Hund beißt plötzlich in Füße

Hund beißt plötzlich in Füße

Beitragvon biggi3 » Mi 7. Jan 2009 16:23

Hallo,
ich bin neu hier im Forum und habe schon reichlich gelesen auf der Suche nach Hilfe bei meinem Problem. Aber so wirklich komme ich nicht weiter. Vielleicht kann mir hier jemand helfen?

Wir haben seit Mitte Oktober einen Hund aus dem Tierheim, er ist aus Ungarn, hat vielleicht schon mal in einer Familie gelebt weil er so menschenbezogen ist, aber er hat wohl evtl. auch eine Zeit auf der Straße gelebt, weil er auch ein paar Blessuren hat.

Die ersten paar Wochen waren eigentlich super, er ist stubenrein und bis auf ein bißchen Ziehen beim Spazierengehen alles gar kein Problem. Mit Spielzeug kann er überhaupt nichts anfangen, wir gehen viel mit ihm spazieren und wenn ich arbeiten gehe (3 Vormittage) bleibt er ohne Probleme zuhause.
Tagsüber zuhause legt er sich einfach immer in die Nähe von jemandem, zum Schlafen geht er ins Zimmer meiner Tochter und legt sich vor das Bett.
Irgendwelche Kommandos kennt er überhaupt nicht, bei Sitz und Platz macht er es, wenn er weiß man hat auch gutes Leckerli, ansonsten ist das eher Glücksfall. Wir gehen in die Hundeschule, wo wir nun "Nein" tranieren und Leinenführigkeit . Lt. Aussage der Hundeschule ist unser Hund sehr hart im Nehmen und man muss sich wirklich durchsetzen. Wir sind übrigens zu fünft, 3 Kinder von 14, 12 und 8.

Nun ist aber innerhalb der letzten Zeit immer mehr passiert
- abends waren wir, ich und meine 3 Kinder spazieren im Dunkeln, mein Sohn hat den Hund geführt
und plötzlich geht er auf einen uns entgegenkommenden Mann los. Wir haben ihn schnell zurückgezogen und seitdem nehmen wir ihn immer kürzer wenn jemand entgegenkommt oder gehen auf die andere Straßenseite

- einmal ist er auf ein fahrendes Auto los gegangen morgens, da hat ich ihn blöderweise an der Flexileine, aber ich konnte ihn noch rechtzeitig zurückhalten.

- dann hat ich ihn im Kofferraum (der noch offen war) und habe noch auf etwas gewartet und es ist wieder so ein eingemummelter Typ am Auto vorbeigegangen, auf den er losgehen wollte.

. Mofafahrer und Motorradfahrer kläfft er total aggressiv an

- dann hatte er einen Kauknochen im Wohnzimmer und mein Bruder kommt die Wohnungstür rein
und der Hund geht total auf ihn los. Seitdem bekommt er nur noch "besondere Leckerli" die sofort gefressen werden und keine Kauknochen, die er noch irgendwo bunkern kann.

- dann war meine Tochter und mein Sohn Brötchen holen und sie stehen noch beim Bäcker, da kommt ein Mann, kniet sich hin, streichelt ihn und plötzlich knurrt er aund beißt (?) oder zerreißt dem die Hose.

- Besucher (mein Bruder und Opa) hat er schon in die Schuhe gebissen, (mein Bruder ist aber auch total eingemummelt, einfach ohne ein Wort reingekommen und durch die Wohnung gestapft), der Opa war auch winterlich angezogen. Mein Mann hat den Hudn ganz laut angebrüllt, dann war es gut und der Hund hat sich dann auch neben den Opa gesetzt, sehr an den Schuhen gerochen und dann war nichts mehr.

-und nun hat er auch noch meine Mutter in den Fuß bzw.Schuh gebissen, er lag im Wohnzimmer und meine Tochter ist dauernd hin und her gelaufen und hat einmal was klapperndes in der Hand und da ist er auf sie losgegangen, ich weiß nicht ob er da überhaupt geknurrt hat oder gleich gebissen, ich war zum Glück daneben, habe sofort laut gerufen und ihm 3 x fest auf den Kopf geschlagen und ihn dann ignoriert. Als sie wieder kam, hat er sie ganz bedröppelt angeschaut und sie beschnuppert.
Da meine Mutter im gleichen Haus wohnt, kommt sie ständig mal hoch und er kennt sie doch auch. Nun hat sie total Angst an ihm vorbei zu gehen.

- meinen Sohn und meine Tochter hat er auch schon gezwickt, da hatten wir ja noch die Ausrede, dass er seinen Knochen verteidigen wollte, oder dass er gerade geschlafen hatte. Aber es darf trotzdem nicht sein.

Was kann ich tun, um solche Sachen zu vermeiden, die den Hund zu unberechenbar machen. Bei uns kommen oft andere Kinder zu Besuch, ich kann doch nicht jedesmal den Hund oder die Kinder zurückhalten und ich bin ja auch nicht immer dabei und sofort einzugreifen. Er ist eigentlich so lieb und das ist echt blöd.

