deine Hand?
Seit kurzem ignoriert er unsere Kommandos nicht mehr, er hört sie und führt sie aus, mal schnell mal langsam.
* Wann füttert Ihr ihn denn und was füttert Ihr ihn? Wofür bekommt er sein Futter? Wo wird er gefüttert? Gibts bei Euch Futterrituale (klassisch wäre: Der Hund bekommt sein Futter nachdem wir gegessen haben.)
Er setzt sich nicht auf unsere Füße und das winseln kommt nur sehr selten.
* Wenn er winselt, wann winselt er, also in was für Situationen und wie reagiert Ihr dann?
Beim Gassi gehen zieht er sehr an der Leine, aber es ist schon etwas besser geworden.
* Wie geht Ihr damit um?
Er springt mich nicht mehr an bei der Begrüßung, aber meine Kinder und unseren Besuch.
* Was machst Du, mit Daizen, wenn Besuch kommt? Was sagst Du dem Besuch und wie reagierst Du, wenn Daizen den Besuch anspringt?
Er lässt sich zu Hause auf Komando alles wegnehmen, aber drausen nicht.
* Kannst Du das nähr beschreiben? Was sind denn das für Situationen, wo er draußen etwas nicht abgibt? Sind das Dinge, die er sich selbst sucht (z. B. Taschentücher auf dem Spaziergang), sind das Sachen, die er von Dir bekommt (Spielzeug) und was passiert, wenn Du es haben willst? Und was passiert, wenn Du es dann nicht kriegst?
Mein problem ist noch wenn wir anderen Hunden begegnen. Er wird fast steif und fixiert. Und wenn ich in solchen Situationen nicht richtig gehandelt habe, hat er mich gebissen. Er macht es aber
jetzt eine ganze Weile nicht mehr, aber ich trau mich an anderen Hunden selten vorbei. Ich meide es wenn ich kann obwohl ich weis das es falsch ist.
* Also aus Deiner Sicht kann ich sehr gut verstehen, warum Du Hundekontakt meidest. Allerdings hast Du natürlich recht, besser wird es davon nicht! Beschreibst Du mir mal so eine typische Hundekontaktsituation, also z. B. ich gehe spazieren und gucke mir die Gegend an oder trainiere ein bißchen mit Daizen. Daizen trägt eine Leine und ein Halsband, sonst nichts. Plötzlich bemerke ich einen anderen Hund und hole Daizen zu mir. Ich nehme die Leine kurz, damit ich ihn besser halten kann. usw. usw. Wie läuft das bei Dir und Daizen ab? Du schreibst, wenn Du dann nicht richtig gehandelt hast, hat er Dich gebissen, wann beißt er Dich? Wenn Du ihn anfaßt, wenn Du ihn kürzer greifst oder wann?
Das Buch vom Rudelkonzept sagt nicht viel aus, das stimmt. Aber für uns war das Rudel der Trainerin gut, damit Daizen erstmal seine ganzen Ängste verliert. Sie sagt er wäre ein Angstbeißer.
* Falls sie es Dir nicht schon erklärt hat, kannst Du sie mal fragen, warum sie glaubt, dass er ein Angstbeißer ist, also sie soll Dir mal genau die Signale zeigen bzw. aufzeigen, an denen Du erkennst, dass er Angst in solchen Situationen hat!?
Möglich ist es. Er war klein süß und knuddelig als wir ihn bekamen.
Alle Nachbarn fanden ihn toll und streichelten ihn. Jetzt habe ich die Quittung.
* Das muss nicht unbedingt ein Grund dafür sein.
Eigentlich sind die ganzen Inus sehr, sehr souveräne Hunde. Vor noch fast 10 Jahren war es fast schon üblich, dass diese Hunde an der Leine - und auch ohne - nicht besonders verträglich waren. Mittlerweile hat sich aber an der Zucht und vor allem an der Aufzucht schon viel geändert.
