Zwang/Starkzwang?

Zwang/Starkzwang?

Beitragvon PrincessFuture » So 1. Mär 2009 18:49

Hallo ihr!

In einem anderen Forum beschäftige ich grade die User mit dieser Frage und nun auch hier:
Was ist für euch Zwang in der Hundeerziehung, was seht ihr als Starkzwang? Wo fängt das eine an und wo hört das Andere auf?
Was empfindet ihr als "Tierquälerei"?

LG
PrincessFuture
 
Beiträge: 82
Registriert: Mo 26. Jan 2009 01:47
Wohnort: Berlin

Re: Zwang/Starkzwang?

Beitragvon Jenni » Mo 2. Mär 2009 16:10

Hallo,

ich persönlich finde, man kann "Starkzwang" nicht von einem "Hilfsmittel" abhängig machen und dabei ists wurscht, ob das nun Liebesentzug, Schleppleine oder ein Anbuffen ist! Starkzwang ist für mich vom Mensch-Hund-Team abhängig!!

Für meine beiden ist sicher das Geschirr "Starkzwang". Das war es trotz viel Training und niemals schlechte Erfahrung von Anfang an. Da sie auch gut am Halsband laufen, habe ich es aufgegeben, mir einen Kombi gekauft und sie in den Kofferraum gesetzt mit Absperrung, wo ich sie nicht anschnallen braucht.

Insgesamt finde ich ist Starkzwang dann gegeben, wenn mehr "Druck" ausgeübt wird als nötig. Ein Beispiel: Habe eine Kundin mit einem Border Colliemix aus Spanien gehabt. Diese Hündin hat nach drei Wochen hier einen totalen "Gesellschaftsflash" bekommen und sobald "ihr ganz persönliches Fass" voll war, hat sie nach allem geschnappt, was da so in ihre Nähe kam. Nur nicht nach Frauchen. Eine Trainerin vor mir empfahl das Halti und damit dann auch ordentlich zu rucken, wenn der Hund dann mal frech wurde. Die Border Dame wurde damit noch mehr verunsichert, hat ihr Vertrauen in Frauchen verloren, ist noch griffiger geworden und dann auch Frauchen gegenüber! Wir haben dann anders gearbeitet. Wir haben erstmal wieder Bindung aufgebaut, lustige Spielchen gemacht, Frauchen ist erstmal nicht mehr mitten in der Stadt rausgegangen, sondern ist mir ihr immer ins Feld gefahren und als das nach vier Wochen gut war, haben wir langsam ein Konfrontationstraining aufgebaut, wo Frauchen erstmal sehen musste, wann ihr Hund in den gelben Bereich reingeht. Da haben wir dann über eine vorher positiv aufgeladene Beißwurst "Dampf" abgebaut und der Hündin das "dahinter" bzw. "andere Seite" beigebracht. So dass sie nie direkt mit anderen in Kontakt treten musste. Hat dann nochmal gute drei Wochen gedauert, bis Frauchen das perfekt umsetzen konnte. Aber dann gings gut und seit über drei Monaten, gabs nun keinen "Überfall" mehr.
Das Halti, was ich ja auch selbst einsetze, war für diesen Hund definitiv ein Starkzwang, weil es Druck aufgebaut und nicht genommen hat! Und das sollte - meiner Meinung nach - letztendlich das Ziel sein!

