Mal was trauriges: Meine Gina musste gehen..

Mal was trauriges: Meine Gina musste gehen..

Beitragvon Jackylie » Mi 10. Jun 2009 15:09

Hallo ihr Hundeverrückten, ich bin ganz neu hier, möchte aber meine Geschichte erzählen. Es ist eine traurige Geschichte, von einem Erlebnis, vor dem ich 17,5 Jahre lang Angst hatte. Aber ich denke sie hilft, denen, die auch mal in so eine Situation kommen werden. bevor es uns passiert ist, habe ich im Internet nach solchen Berichten gesucht und sie gelesen, es hat mir sehr geholfen.
Also: Ich bin 21 Jahre alt, mit 4 Jahren bekam ich meinen ersten Hund: Gina. Eine schwarze Mixhündin, mit einer weissen 1 auf der Brust. Von da an machte ich keinen Schritt ohne sie, sie war unser erster Hund und gleich so perfekt. Alle Aufsätze, die ich in der Schule schrieb, handelten von Gina. Ich war immer so eingebildet beim Thema Tiere, denn ich hatte ja den besten Hund der Welt! ;) Mit 8 Jahren bekam sie Krebs, Mama Tumore. Mit 15 Jahren musste ein geplatzter Tumor entfernt werden. Sie hat es so weggesteckt. Sie war nie krank und nur zum impfen beim Tierarzt und eben der Krebs.
Als sie 11 war, bekam ich noch Jacky, meine Labradorhündin. Gina konnte sie nicht leiden, aber nach 6 Monaten waren sie unzertrennlich. Letztes Jahr im August kam noch unser Jimmie dazu, da wir wussten, dass Gina irgendwann gehen muss und wir nicht wollten, dass Jacky dann allein ist.
Von da an baute Gina immer mehr ab, aber der Tierarzt hat mir bestätigt: Meine Maus hatte keine Schmerzen und solange sie frisst und aufsteht, ist es in Ordnung. Mein ganzes Leben hatte ich Angst, vor dem Tag, an dem Gina gehen musste. Nun war er schon so nah... und unaufhaltsam.
An meinem Geburtstag, 24.5., kam sie mit zu unserem Gartenhäushcne, in dem wir feierten. Sie war immer die "Partyqueen" und auf jeder Party dabei. Aber an meinem Geburtstag kam sie nur kurz gucken, drehte dann wieder ab und ging ins Haus. Da bekam ich ein ganz komisches Gefühl. Ich habe mir an dem Tag gewünscht, dass sie bitte nicht an meinem Geburtstag geht, wenn es ihr nichts ausmacht.
Die nächsten Tage wurden immer schlimmer.Unsere geliebte Gina ist am 29.5.09 in unseren Armen eingeschläfert worden, da sie so abgemagert war, dass sie am letzten Tag nicht mal mehr aufstehen konnte. Wir haben am Abend zuvor die Tierärztin angerufen, sie würde am nächsten Tag gegen 14.00h da sein. Es war wie ein Countdown und wir haben so gebangt, dass Gina einfach morgens nicht mehr aufwacht. Aber sie hatte nicht die Kraft, alleine zu gehen. Dann, kurz vor 14.00h der Anruf: Die Tierärztin ist unterwegs. Ich habe Gina gestreichelt, mit ihr gesprochen, alle letzten Sekunden aufgesaugt, ich habe geweint, ihr etwas Leckeres angeboten, meine anderen Hunde gerufen, damit sie sich verabschieden. Ich habe gehofft, die Uhr würde stehen bleiben. Es klingelte an der Tür und ich konnte einfach nicht mehr. Ich war nur noch eine Hülle, bis oben hin voll mit Verzweiflung und Tränen. Wir haben ihr damit eine schwere Aufgabe abgenommen und wissen, dass es ihr gut getan hat, aber es ist so verdammt schwer. Sie hat mich durch meine Kindheit begleitet, war immer an meiner Seite und einfach überall dabei. Und auf einen Schlag fehlt einfach alles. Sie ist ganz ruhig eingeschlafen und unsere Tierärztin hat es super gemacht, zum Glück ist sie auch zu uns nach Hause gekommen, so dass Gina in ihrem Umfeld gehen konnte. Sie hat eine Betäubung gespritzt und Gina schlief ganz langsam ein, es hat bestimmt 2 Minuten gedauert, in denen wir uns von ihr verabschiedet haben. Dann bekam sie die Überdosis und man merkte kaum, wie sie aufhörte zu atmen. Irgendwie war ich so erleichtert! Aber dann die Worte meiner Tierärztin: " Ihr Herz hat jetzt aufgehört zu schlagen". Wie ein fester Schlag in den Magen, es reisst einem den Boden unter den Füssen weg, ich wäre beinahe kolabiert. Meine anderen beiden Hunde sind sofort nach draussen gerannt, sie haben gemerkt, dass etwas schlimmes passiert ist.

