von Gudrun » Do 17. Sep 2009 23:18
Hallo Tine,
zu diesem Abschnitt möchte ich nun doch auch was schreiben, weil ich mich persönlich angegriffen fühle:
"Auch, wenn es angeblich verantwortungvolle Züchter sein sollen. Mit kleinen Lebewesen Geld machen. OK, bei einem privaten Unfall ist es was anderes. Aber zu einem Züchter zu gehen, damit mein Hund auch wirklich so aussieht, wie meine Lieblingsrasse. Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln."
Ich bin seit fast 14 Jahren aktiv in einem Züchter-Verein, habe brav Züchter-Seminare besucht und viel gelesen, bevor bei mir selbst die ersten Welpen geboren werden durften. Ich habe jetzt seit 10 Jahren eigene Würfe und insgesamt 70 Amerikanische Collies großgezogen, aber nicht, "um Geld zu machen", obwohl der Welpenpreis von 900 Euro für Unwissende danach aussehen mag, sondern, um einen altmodischen Schlag dieser wundervollen Tiere erhalten zu helfen. Da ich mit gesundheitlich gut überprüften Elterntieren züchte, deren Eltern auch schon gesundheitlich überprüft waren, bevor sie in die Zucht durften, ist die Wahrscheinlichkeit, bei mir einen gesunden Hund mit hoher Lebenserwartung zu bekommen, ungleich höher als bei Zufallswürfen. Ich lerne dauernd Mischlinge kennen, die allerhand gesundheitliche Probleme haben. Da gibt manch einer für 1 Mix mehr Geld beim Tierarzt aus, als ich für mein 8-köpfiges Rudel!
Schnell nochmal zum Preis. Klar wäre ich Kolja eher "losgeworden", hätte ich ihn billiger inseriert. Schließlich hatte ich ihn fast ein halbes Jahr. Ich wollte aber Menschen finden, die meine Bemühungen um gute Zuchtplanung, tiermedizinische Überwachung, Welpen-Frühstimulation, Prägung, Sozialisation und Umwelterfahrung der Welpen zu schätzen wissen. Mit meinen 7 Welpen 2009 hatte ich insgesamt ein Dreivierteljahr richtig Arbeit und keine Zeit, Geld zu verdienen. Stattdessen habe ich für spezielle Untersuchung, z. B. an Welpenaugen, viel Geld ausgegeben. Judy war nicht perfekt. Sie war der aufwendigste und teuerste Welpe, den ich je hatte! Ich habe sie an gute Bekannte verschenkt. Richtig züchten ist ideologische Selbstausbeutung!
Wer so etwas nicht honorieren mag, kann sich ja einen Tierheimhund holen. Wenn aber alle so denken und entscheiden, gibt es demnächst keine Rassehunde mehr, sondern nur noch Hunde, die irgendwo zufällig oder auch bewusst vermehrt, aber eben nicht auf Gesundheit hin ausgelesen sind. Dann haben eben alle mehr oder wenige kranke "Überraschungspakete", über deren ererbte Wesensmerkmale man auch keinerlei Vorhersagen machen kann, ganz zu schweigen von der zu erwartenden Optik und Größe. Wenn es zu wenig Abnehmer für Rassehunde gibt, müssen viele Züchter aufgeben. Das macht die Zuchtbasis enger. Igendwann kann man dann wegen Inzuchtdepression keine gesunden Rassehunde mehr züchten. Seriöse Züchter haben sich jahrhundertelang bemüht, die heutigen Hunderassen herauszuzüchten. Sollte deren Arbeit ganz umsonst gewesen sein? Keine Hunderassen mehr zu haben, empfänd ich als kulturellen Verlust.
VG Gudrun