Hundeforum.de

Hallo liebe Foris,

ich muss jetzt mal etwas schreiben. Mir ist heute was passiert. Ich bin immer noch total durch den Wind!

Eine Praktikanten war heute bei mir - Ihr kennt sie unter Princess, die Jella -. Sie hat ihr Baby dabei, die Tesa, 10 Wochen alt, sehr süßer kleiner Fratz... Ziemlich selbstbewußt und frech, aber einfach goldig.

Heute hatten wir Mantrailing... im MT ist ein DSH-Rüde, der bei mir schon seit guten zwei Jahren ist. Leider sehr schlecht geprägt, die Besitzer anfangs in einer Hundeschule, wo die Hunde alles unter sich ausmachen durften. Wir haben viel versucht, aber leider konnten wir ihn nicht wirklich resozialisieren. Heißt zu deutsch, Hündinnen sind normalerweise kein Problem. Er versucht sie nur unterzuordnen, wenn sie zu frech werden. Rüden egal ob kastriert oder unkastriert stänkerte er anfangs immer an, jetzt nur noch selten. Er kann nicht im Freispiel mitlaufen, erstens hat er unglaublichen Stress und zweitens fängt er früher oder später Ärger an. Er verletzt zwar niemanden, ist aber ja nicht wirklich schön. Wir haben irgendwann beschlossen, dass wir ihn dahin bekommen, dass er an der Leine keinen Zinober macht, sicher abrufbar und kontrollierbar ist und Freilauf einfach nicht machbar, sobald Rüden dabei sind oder nur mit Mauli (da er aber wie gesagt totalen Stress hat, geben sich das Hund und Frauchen mittlerweile nicht mehr).

MT ist für den Hund perfekt, weil er im Prinzip nichts mit den anderen Hunden zu tun hat und seinen Job macht und das ziemlich gut.

Nun ist heute folgendes passiert:

Wir waren fertig, ich daddelte kurz bei meinen Mädels am Kofferraum rum, die Gruppe (sie kennen sich gut) standen um mich rum, hinter mir usw. Der DSH stand direkt hinter mit und ich habe nur wahrgenommen, dass Frauchen an ihm rumnestelte. In der Zeit, nährte sich Tesa Benni, dem DSH, Jella ging in die Hocke, Benni sah Tesa an. Ich habs nicht mitbekommen, aber alle drei anderen sagten, er hat NICHTS angezeigt. Plötzlich macht er einen Satz nach vorne, schnappt sich Tesa und ein durchschütteln konnte nur verhindert werden, weil Jella Tesa schnell wegzog.
Ich war wie vom Donner gerührt. Denn so kenne ich Benni mit Welpen, mit denen er schon unter meiner "Aufsicht" Kontakt hatte sehr gut und sowas ist noch nie, nicht mal ansatzweise vorgekommen. Tesa schrie natürlich wie am Spieß, wir warteten kurz, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte und sahen sie dann durch, sie schien nur angesabbert zu sein. Jellas schnelle Reaktion hatte wohl schlimmeres verhindert, denn ein Durchschütteln hätte sie definitiv nicht überlebt!

Nun überlegten wir, was es war und gingen davon aus, dass es passierte, weil Bennis Frauchen an ihm rumnestelte und er das an der Leine gar nicht abkann, wenn andere Hunde zu nah sind, oder er vielleicht gar nicht so richtig geschnallt hat, dass das ein Hund war, weil er wollte schon totschütteln!

Also meinte ich: "Jella nimm Tesa mal auf den Schoss, Bennis Frauchen geht mal auf Distanz, Leine machen wir los, dass Benni nochmal vorsichtig schnüffeln kann und Tesa sieht, das gar nichts ist!" Wie gesagt, ich kenne den Hund!! Benni schnüffelt ein bißchen an Jella rum und sah Tesa dann! In dem Moment riess er das Maul auf und wollte ohne anzeigen - nun hatte ich es gesehen, wirklich NICHTS - sofort wieder volles Programm zupacken!! Zum Glück hatte ich meine Hand an seinem Geschirr - locker aber zum zupacken bereit! Ich riss ihn sofort weg und legte ihn auf die Seite!!

