Kettenhaltung

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Beitragvon Jenni » Sa 18. Okt 2008 23:40

Hallo Foris,

ich habe einen großen Gewissenskonflikt und brauche mal bitte eine illustre Diskussionsrunde und Eure Meinung!!

Ich war nun eine Woche bei Ben, einem Berner Sennenhundmix. Ben habe ich eine Woche lang Gassi geführt, weil Herrchen und Frauchen im Urlaub waren und ich kann Euch gar nicht sagen, was mit mir grade los ist.

Als ich das erste Mal zu dieser Familie gerufen wurde, war ich schon total geschockt. Als ich da ankam, war Ben an einer ca. 4 m langen Kette hinter dem Haus. Das ist nicht etwa ein Bauernhof, sondern ein GANZ normales Haus. Der Besitzer erklärte mir strahlend, was Ben doch für ein toller Kerl wäre. Leider sei er seit einigen Jahren "nicht mehr dicht" und verliere ab und zu mal ein paar Tröpfchen. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll und hoffe es wird nicht zu konfus...

Also, man kommt da rein in eine normale Wohnsiedlung, geht an einem schönen Haus vorbei und direkt hinter der Treppe ist der "tiefer gelegte" Berner Sennenmix an einer Kette fest. DEN GANZEN TAG, DIE GANZE NACHT!! 2 - 4 Mal die Woche geht man - wenn er Glück hat - angeblich ein halbes Stündchen mit ihm raus, sonst läßt man ihn mal im Garten laufen. Dort darf er an verschiedene Büsche nicht sein Bein heben (eigentlich an alle nicht), dort ist ein Swimming Pool, ein Hochbeet, eine Kamingrillstelle, ein netter kleiner, künstlicher Bachlauf...

Ich sollte dann erstmal nur EINMAL am Tag kommen und ihn fütter und 10 MINUTEN laufen lassen, weils dann ja nur 3,-Euro am Tag gekostet hätte. Ich meinte, dass es ja wohl nicht zu viel sein für einen Hund 8,-Euro auszugeben und ich komme dafür 2 Mal und habe wenigstens eine 3/4Stunde mit Ben Zeit. Naja, gut, dann eben so...

Wenn Ihr glaubt, das ist jetzt schon schlimm, täuscht ihr Euch! Ich fuhr nun also jeden Tag hin. Am ersten Tag war noch ein Häufchen dort im Gras, wo Ben es erreicht und wir gingen raus. Schon an dem Tag, lief ich morgens eine halbe Stunde und Abends eine halbe Stunde. Ben verstand sich super mit meinen Mädels und genoss es total! Leider fing er immer schon nach 20 Minuten an zu Humpeln. Kein Wunder. So machte ich das jetzt die Woche durch. Ben hat GAR nicht mehr bei sich zu Hause hingemacht und ich glaube, dass ihm das fast schon peinlich ist, wenn er das machen musste, weil ich einmal nicht vom Kunden weg kam und über eine Stunde später da war, als geplant.
Aber nicht nur das. Ben hat eine mit Kunstrasen überzogene Palette und eine Hundehütte die mit Kunstrasen ausstaffiert ist... schön oder? Er bekommt einmal am Tag Aldi Billigfutter, ist ziemlich dick und seiner Hundehütte gegenüber gibts einen kleinen Raum, da ist ein Motoroller und zwei Fahrräder sowie der Rasenmäher untergebracht. Wenn man das alles zusammenrücken könnte, wäre da locker auch Platz für einen Ben, man könnte das prima überdachen. Denn dort wo seine Hütte steht ist dahinter das Haus, daneben die Garage und gegenüber eben dieser kleine Raum und man könnte das auch ganz einfach so abzäunen, dass er sich ohne Kette bewegen könnte.

Nun werdet Ihr sagen: WO IST DAS PROBLEM??? Schick den Tierschutz hin und die sollen ihn da raus holen - richtig??? Genau! So hatte ich das vor... Nun habe ich mit vielen Leuten gesprochen. Und nun weiß ich nicht, ob das wirklich die beste Idee ist:
Ben ist 9 Jahre alt. Er hat schon Gelenkprobleme und er ist leicht inkontinent. Er war noch nie drinnen. Er hat kaum Bezug zu Menschen und er ist total Rüdenaggressiv. Er macht ein riesen Getöse beim rausgehen und zieht wie ein Bulldozer...
Wenn ich da jetzt den Tierschutz hinschicke und die ihn mitnehmen, wie hoch sind die Vermittlungschancen für einen inkontinenten, unkastrierten, rüdenaggressiven 9 Jahre alten Rüden, der drinnen wahrscheinlich die Oberkrise kriegen würde...

Bitte versteht mich nicht falsch. Ich finde das ganz furchtbar und wenn mir hier alle schreiben, hol den Tierschutz, dann mach ich das. Aber ich frage mich grade ernsthaft, ob das wirklich die beste Lösung für Ben ist??

Ehrlich und ich habe noch nie einen "Fall" so sehr mit nach Hause genommen, wie den von Ben, weil ich einfach nicht weiß ob ich ihm wirklich einen Gefallen tue??

Lieber Gruß

Jenni
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Re: Kettenhaltung

Beitragvon PeggySue » So 19. Okt 2008 08:12

Hallo Jenni,

das ist ja alles ganz schrecklich und mir tut der Ben auch unheimlich leid. :( Aber ich versteh auch deine Gewissenskonflikte sehr gut. Ich wär mir da auch nicht sicher ob das "rausholen" für ihn in dem Moment das beste wäre. Das wäre wohl erst vernünftig wenn sich ein neues gutes Plätzchen zuerst finden ließe, was natürlich super schwierig ist in seinem Fall.