Gina sah noch so lebendig aus. Die Augen haben sich nicht geschlossen und wir haben verzweifelt versucht, sie zuzumachen. Es ging nicht. Ihr Blick war irgendwie so leer, ich konnte das nicht länger ertragen.

Wir haben Gina dann in ihr Lieblingskörbchen gelegt und ich bin sofort raus in die Garage und habe ihr einen Sarg gebaut. ich hatte mich wieder etwas gefasst. Aber meine Eltern, die sonst kaum Emotionen den Tieren gegenüber zeigen, mein Vater, den ich noch nie vorher weinen sah, ihnen ging es so schlecht und sie so fertig zu sehen hat mich zerrissen. Ich habe mir geschworen, nie wieder einen Hund haben zu wollen.

Mein Vater hat dann das Grab gegraben. Nach 2 Stunden Abschied nehmen, haben wir Gina beigesetzt, das war das allerschlimmste. So entgültig. Nie wieder streicheln. Nie wieder bettelt sie und gibt dafür Pfötchen. Nie wieder liegt sie unter unserem Bett. Ihr Napf stand noch da, ihr Halsband haben wir behalten... Haare von ihr habe ich an meinen Türrahmen geklebt, um wenigstens noch etwas von ihr zu haben. Überall Fotos aufgestellt... Am nächsten Tag sind wir in den Baumarkt gefahren und haben Granit-Pallisaden als Grabumrandung gekauft sowie viele schöne Blumen. Das hat mir geholfen. Sie liegt jetzt unter unserem Haselnuss-Baum.

Die erste Nacht war schrecklich. Viel zu viel Zeit zum Nachdenken, ich habe nur geweint, richtige Krämpfe bekommen wie sonst noch nie, ich habe hyperventiliert und konnte nichts dagegen tun. Ich stand so kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Irgendwann fielen mir aus Erschöpfung die Augen zu. Am nächsten morgen bin ich mit geschwollenen Augen aufgestanden, aus meinem Zimmer in den Flur gegangen, wo Gina gelegen hat und die Weinkrämpfe gingen von vorne los.

Ein Geräusch im Schlafzimmer, ein Hund schnarcht und jedes Mal dachte ich, es wäre meine Gina. Nach der 3. Nacht wurde es etwas besser. Es fing die Zeit an, in der ich nicht nur voll Trauer war, sondern mich gern an die schöne Zeit erinnern konnte. Aber ich habe mich nicht daran gewöhnt, dass Gina nicht mehr da ist. Das werde ich auch nicht. Ich habe immernoch das Gefühl, dass sie unterm Tisch liegt, oder unterm Bett schläft, dass sie draussen im Garten ist oder so. Und das ist schön. Sie hat uns nicht verlassen, meine Maus ist immernoch da und wird es auch immer sein.

Mittlerweile möchte ich wieder einen Hund haben, wenn ich ausgezogen bin. Und er wird vom Tierschutz kommen, soviel steht fest. Vielleicht eine alte Omi, die sich nach Wärme sehnt, denn Gina, so sehe ich das, hat für einen anderen Hund Platz gemacht.
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Re: Mal was trauriges: Meine Gina musste gehen..

Beitragvon dyck » Mi 10. Jun 2009 15:37

Hallo, ich bin auch neu hier und habe gerade deinen Bericht gelesen.Es ist immer schlimm wenn ein Freund gehen muß.Ich habe über eine woche geheult nachdem mein vorriger hund gestorben ist,und manchmal sogar noch jetzt wenn ich an ihn denke.seit 2jahren hab ich wieder einen und ich weiß gar nicht wie ich es ohne ihn ausgehalten habe.deine idee sich eine ältere dame zu holen find ich gut.denn auch diese haben anspruch auf ein schönes leben.Wenn es soweit ist wünsch ich dir das du eine tolle findest,ersetzen kann deine gina kein anderer hund.aber das weißt du bestimmt selbst.
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Re: Mal was trauriges: Meine Gina musste gehen..