Leute, ich mache das seit 12 Jahren (!!!) sowas habe ich noch nie gesehen. Noch nie habe ich mich so in einem Hund getäuscht! So ein verhalten habe ich bislang nur zwei Mal gesehen (alles Kampfis). Ich kann gar nicht verstehen, was da abgegangen ist. Egal wie oft ich es durchspiele. Ich weiß nicht, warum Benni so auf einen weiblichen Welpen reagiert!???? Sicher er ist nicht ohne, aber so war er noch nie mit einem Welpen!

Ob Tesa etwas von Benni abbekommen hat wissen wir nicht, sie hat gehumpelt. Jella war beim TA, der meinte, alles gut, bis auf ein paar blaue Flecke und den Schreck!! Das Humpeln könnte aber auch vom Wegreißen sein, sie ist nicht grade sanft gelandet! Aber egal... ich bin völlig von der Rolle und verstehe echt nicht, wie das passieren konnte!! Der Hund hätte den Welpen getötet, da bin ich mir sicher und das ist für einen Rüden nun echt ehr untypisch und vor allem für einen, der sonst keine Probleme mit Welpen hat!

Das ist ja gruselig!

Die einzige, leider völlige doofe Idee, die mir in den Sinn kommt, ist die, dass Benni Tesa gar nicht wirklich als Hund wahrgenommen hat. Dem Frauchen von Benni muss der Schock ja auch tief sitzen...

Gute Besserung für Tesa, ich hoffe, sie hat davon keinen Knacks wegbekommen.

Hallo Jenni,

was mir zu diesem DSH einfällt, ist dasselbe, was mir zu einem Kampfi oder einem anderen typischen Schutzdiensthund mit einer solchen Geschichte einfallen würde: Hier haben Züchter längst vergangener Generationen eine Auswahl getroffen, von der seriöse Züchter heute sagen würden: "...gehört nicht in die Zucht". Mitunter kommt es zu Rückschlägen in diese Richtung. Packer, die nur für eines geschaffen sind, das Beißen, zeigen plötzlich dieses Wesensmerkmal, völlig unerwartet. Egal, ob auf "Mannschärfe", Bullen- oder Bärenbeißen oder für den Pit gezüchtet - die Wahrscheinlichkeit, an ein wesensmäßig derart gestörtes Exemplar zu geraten, scheint mir bei bestimmten Rassen und deren Mixen eben doch höher als bei anderen Rassen. So wurde bei echten Hütehunden, wie unseren Collies, eine verstärkte Beißhemmung und ein sensibles, "weiches" Wesen zum Schutz der Schafe angezüchtet.

Da Ihr diese Erfahrungen jetzt gemacht habt, werdet Ihr im Umgang mit diesem Hund wohl demnächst weniger vertrauensseelig sein. Verantwortungsvoll geführt, braucht es auch mit diesem Hund in Zukunft keinen Beißunfall zu geben. Ich hätte nicht gerne so ein "Pulverfass".

VG Gudrun

Hallo Jenni,

ist ja echt gruselig. So einen unberechenbaren Hund zu haben. Was sagt denn das Frauchen dazu ?
Der haben sicher auch die Knochen geschlottert . Oder?

Ich war letztes Jahr auf einem Züchter-Seminar. Da wurde unter anderem über Vererbung gesprochen.
Das war schon sehr interessant . Und Wochen später habe ich mit meherern Züchtern (einige langjährig) gesprochen und da war das auch ein richtiges Thema.
Ist aggressivität vererbbar? Und was soll ich lange reden ,eindeutiger Tenor :JA.
Selbst innerhalb einer Rasse ( Wo agressivität eher nicht vorhanden ist ) gibt es Agressive Blutlinien (einfach formuliert) . Das heißt dann noch eher , das man da erzieherisch machen kann was man will , solche Tiere vererben das weiter . Ergo solche Tiere werden bei Zuchttauglichkeitsprüfungen von der Zucht ausgeschlossen . Habe es leider auch schon anders gehört.