Aber du hast ja geschrieben dass die Besitzer recht nett waren. Meinst es gäbe ne Möglichkeit die Sache gaaanz vorsichtig mal anzusprechen? Natürlich nicht indem du gleich sagst wie schrecklich alles ist, sondern dich mal vorsichtig rantastest z.B. ihnen diese Idee beschreibst mit dem abzäunen damit er wenigstens von der Kette kommt?

Du könntest ihnen auch erzählen wie wahnsinnig er sich übers gassigehen gefreut hat und ganz begeistert von den Spaziergängen erzählen, was für ein toller Hund er doch ist usw. Vielleicht wollen sie dann auch mal so ne schöne Erfahrung mit ihrem eigenen Hund machen, und gehen im Idealfall etwas öfter mit ihm raus?

Ich weiß, das ist alles total kompliziert und ne bessere Idee fällt mir auch grad nicht ein. Aber vielleicht melden sich noch ein paar andere die einen Geistesblitz haben!

Man kann nur hoffen dass sich diese Leute wenn Ben einmal nicht mehr ist keinen neuen Hund holen und ihn ebenso behandeln!

Mitleidige Grüße,
Maria
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Re: Kettenhaltung

Beitragvon Jenni » So 19. Okt 2008 16:31

Hallo Ihr beiden,

ich bin Euch wirklich sehr dankbar für Eure Ideen und Anregungen.

Die Besitzer sind zwar soweit ganz nett, aber leider uneinsichtig. Sie sind der Meinung, dass er das ja so gewöhnt ist und das auch nicht schlimm findet.

Wißt Ihr, das glaube ich sogar. Er macht mir keinen traurigen Eindruck. Ich finde jetzt die Tatsache, dass er an der Kette ist - nun gut nicht schön - aber er hat damit keine Probleme und Doris Du hast völlig Recht mit Deinen Worten.

Es ist nur so, die haben wirklich ein großes Grundstück und sie könnten es ihm ohne Zweifel schön machen und auch öfter mit ihm Gassi gehen.

Wenn ichs könnte, würde ich da jeden Tag hinfahren und mit ihm rausgehen, aber davon kommt mir die Butter leider - so blöde das auch ist - nicht aufs Brot und 14 Stunden Arbeitstag reichen mir persönlich. Und wenn würde ich es für lau machen müssen, weil sie das nicht bezahlen. Sie glauben ja, dass es Ben super geht!

Ich kann mich eben aus den von Dir, Doris, genannten Gründen auch nicht zu 100% mit dem "ich melds dem Tschu" anfreunden. Das sind ja genau meine Überlegungen. Der wird doch NIE WIEDER vermittelt! Dann fristet er seine letzten (vielleicht sinds ja auch noch mehr Jahre) in einem Zwinger im TH. Is auch nicht wirklich viel besser, wie ich finde!

Is irgendwie alles verzwickt. Ist nicht mein Hund, und so kann ich ihm auch nicht so helfen, wie ich will. Aber ich werde ihnen mal ein paar Dinge vorschlagen, wenn ich heute den Schlüssel abgebe. Vielleicht kann ich ja was erreichen?

Lieber Gruß

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Re: Kettenhaltung

Beitragvon PeggySue » So 19. Okt 2008 17:44

Hey, die Idee von Doris find ich auch super :-) Aber wer weiß... vielleicht ist denen das auch egal. Vielleicht würden sie - da er ja eh schon alt ist - in ihn kein Geld mehr investieren.
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Re: Kettenhaltung

Beitragvon Whoopsy » So 19. Okt 2008 18:36

PeggySue hat geschrieben:Hey, die Idee von Doris find ich auch super :-) Aber wer weiß... vielleicht ist denen das auch egal. Vielleicht würden sie - da er ja eh schon alt ist - in ihn kein Geld mehr investieren.


Ja find ich auch eine gute Idee. Ich hoff nur, dass die sich NIEMALS WIEDER einen Hund anschaffen, denn dann würde ich den Tierschutz einschalten...

Und vielleicht lassen sich ja ein paar tierliebe Teenis oder Rentner finden, die mit dem Hund wenigstens ab und zu laufen (also müsste halt jemand sein der den Hund auch handeln kann).

LG Marion
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Re: Kettenhaltung

Beitragvon Jenni » So 19. Okt 2008 22:27

Hallo,

also um ehrlich zu sein glaube ich nicht, dass sie in ihn investieren würden. Ich schätze, dass sie ihn einschläfern lassen würden, wenn er zu teuer wird!

Aber ich werde das so versuchen, wie Doris es gesagt hat. Vielleicht ergibt sich ja was. Und wenn nicht, hole ich den Tierschutz.

Und dann könnt Ihr einen drauf lassen, dass ich alle Hebel in Bewegung setze, damit der noch ein schönes zu Hause findet. Vielleicht gibts ja irgendwo einen Bauernhof, wo er noch hin kann, wo er geschützt "wohnen" kann und jemanden hat, der ihn wenigstens einmal am Tag Gassi führt oder sich sonst wie mit ihm beschäftigt. Denn ich glaube und befürchte, dass er in einem Haus eingehen würde.

Lieber Gruß

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Re: Kettenhaltung

Beitragvon Jenni » So 19. Okt 2008 22:51

Ich hoffe, dass sie das auch so sehen werden!! Selten habe ich mich so gedrückt davor, Kunden etwas zu sagen...
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