von Jenni » Sa 7. Feb 2009 14:03
Hallo,
ja habe ich!! Ich arbeite allerdings WENN ÜBERHAUPT nur mit den Halsbändern, die eine Fernbedienung dabei haben!!
Tut mir einen Gefallen und trainiert nicht mit einem Antibellhalsband. Erstens verunsichert ihr den Hund total. Zweitens gehört bei der Anwendung von den Dingern IMMER ein erfahrener Hundetrainer an Eurer Seite. Drittens bekommt man das auch so in den Griff. Viertens verstehen die meisten Hunde in innerhalb von ein paar Tagen, dass sie nur sieben Mal bellen müssen, dann ist das Ding leer und dann können sie weitermachen und dann wirds fast immer noch schlimmer!
Wichtig ist es dennoch zu verstehen, dass es kein „Bellproblem“ per se gibt!!! Man muss also die Problemlösung immer ganzheitlich angehen und dabei Instinkte, Verhalten, Kommunikation, Umwelteinflüsse, Interaktionen und ev. auch gesundheitliche Probleme berücksichtigen!!! Und natürlich hat auch die Hunderasse einen Einfluss, da im Zuge der Selektion auch das Bellverhalten bestimmten Zwecken angepasst wurde (Spitz und Islandhund wurden in der weiten und einsamen Umgebung aus der sie stammen als Hof- und Feldwächter eingesetzt und mussten dort „Besuch“ ankündigen, was in einer Stadtwohnung sehr schnell zum Megaproblem werden kann; Jagdhunde sollen Laut geben, um dem Jäger ihre Position mitzuteilen – normalerweise würden Hunde während der Jagd nicht bellen).
Der erste Ansatz zur Problemlösung ist, nicht einfach das Bellen als „Symptom“ abstellen, sondern zunächst einmal herauszufinden, um welche Art des Bellens es sich handelt! Im Klartext muss man also zunächst zuhören, den Hund beobachten und herausfinden, warum bzw. zu welchem Zweck der Hund seine Stimme einsetzt. Kennt man dir Ursache des Bellens, kann man sich daran machen, es ev. zu reduzieren. Wird generell jede Lautäußerung des Hundes abgestellt, resultieren daraus immer noch gravierendere Probleme bis hin zu selbst zerstörerischem Verhalten des Hundes.
Generell unterscheidet man 5 verschiedene Arten von „Problem“ - Bellen:
Angstbellen, erlerntes Bellen, Verteidigungsbellen, Aufregungsbellen und Frustrationsbellen! Oftmals treten auch Mischformen auf, je nach den auslösenden Emotionen – z.B. Angst + Aufregung!
1. Angstbellen:
Laut-Bild:
- hohe Tonlage
- hysterisch, winselnd
- endet oftmals mit einem Heuler
- tritt in Verbindung mit anderen Aktivitäten auf, wie z.B. herumwandern, laufen, rennen, an Türen und Fenstern kratzen, Fluchttendenzen
Ursache:
Der Hund fürchtet sich.
Da Hunde, wie alle anderen Lebewesen, von Natur aus sehr neugierig sind, ist es meist die Schuld des Hundeführers / Besitzers, wenn sein Hund Angst hat!!! Darunter fallen z.B. starkes bedrängt werden (in Welpenspielgruppen); Mobbing unter Hunden; kurze Leine, die Hundi die Möglichkeit nimmt, auszuweichen, wenn er sich bedrängt fühlt; Leinenruck, wenn ein anderer Hund (Jogger, Kind, Radfahrer, ...) auf der Bildfläche erscheint; ....... Nimmt man dann erste Anzeichen von Stress (Beschwichtigungssignale, ...) nicht wahr oder zur Kenntnis und REAGIERT nicht RICHTIG darauf, beginnt die Situation irgendwann zu eskalieren, da der Hund dann ins Warn- (Warnbellen < Knurren < Zähne fletschen < drohende Körperhaltung) und schließlich ins Angriffsverhalten (Schnappen < Beißen) gedrängt wird!!!
2. Erlerntes Bellen:
Laut-Bild:
- sehr schnelles Bellen – „Kläffen“
- meist in Kombination mit „sich umsehen, ob es eh registriert wird“
Ursache:
Jemand schenkte Hundi im falschen Moment irgendeine Form von Beachtung bzw. Aufmerksamkeit.
Im Klartext heißt das, dass der Hundeführer / Besitzer in Situationen, in denen der Hund gebellt hatte, Hundi Aufmerksamkeit schenkte, indem er ihn ansprach, anschrie, ansah oder womöglich auch bestrafte. Dadurch lernte der Hund: „Oh, wenn ich belle, erhalte ich automatisch die volle Aufmerksamkeit meines Besitzers!!!“
3. Verteidigungsbellen:
Laut-Bild:
- sehr klar mit ein bisschen Knurren dabei
- sehr kurze Laute begleitet von Vorwärtsbewegung
- angespannte Körperhaltung
- ev. schnappen, um dem anderen Angst zu machen und ihn zu verscheuchen
Ursache:
Jemand oder etwas muss aus Sicht des Hundes verteidigt werden.
Verteidigungsverhalten ist z.B. rasseabhängig ([Herden] Schutzhunde) oder geschieht aus unterschiedlichster Motivation heraus, wie Territorialverhalten, Selbstverteidigung, Futteraggression, Beuteaggression, Angewohnheit, ...
4. Aufregungsbellen:
Laut-Bild:
- hohe Tonlage
- kontinuierlich
- immer wieder von Winseln unterbrochen
- gefolgt von raschen Bewegungen, wie sich um die eigene Achse drehen, springen, rennen, etwas ins Maul nehmen
Ursache:
Der Hund ist aufgeregt.
Gründe dafür sind bestimmte Aktivitäten und Erwartungen, wie z.B. einen Freund zu treffen, spazieren zu gehen, Spaß haben, Katzen begegnen, … Werden solche Erwartungshaltungen noch angekurbelt („Wo ist die Mieze???“) kann das sehr leicht in Überreaktionen resultieren.
5. Frustrationsbellen:
Laut-Bild:
- geht endlos dahin
- monoton
- stereotyp
- oft begleitet von Herumwandern, Kreisen
- kann in einem Heulen enden (der Hund möchte jemanden „zur Hilfe“ holen)
Ursache:
Frustrationsbellen ist stressbedingt und resultiert aus lange andauerndem Stress.
Diese Art des Bellens ist sehr ernst zu nehmen, da es bedeutet, dass der Hund mit seiner Situation absolut nicht mehr zurechtkommt. Die Monotonie / Stereotypie verbessert das Wohlbefinden des Hundes, entspannt ihn und versetzt ihn in eine Art Trance (vgl. Endorphinausschüttung). Oft betroffen sind Ketten- oder Zwingerhunde. Frustrationsbellen kann auch von anderen stereotypen Verhaltensformen begleitet werden: Wundlecken, -beißen, Graben, Kreisen, Herumwandern
Was meinst Du denn paßt zu Eurem Hund am Besten?