Akira hat als Junghund auch echt schlimme Erfahrungen diesbezüglich gemacht . Trotz absoluter Unterwerfung ist ihr das nicht erspart geblieben von Adulten und erheblich größeren Hunden gebissen und geschüttelt zu werden.
Wenn sie heute auf den ein oder anderen Hund der dem "Beisser" (optisch) entspricht böse wird , kann ich das verstehen. Ich mach um solche unsicheren Halter mitlerweile eh einen großen Bogen. Den Spruch , der tut nix oder so ähnlich . Können die sich schenken Akira hat interessanter Weise einen echt guten Riecher was solche Hund-Halter-Kombis angeht . Ich brauch nur ihre Körpersprache beobachten . Das ist mehr als ein Hinweis.

LG Heidi

Hi Jenni!

Schlimm das dieser Hund so heftig zugepackt hat und noch schlimmer das er überhaupt nix angezeigt hatte.
Unverständlich für mich ist das er anderen Welpen nichts getan hat und gerade Tesa aber schon.
Sieht irgendein Welpe den er kennt so aus wie Tesa oder ist ihm ihr Aussehen völlig neu?
Hat er zu Jella eine innige Beziehung?

Auf jeden Fall würde ich ihn nach diesem Vorfall nicht mehr ohne Beißkorb zu andern Hunden lassen.
Arme Besitzerin, die war sicher auch total geschockt.

Wie geht´s jetzt Tesa? Ist das humpeln wieder weg?

LG Claudia

Hallo nochmal,

noch wesentlich schlimmer ist, wenn (mit solcher Beißkraft!) derartige Ausraster Kinder oder überhaupt Menschen treffen. "Oh, das hat er noch nie gemacht!", ist dann auch kein Trost für den Verletzten.

Selbst wenn Zuchtziele wie "Kampftrieb ausgeprägt" heute nicht mehr in sind, haben wir mit den Folgen verfehlter Auslese und Verstärkung dieser Eigenschaften durch Linienzucht noch lange zu kämpfen.

VG Gudrun

Ihr Lieben,

ich habe die halbe Nacht wach gelegen und gegrübel.

Benni ist jetzt über vier Jahre alt. Er ist seit 2007 bei mir und sein Frauchen kam zu mir, weil Benni Leinenaggression zeigte. Gegen Rüden eh aggro war, bei Hündinnen manchmal auch. Leider ist in der Sozialisation viel falsch gelaufen, wofür die Besitzer, die sich auf einen Trainer verlassen haben nur wenig konnten. Die sind in ein Welpenspiel gefahren, wo die Hunde nicht beaufsichtigt wurden. Damals hat Benni schon alle immer untergebutter. Außerdem haben sie sich kurz nach Benni noch einen Labbi gehört. Der Labbi wurde tagtäglich von Benni untergebuttert und auch hier meinten die Trainer, das wäre in Ordnung, da müsse man nicht intervenieren. Benni hat also von der ersten Woche auf an gelernt, dass es völlig ok ist, andere Hunde platt zu machen!
Wir haben gaaaanz viel gearbeitet. Mittlerweile kann Bennis Frauchen mit ihm ohne Theater an anderen Hunden vorbei gehen. Er ist abrufbar aus jeder Situation und sie kann ihn nun lesen. Er lief lange Zeit bei uns im Freilauf mit, weil wir hofften, er würde irgendwann weniger Stress zeigen, geht aber nicht. Wenn er andere spielen sieht, will er das unterbrechen und zwar mit aller Macht. Läßt man ihn nicht, hat er totalen Stress. Er läuft in solchen Gruppen nur mit Maulkorb gesichert. Ohne ist uns zu heiß!
Benni ist ein Begleithund, sein Frauchen ist sehbehindert und er geht überall mit hin. Ist mit Menschen und auch Kindern toll, supertoll! So sind meine, grade mit Kindern nicht!
Nach langem hin und her haben wir uns entschieden, dass wir das Ende der Fahnenstange erreicht haben. Wir können ihn nicht weiter resozialisieren. Das geht einfach nicht, nicht ohne den Hund super zu stressen und das Benni körperlich nicht wenig angeschlagen ist Herz, Arthrose, ED... möchten wir das eigentlich beide nicht! So wies ist, können beide gut damit leben!

Er war grade in der letzten Zeit, besonders auch mit Hündinnen superentspannt und echt zugänglich. In der Familie gabs in letzter Zeit häufiger Welpen, die er vielleicht mal beschnüffelt, aber meistens ignoriert hat.