Ich habe hier mal einen Fragebogen für Dich, den ich immer mitnehme, wenn ich mal zu so Einzelgesprächen gehe. Vielleicht magst Du mir ja mal die Fragen beantworten!?
Wie alt ist Daizen jetzt nochmal?
Ist er kastriert?
Wo und wie genau lebt Ihr? Haus? Wohnung? Garten?
Welche Personen leben im Haus?
Wer beschäftigt sich am meisten mit dem Hund?
Wie wird der Hund beschäftigt?
Welcher Beruf wird ausgeübt?
In welcher Beziehung stehen die Bezugspersonen des Hundes zueinander? Tochter, Sohn, Enkel, Mann usw.
Warum habt Ihr einen Hund?
Wer will was am Hund verändern?
Warum soll es geändert werden?
Wann ist der Hund in die Familie gekommen?
Wo kommt der Hund her?
Besteht noch Kontakt zum Züchter/ vorherigen Besitzer?
Gibt es Vorbesitzer oder kam der Hund direkt vom Züchter?
Ist der Hund ausreichend sozialisiert? Wart Ihr in eine Hundeschule? Wenn ja, wie lange? Wie waren da die Gruppen? Groß, klein? Hat man drauf geachtet, dass z. B. Daizen sich nicht selbst wehren musste, wenn er gemobbt wurde?
Wie ist er aufgewachsen, beim Züchter und bei Euch, was habt Ihr in seinem ersten Lebensjahr so mit ihm gemacht, was hat er erlebt? Ein Lebenslauf wäre toll!!
Wie sind die Eltern von Daizen?
Wie sind die Geschwister von Daizen?
Welches Verhalten zeigt er genau und in welchen Situationen, welches Euch stört?
Seit wann zeigt er das unerwünschte Verhalten?
Gabs ein Schlüsselerlebnis?
Wie wird momentan mit dem Hund gearbeitet?
Welche Therapiemaßnahmen wurden ergriffen?
Wer hat die Therapiemaßnahmen durchgeführt?
Ist der Hund an den Maulkorb gewöhnt?
Hat der Hund Krankheiten?
Geht der Hund jagen?
Gibt’s bestimmte Personen, bei denen er das Verhalten zeigt? Ist das Verhalten unterschiedlich bei verschiedenen Personen?
Gibt es immer wiederkehrende Situationen, in denen er das Verhalten zeigt?
Wie geht Ihr mit Daizens Verhalten um?
Welche Empfindungen habt Ihr Daizen gegenüber? Bzw. was löst Daizens Verhalten bei Euch für Gefühle aus?
Was möchte jedes einzelne Familienmitglied von Daizen?
Wer will was an Daizens Verhalten ändern?
Warum soll etwas an Daizens Verhalten geändert werden?
Was ist das Ziel? Wie sollte sich ein Daizen verhalten, damit Ihr Euch alle wieder wohl fühlt?
Wo ist Daizens Liegeplatz bei Euch zu Hause? Was kann er alles sehen von seinem Platz? Ist es eine Decke oder eine Box?
Wann geht Ihr mit Daizen raus? Wie oft geht Ihr mit Daizen raus? Was macht Ihr beim Gassi gehen?
Wenn Ihr Daizen disziplinieren wollt, wie diszipliniert Ihr ihn? Worte, Klaps, Wurfkette???
Wenn Daizen tut, was Ihr von ihm möchtet, was bringt ihm das? Bekommt er Lob, Streicheleinheiten, Leckerlies oder was?
Zwei letzte Fragen sind mir ganz wichtig: Was glaubst Du, wie IHR Euer Verhalten ändern müsst, damit Ihr und Daizen Eurer Ziel erreichen könnt? Versetzt Dich mal in die Lage einer - sagen wir - Hundetrainerin, die Ahnung hat. Was würde Sie Euch raten, was Ihr tun müsst, damit Daizen so wird, wie Ihr Euch das vorstellt?
Und in wie weit habt Ihr Verständnis für Daizens Verhalten? Und für welche Verhaltensweise habt Ihr denn Verständnis? Was darf er von Euch aus, was darf er nicht? Gibt es Regeln, an die Ihr Euch schon haltet, die Ihr nicht versteht oder die Ihr lästig findet?
