Hallo Fritz,
ausführlichen Bericht gibt es Samstag oder Montag. Nur vorab eine kurze Zusammenfassung.
PERFEKT geht gar nicht. Niemand ist perfekt, weder ein Hund noch ein Mensch. Manchmal muss es auch ein Kompromiss sein.
Grundgehorsam, Motivationsfindung, Impulskontrolle, Bindungsarbeit - es ist Arbeit und natürlich auch Umlenkung sind die Grundsäulen, die für Felix wichtig waren.
Bei mir waren es andere Säulen. Geduld, Selbstbeherrschung und Reflektion dessen, was man tut, sich selbst kritisch hinterfragen und einsehen, dass man Fehler macht, der gegangene Weg falsch ist, sind unerlässlich.
Ich kopiere vorab schon mal einen kleinen Bericht hier rein, der zeigt, dass niemand perfekt ist:
Felix Vorgeschichte.
Felix kam zu uns im Alter von 3 Jahren. Wir waren Rottweiler gewöhnt. Foxterrier-Mix war eine neue Erfahrung für mich. Drei Monate später verunglückte mein Freund. Ich stand also alleine mit ihm da.
Anfangs hatte ich massive Probleme mich an ihn zu gewöhnen. Eigentlich hatte ich keinen Bezug zu ihm. Allerdings hatte ich auch nicht das Herz ihn nach drei Monaten schon wieder abzugeben. Mir blieb nur die Wahl mich mit dem Hund zusammenzuraufen oder ihn wieder abzugeben. Ich entschied mich fürs Zusammenraufen.
Felix hat drei Jahre lang gemacht was er wollte. Der Zaun bei seinen Vorbesitzern hatte ein Loch. Er kam und ging auch wann er wollte. Meistens als Selbstversorger mit einem leckeren Kaninchen im Maul. Zu seinen Leuten hatte er nur die Bindung, dass sie ihn fütterten. Sie waren vollkommen überfordert mit seinem Jagdtrieb und hatten auch die Zeit nicht. Obwohl er wenig Bindung zu seinen Besitzern hatte, war und ist Felix ein Menschenfreund. Allerdings lag sein Hauptaugenmerk immer auf der Möglichkeit zu jagen.
Bewusst, dass ich etwas tun musste, wurde mir erst, als er mir das erste mal stiften ging und mit einem selbst erlegten Feldhasen, der größer war als er, zu mir kam und sehr glücklich wirkte. Weich wie ich nun mal bin, wollte ich den Felhasen beerdigen. In der Zeit hat Felix bereits den Kopf und einige andere Teile gefressen. Mein nächster Fehler. Selbstbelohnendes Verhalten fördern ist nie gut.
Obwohl ich bemerkt hatte, dass bei Felix einiges im Argen lag, besser gesagt, bei mir, habe ich den Arsch net hochgekriegt etwas zu tun. Lustlos ein paar Hundeschulen/Hundevereine besucht, wenig sinnvolle Tipps bekommen. Aufgeweckt hat mich eine gute Freundin als wir auf Usedom im Urlaub waren.
Sie hatte ihre beiden Beardies mit, ich Felix. Felix Hauptbeschäftigung war Jagen, buddeln und Hunde zum Zoffen suchen. Mit den Beardies ist er ausgekommen, die hat er net ernst genommen. Meine Freundin meinte: "Felix mag Dich zwar, aber ihm ist es schietegal, was Du machst und denkst!". An einem Sonntag haben wir einen langen Strandspaziergang gemacht. Felix übliches Hobby BUDDELN. Ich habe ihn aus einem Buddelloch rausgeholt und wir sind weitergelaufen. Wie Damen manchmal so sind, haben meine Freundin und ich getratscht und net auf die Hunde geachtet. Bei den Beardies kein Problem, die waren bei meiner Freundin am Rockzipfel, bei Felix natürlich schon. Der war auf einmal wech. Heidi voller Panik. Meine Freundin blieb ruhig und meinte, dass sie wüsste wo er wäre. Wir ZWEI (!!!!!) Kilometer zurückgelatscht und wo haben wir den Herrn gefunden? Klar, in dem Buddelloch wo ich ihn vorher rausgepflück hatte. Das Loch war zu einem Krater mutiert. Ich war stinksauer. Meine Freundin meinte nur: "Was regst Du Dich auf? Er macht genau das was er immer macht, nämlich das was er möchte!".