Ich kann nicht sagen, was das gestern war. Tesa sieht nicht aus wie ein Welpe, den Benni kennt oder kannte. Sein Frauchen ist völlig von der Rolle und Jella völlig fertig, die alles daran setzt, dass Tesa, die ja nun aus dem Müll in Polen kommt, gute Erfahrung macht und gut sozialisiert wird. Und dann die Nummer! Zum Glück haben Jella und Tesa ein supertolles Verhältnis und zum Glück sind beide grade bei Katja untergebracht, die ja zwei eigene und einen Pflegeridgeback grade hat. Tesa ist zwar etwas vorsichtig und zurückhaltend, aber da scheints zu gehen. Allerdings humpelt sie noch stark. Gebrochen ist aber nichts. Ich vermute, dass es verstaucht ist. Der arme Knopf!
Hätte ich auch nur im Ansatz gedacht, dass Benni eine Macke hat, hätte ich ihn ja im Traum kein zweites Mal rangelassen.

Genetische Auffälligkeit nach über vier Jahren obwohl es schon viele sehr ähnliche Situationen gegeben hat, die das hätten auslösen können, kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Beruhigt mich und sagt mir, dass es sein kann und ich kein vollkommener IDIOT BIN!!!

Ich habe gar nichts gesehen! GAR NICHTS!!! Ich habe beim zweiten Mal gesehen, wie seine Pupillen weit wurden, so wie es bei Hunden passiert, die eine Beute sehen und habe sofort zugegriffen. Er hat kein Fell gesträubt, hatte eine entspannte Körperhaltung, nichts verkrampftes, kein Zucken in der Rute, keine steifen Bewegungen oder sowas... ich kenne es bei Pittis und Co, ich kenne es nicht bei Schäfis. Ich weiß, dass die oft nicht ohne sind, weil meistens falsch sozialisiert... aber sowas habe ich bei einem Schäfi noch NIE gesehen... nicht so krass!!

Jenni, du kannst dich jetzt natürlich geißeln und dich mit Selbstvorwürfen kasteien; du bist einerseits ne Top-Trainerin aber du bist nicht für alles und jeden verantwortlich.

"Shit happens", es ist nun mal passiert, und es war definitiv nicht deine Schuld, oder?

Solche Situationen passieren wenn sie passieren sollen, und auch eine Jenni ändert das nicht.

Du änderst auch keine Zuchtmerkmale und du änderst das Fehlverhalten von Züchtern/Besitzern nicht im Nachhinein.

Bleib locker, Mädel, sonst werden alle Hundies um dich rum nervös...und dat willste doch auch nich, oder?

Lass dir mal auf die Schulter klopfen *klopfklopfklopf* und Kopf hoch!

LG
Mel

Ne, das will ich natürlich nicht.

Aber ich würde es gerne verstehen wollen, weißte! Ich verstehs ja nicht mal und wenn ich nicht, wer denn dann? Alle wollen von mir erklärt haben, warum das passiert ist. Ich kanns aber nicht erklären! Der Hund war noch nie unauffällig, aber er ist noch nie auf einen Welpen draufgegangen! Der Hund geht nicht wirklich jagen und wenn er doch mal hinter einer Katze hertrabt ist er sogar aus dem Laufen abrufbar!

Ich frage mich, ob ich einfach doof bin und nicht gesehen haben, und das vielleicht über Jahre, dass der evtl. eine tickende Zeitbombe ist. Weißte so wie mit den Kampfibesitzern, die jahrelang an einem Spielplatz vorbei gehen und auf einmal nach vier Jahren stürzt sich der Hund auf ein Kind drauf und zerfleischt es.

Ich kanns auch einfach nicht mit einer gewissen Distanz betrachten, um dann evtl. rauszufinden, was es ausgelöst hat.

Habt Ihr schon mal erlebt, dass ein Hund sich auf einen anderen draufgestürzt hat, weil er vielleicht dessen Besitzer nicht mochte? Das war grade nochmal eine Idee von einer lieben Bekannten. Ich würde halt gerne wissen, was da passiert ist und ob ich jetzt auf einem Pulverfass sitze, wenn der gute Benni weiterhin in meinen Kursen läuft. Selbst wenn der mit Maulkorb gesichert ist. Haut der einem Format von 10kg den Mauli ins Genick, is der auch hin!