Ich weiß, dass das ganz schön viele Fragen sind und ich weiß, dass einige auch wirklich persönlich sind. Du musst selbst entscheiden, ob Du sie beantworten willst und kannst, oder ob nicht. Je ehrlicher und genauer Du hier antwortest, umso besser kann ich Euch helfen und vielleicht ein paar Ratschläge geben. Vielleicht kannst Du das dann ja auch mal mit zu Deiner Hundetrainerin nehmen und sie fragen, ob sie das genauso sieht und was nicht und wenn nicht, warum.. denn sie kennt Daizen. Ich nur aus Deinen Erzählungen.
Deshalb ist mir eines ganz wichtig zu sagen, für alle hier:
Für Anamnesen - denn nichts anderes ist es - und die zugehörigen Berichte nehme ich mir ungewöhnlich viel Zeit. Ich persönlich profitiere jedoch von dieser Ausführlichkeit, da ich mir hierdurch intensive Gedanken über die Problematik mache und voreilige Schlüsse noch während des Schreibens hinterfrage. Besitzer profitieren davon, weil sie das Verhalten ihres Hundes verstehen lernen. Sie ändern somit oft ihren Blickwinkel auf die Problematik und sind offen für neue Ansätze.
Wenn ich Euch so einen Bericht schreiben soll, teilt er sich in die Zusammenfassung der Anamnese, die möglichen Ursachen für das Problemverhalten und die Maßnahmen, um das Problem positiv zu beeinflussen. Dabei geht es mir in erster Linie darum, den Besitzern (und mir) begreiflich zu machen, wie das Verhalten entstanden sein könnte und zu erklären, welche Maßnahmen vor allem WIE helfen könnten. Die Besitzer sollen nach diesem Plan nicht selbstständig zu arbeiten beginnen, sondern vor allem das Hintergrundwissen für die vorgeschlagenen Maßnahmen erhalten. Die praktische Umsetzung für die meisten Dinge sollte unter Anleitung eines fachkundigen Hundetrainers oder Tierpsychologen stattfinden. Sollten sich einige der vorgeschlagenen Maßnahmen als nicht durchführbar herausstellen, sollten diese entsprechend angepasst werden - das müsstest Du mir dann nochmal mitteilen -, so dass der Maßnahmenkatalog nicht als starre Säule anzusehen ist.
Da Geschriebenes auch falsch verstanden werden kann und ich sie mit Euch nicht mündlich durchgehen kann, bitte ich Dich alles, was Du nicht so siehst oder Dir Bauchschmerzen bereitet nochmal zu hinterfragen, gerne zu kritisieren oder was auch immer Dir dazu unter den Fingernägeln brennt auch zu sagen.
Ich erhebe nicht den Anspruch auf Fehlerfreiheit in meinen Berichten. Versichern kann ich jedoch, dass ich die Berichte nach bestem Wissen und Gewissen erstelle, in der Hoffnung, nichts Wichtiges übersehen oder Fatales vorgeschlagen zu haben. Aber hier ist wirklich ganz wichtig, dass es im Prinzip eine Ferndiagnose wäre, die ich sonst gar nicht mache. Die Fehlerquellen können hier nicht unerheblich groß sein. Also würde ich Dich wirklich bitten, diesen Bericht ggf. Deinem Hundetrainer des Vertrauens zu zeigen, so dass er oder sie die Möglichkeit hat Fehler zu erkenne, die mir unterlaufen sein können, weil ich eben - unprofessioneller Weise - einen Blindbericht erstelle!!
Du kannst mir gerne eine anonyme Mail schreiben, indem Du meinen Namen anklickst, wenn Du das hier nicht im Forum schreiben möchtest. Oder Du sendest es mir an meine E-Mail Adresse. Wenn Du das möchtest, gibt mir bescheid, dann maile ich sie Dir!!
Lieber Gruß
Alexandra