Wieder in der Heimat angekommen wurde ich endlich aktiv. Meine Freundin stellte einen Plan auf:
1. Handfütterung (ausschließlich)
2. Normale Führleine bis Bindung aufgebaut ist, dann
3. Schleppleinentraining
4. Beschäftigung mit dem Hund
5. Impulskontrolle
Handfütterung war ein schneller Erfolg. Felix liebt Fressen. Es klappte ganz prima ihm Aufmerksamkeit zu entlocken. Hinzu kam noch, dass er auch an der Leine ausgiebig beschäftigt wurde (Clicker etc.). Der Herr suchte selbständig Blickkontakt und es machte ihm sichtlich Freude in meiner Nähe zu sein, denn da war ACTION.
Parallel wurde auf dem Hundeplatz Agility, Obedience etc. gemacht. Ausser, dass es uns beiden viel Spass gemacht hat, wurde mir bewusst, wie schnell dieser Hund eigentlich lernt. Zudem war er dadurch auch köperlich und z.T. auch geistig ausgelastet, was ihn viel ausgeglichener gemacht hat. Die Veränderung war deutlich zu sehen. Er fand einige Rüden nach wie vor zum Kotzen, aber wenn wir auf den Platz gingen, interessierten ihn die Geräte mit jeder Übungseinheit mehr. Die Entwicklung war faszinierend. Die Trainerin und ich haben eine gesunde Mischung aus Power und Ruhe beim Training gefunden. Das half mir auch Felix besser zu beobachten, besser zu verstehen. Ich konnte nach einer Weile genau erkennen wo der Übergang zwischen konzentriertem Arbeiten und Überdrehen war. Diese Phase war für mich lehrreicher als für den Hund.
Da der Grundgehorsam die Basis für ein erfolgreiches Antijagdtraining ist, haben wir daran auch ausgiebig gearbeitet. Dreimal die Woche Hundeplatz. Zig Trainingseinheiten bei Spaziergängen. Wobei wir da zurückschrauben mussten. Felix blockiert sofort, wenn ihm etwas keinen Spass macht. Zuviel Grundgehorsamsübungen waren dann kontraproduktiv. Glücklicherweise waren wir relativ schnell so weit, dass wir die kurze Leine gegen die Schleppleine austauschen konnten. Somit war unser Aktionsradius deutlich größer. Dummytraining, Fährten etc. haben wir dann auch angefangen. Bei dem Fährten legte er eine enorme Konzentrationsfähigkeit an den Tag. Papa Beagle lässt grüßen. Nix mehr vom Powern, Überdrehen. Ruhig und konzentriert, wenn auch schnell, suchte er Fährten ab. Wir konnten das Niveau beim Fährten schnell steigern.
Die Distanzkontrolle, das Rückruftraining ging stetig voran und machte ohne Ablenkung keine Probleme. Ich habe, um ihn heranzurufen, ein riesen TamTam gemacht, anschließend, wenn er rankam, gab es ein Jackpotleckerchen. Seine Bereitschaft mit mir Zusammenzuarbeiten wuchs stetig, wobei ich auch viele Umweltreize vermieden habe.
Der erste große Erfolg unserer Arbeit war nach knapp vier Monaten das Bestehen der BH. An und für sich interessieren mich Prüfungen nicht so, aber das war eine schöne Belohnung/Motivation vor allen Dingen für mich. Felix war es schnurzpiep egal.
Leider blieb net alles so positiv. Rückschritte kamen natürlich immer wieder. Ich habe mich aber nicht beirren lassen, weiter an der Führung gearbeitet, mir Felix Vertrauen gesichert.
Mittlerweile kann ich ihn abrufen. Ich weiss was er denkt, bevor er es denkt. Ich sondiere die Umgebung wie ein Adler. Wichtig ist, dass ich ihn abrufe BEVOR er im Jagdprozess ist. Einen so triebigen Hund während der Auslebung des Triebes abzurufen ist sehr schwierig. Deshalb passe ich auf.
Felix und ich sind ein tolles Team geworden. Es war alle Mühe wert.
Weiter gehe ich auf die Erziehung dann am WE ein.