Anders rum ists für mich aber auch Starkzwang, wenn ein vermeintlich sanftes Hilfsmittel eingesetzt wird, weil man sich nicht traut, dem Hund einmal richtig klar zu machen, dass sein Verhalten nicht gewünscht ist. Auch hier ein Beispiel aus der Praxis von vor einigen Jahren, was ich aber sicher nie vergessen werde. Ich wurde von einer Dame mit einer Galgahündin angerufen, die seit geraumer Zeit an der Leine andere Hund "fressen wollte". Das alleine fand ich schon komisch, weil die Windigen eigentlich nicht zu sowas neigen. Ich fuhr hin und erfuhr, dass die Hündin, die nun 2,5 Jahre alt war, seit über zwei Jahren entweder an der kurzen Leine oder an der Schleppleine lief, weil sie eben jagte. Beim Gassi gehen zeigte sich schnell, dass die Hündin total überdreht und gar nicht ausgelastet war. Die Dame machte mit ihr zwar Kopfspiele genug, aber sie konnte sich körperlich nicht austoben. Die Dame wollte kein Rad fahren, weil sie Angst hatte zu fallen, bei Inlineskatern das Gleiche, sie wollte sich von mir auch nicht "nötigen" lassen joggen oder walken zu gehen, Cursing war ihr zu teuer auf Dauer und eine Hundeschule wollte sie eigentlich auch nicht regelmäßig besuchen, weil sie kein Gruppenmensch war. Sie wollte allerdings auch weder ein Sprühhalsband noch eine Teletak (was damals noch ging) einsetzen, weil sie ihren Hund ja nicht quälen wollten. Mein Argument, dass sie ihren Hund jeden Tag quält, weil ein Lauftier wie ein Windhund an der Schlepp eingeht, wollte sie nicht akzeptieren. Sie erzählte mir dann aber, dass die Hündin mit ca. vier Monaten in den Schafszaun ihrer Nachbarin geschallert sei und diesen seitdem meidet. Ich erklärte ihr, dass z. B. ein Sprüh- oder Stromhalsband viel weniger bis gar nicht schmerzhaft sei und brachte beides mit. Auf das sprühen reagierte die Hündin im Jagdverhalten leider nur mit einem müden lächeln, aber auf das Teletak reagierte sie damals und das auf Stufe vier von 10... (sorgt beim Menschen für kribbeln und ein leichtes Muskelzucken). Die Hündin lief dann kurze Zeit mit Strom- und Sprühhalsband, weil ich gerne das Sprühhalsband verknüpfen wollte. Wir setzten das sprühen zur Warnung ein und wenn sie nicht reaigerte einen leichten Tak. Wir mussten insgesamt drei Mal tacken bis die Hündin verstanden hatte, dass nach dem sprühen ggf. nochwas kommt. Sie läuft nun seit über drei Jahren ohne Leine und nur noch mit dem Sprüher, mit dem sie absolut kontrollierbar ist!
Ach und aggressiv war sie gleich von dem Augenblick nicht mehr, wo sie wieder von der Leine durfte! Sie jagt jetzt Frisbees!

Hier wäre für mich die Schleppleine ein Starkzwang gewesen. Denn so einen Hund an der Schlepp zu führen, ohne ihm körperliche Auslastung zu verschaffen ist für mich Quälerei!

Meine Meinung!
Jenni
 
Beiträge: 2344
Registriert: Mo 5. Mai 2008 10:52
Wohnort: Hildesheim

Re: Zwang/Starkzwang?

Beitragvon PrincessFuture » Di 3. Mär 2009 22:33

Sonst keiner mehr ne Meinung hier??
PrincessFuture
 
Beiträge: 82
Registriert: Mo 26. Jan 2009 01:47
Wohnort: Berlin

Re: Zwang/Starkzwang?

Beitragvon Whoopsy » Di 3. Mär 2009 22:54

Finde ich eine schwierige Frage! Bei mir hat alles mit Zwang zu tun, was der Hund nicht freiwillig macht.

Beispiel.. ich und mein erster Hund in der Welpenschule. Damals war positive Bestärkung ein Fremdwort und stand noch in den Kinderschuhen. Welpe sollte also durch einen Tunnel, hat aber Angst gehabt. Ich als unerfahrener Hundebesitzer (und durch den Hundetrainer bestärkt) hab gedacht, da darfst jetzt nicht locker lassen, alle anderen können das auch und hab meine Maus da "durchgezwungen". Kann man sich ja dann vorstellen, wie lang das gebraucht hat, bis sie freiwillig wieder durch einen Tunnel ist.

Inzwischen weiss ich, dass ich durch positive Bestärkung ohne Zwang alles erreichen kann. Dauert seine Zeit aber funktioniert. Ist aber denke ich auch rasseabhängig und auch abhängig davon, ob man den Hund als "unverbrauchten" Welpe gekriegt hat oder als "zweite-Hand-Hund". Wobei das eine das andere nicht ausschliessen muss.

Also.. sagt jetzt qausi alles und nichts :D

LG Marion
Whoopsy
 
Beiträge: 3800
Registriert: Fr 15. Feb 2008 13:46

Re: Zwang/Starkzwang?

Beitragvon Herr Mannelig » Mi 4. Mär 2009 15:51

Starkzwang im Sinne von Tierquälerei ist auf alle Fälle die Haltung an der Kette sogenannter "Hofhunde".
So etwas gibt es tatsächlich noch häufiger als man denkt.

Mannelig
Herr Mannelig
 
Beiträge: 68
Registriert: Mi 4. Feb 2009 17:55
Wohnort: Süd-Niedersachsen


Zurück zu Erziehung

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Google [Bot] und 8 Gäste

cron