Leider ist das jetzt viel Text geworden, aber vielleicht kann jemand helfen?
Vielen lieben Dank und Gruß
biggi3
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Re: Hund beißt plötzlich in Füße

Beitragvon Wisgard » Mi 7. Jan 2009 18:09

Hallo Biggi,

eine Frage vorweg: hast du den Eindruck, dass seine „Mätzchen“ seit der Hundeschule besser oder schlimmer geworden sind?

Und was heißt das, das ihr hauptsächlich „nein“ trainiert?

Finde ich persönlich ziemlich witzlos. Einem Hund beizubringen „tu das nicht“ ist schwierig und auch wenig effektiv. Viel sinnvoller ist, ihm beizubringen, was er denn statt des dessen tun soll.

Echte Bauchschmerzen bekomme ich bei dem Satz „ist unser Hund sehr hart im Nehmen und man muss sich wirklich durchsetzen“.

Sich durchzusetzen hat nichts damit zu tun, wie hart man ist. Im Gegenteil. Nicht Härte regiert in der Hundewelt, sondern Souveränität.
Oder, um es mal mit meinem Lieblingsdichter zu sagen: die wahrhaft Starken sind voller Zärtlichkeit. :)
Je ruhiger und besonnener du mit dem Hund umgehst, umso eher wirst du gute Erfolge erzielen.

Euer Hund reagiert unangemessen auf Fremde. Da die Leine noch kurz zu nehmen, verschlimmert das Problem. Weiträumig ausweichen wäre besser, und zwar bevor der Hund sich aufregt. Und dann ein entsprechendes Training „Fremde Leute sind potentielle Freunde“ einleiten.

Die Sache mit dem eingemummelten Bruder/Opa: der Hund hat sie ganz einfach nicht erkannt. Den Hund dann anzuschreien ist kontraproduktiv. Übt mir dem Hund, damit er weiß, wie ihr (und fremde Menschen!) in „Arktisausrüstung“ ausseht. Hunde orientieren sich sehr an Umrissen von anderen Wesen. Wenn sie es nicht kennen, kann der beste Freund plötzlich bedrohlich wirken, nur weil er einen Hut auf dem Kopf hat.

Liebe Biggi, das man einen Hund niemals schlägt (und mit der Hand auf den Kopf gleich 3mal nicht)…bitte tut euch das nicht an. So drillst du ihn geradezu darauf, sich aggressiv zu verhalten. Angriff ist die beste Verteidigung, viele unsichere Hunde denken so.

Nicht dein Hund ist unberechenbar, sondern euer Verhalten ist es für ihn aus seiner Sicht.

Euer Hund ist, soweit meine Beurteilung aus der Ferne, sehr unsicher und fürchtet sich schnell. Ein freundliches Training, bei dem er lernt, dass Fremde (und seine eigene Familie) keine Bedrohung für ihn sind und seine Welt sicher ist, hilft euch schneller und besser weiter, als Härte.

Lieben Gruß
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Re: Hund beißt plötzlich in Füße

Beitragvon biggi3 » Mi 7. Jan 2009 19:05

Hallo Wisgard,

danke für die Rückmeldung.

Ich kann nicht genau sagen, ob es seit der Hundeschule schlimmer geworden ist. Allerdings muss ich zugeben, dass ich auch schon Bedenken über die Methoden habe, auf der anderen Seite klingt es aber auch einleuchtend, was sie sagen.

Lt. Hundeschule soll man mit Negativ-Erfahrung erlernen sich durchzusetzen, eine Übung war jetzt (aber bei allen Hunden auf dem Platz) dass er von jemandem mit etwas gutem zu futtern gelockt wird und wenn ich nicht will, dass er dahin geht, zupft man hinten im Fell. Oder er bekommt es hingelegt, darf es aber erst nehmen, wenn man es ihm gibt und bei "nein" eben noch nicht, wenn er es trotzdem versucht soll er auf die Schnautze gehauen bekommen, als Negativerfahrung.
Dabei haben sie gesagt unser Hund ist hart im Nehmen (nicht ich) da er es trotzdem immer wieder versucht hat.
Ich habe auch hier im Forum schon gelesen, dass die Hunde ruhig eins auf die Schnautze bekommen sollen, erst recht beim beißen. Aber mir geht es auch nicht so gut damit.

Den weiten Bogen bei Fremden kann ich natürlich machen, ich habe halt immer bisschen Angst, wenn die Kinder mit dem Hund unterwegs sind. Und angeschrien haben wir den Hund, weil er in den Fuß bzw. Schuh gebissen hat ! Ich meine was ist die Alternative, damit der Hund loslässt?

Wie bekomme ich die Situation denn nun wieder hin? Andere Hundeschule?
Gruß
biggi3
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Re: Hund beißt plötzlich in Füße

Beitragvon Wisgard » Mi 7. Jan 2009 19:15

biggi3 hat geschrieben:Wie bekomme ich die Situation denn nun wieder hin? Andere Hundeschule?



Hi Biggi,

ja, und das bitte sofort.

So wie dort mit den armen Tieren gearbeitet wird, wird dein Problem unter Garantie schlimmer statt besser.

Absolut nichts rechtfertigt einen Schlag auf die Schnauze.
Wenn du dein Hund wärst, würdest du so behandelt werden wollen?

Entsetzte Grüße
Wisgard
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