Beitragvon Jackylie » Mi 10. Jun 2009 18:36

Hallo, meine Gina kann garnicht ersetz werden, sie ist ja immernoch da ;)
Aber jeder Hund den ich kenne, ist auf irgend eine Weise ein toller Hund. Wir haben ja 3 gehabt, mit Gina, und ich will keine einzigen missen. Sie sind auch alle auf gleicher Stellung bei uns, wir haben alle gleich lieb. Von daher mache ich mir keine Sorgen, wenn bei uns ein altes Mädchen einzieht. Man muss nur darauf gefasst sein, dass man Kompromisse eingehen muss, zum Beispiel wenn der Hund eben ein Kläffer ist oder nicht allein bleiben kann. Ist für uns aber alles kein Grund zur Abgabe :)
Man bekommt ja auch keinen fertig geformten Hund, aber genau das ist das schöne daran.
Ich muss immernoch weinen, wenn ich an meine Maus denke. Ich hatte auch arge Schuldgefühle wegen dem einschläfern. Man weiss, dass man es für den Hund getan hat, man weiss, dass es das beste war, und trotzdem fühlt man sich so unheimlich schuldig, weil man über ein Leben entschieden hat. Und man macht sich immer Vorwürfe: Hab ich alles richtig gemacht, hat es Gina hier gefallen, und und und. Aber so langsam weiss ich, dass Gina dankbar für die Zeit ist, die sie mit uns verbringen konnte. Denn das war das schönste für sie: Einfach an unserer Seite sein.
Meine Jacky ist mittlerweile auch schon 7 Jahre alt. Immer muss ich daran denken, dass große Hunde eventuell nicht so alt werden, dann hat sie auch ein schlechtes Immunsystem und ich habe totale Angst, sie auch irgendwann zu verlieren. Ich will eigentlich nicht daran denken, sondern die Zeit mit ihr geniessen, aber ich bekomme diese Gedanken einfach nicht aus dem Kopf. Andererseits bin ich froh, die Erfahrung mit Gina gemacht zu haben. Ich hatte immer Angst, dass ich im wichtigen Moment nicht einschläfern lassen kann. Aber so habe ich gemerkt, dass ich diese Entscheidung doch treffen kann und in diesem schweren Moment bei meinem Hund sein kann und ihm seine Last abnehme. Vorher dachte ich immer, das ich nicht dabei sein kann, wenn mein Hund die Spritze bekommt, aber es war wirklich nur wie einschlafen und ich habe gespürt, wie erleichtert Gina war, dass wir alle drei, meine Eltern und ich, für sie da waren.
Jetzt kommen mir schon wieder die Tränen...
LG Melanie
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Re: Mal was trauriges: Meine Gina musste gehen..

Beitragvon Lennox » Do 11. Jun 2009 13:04

Hallo Melanie,

sehr bewegend, ich musste gerade tief durchatmen.

Das Thema Tod verdrängen oftmals, wenn auch unumgänglich.

Finde ich gut, dass Du die Geschchte hier nieder geschrieben hast. Eine gute Form von Verarbeitung, sich etwas von der Seele zu schreiben.

Fühl´ Dich fest umarmt.

Einen lieben Gruss, Chrissi
Lennox
 
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Re: Mal was trauriges: Meine Gina musste gehen..

Beitragvon Bellamaus » Do 11. Jun 2009 13:35

Hallo Melanie
Ich habe auch deine Geschichte gelesen u. habe mit geweint.Ich habe auch soetwas in absehbarer zeit vor mir.Ich habe eine Weise Schäferhündin" Bella,,11jahre alt,sie macht noch einen recht fiten Eindruck aber man weis nie wann die zeit kommt.Ich hänge sehr an ihr ich war mit ihr als Welpe im Erziehunskurs habe neben dem Fahrad herlaufen beigebracht u. al solche sachen, sie ist sehr gelrig.Aber jetzt im alter lasse ich ihre Ruhe,sie spielt u. springt noch viel herum.Aber ich habe auch eine riesen Angst vor diesem Moment wann sie gehen muss.Ich wünsche dir noch viel freude mit deinen Gesellen u. viel Kraft.LG Inge
Bellamaus
 
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