Leinenpöbler - Ratlosigkeit - Problemhund?

Re: Leinenpöbler - Ratlosigkeit - Problemhund?

Beitragvon mowgli » Sa 26. Dez 2009 17:05

Hallo an alle,
habe ich gesagt, daß man Howis u Leonberger nicht auslasten sollte oder beschäftigen oder gegen Erziehung ganz allgemein???
Nein ich habe mich nur gegen die Mittel gewandt, die ich im Falle von Schlingen -hab ich auf einer nderen Seite hier gelesen-, Haltis, Püffen, Schulterwürden, Tritten etc. für falsch halte.
Schade, daß mir dann gleich unterstellt wird, mein Hund würde Unfälle bauen, und so jemandem wie mir sollte man nicht mal einen Collie geben. Aber offenbar gehts nicht über Fakten, sondern übers Persönlichwerden, auch gut.
Ich probier nochmal meine Sicht der Dinge zu belegen: Wir hatten einen Nachbarn, einen richtigen Hundesportler, der besaß zwei Dobermänner. Er arbeitete genau mt den oben beschriebenen Methoden. Irgendwann hatten die Dobis, beide jung noch, einen richtig schlechten Tag und nahmen sein beliebtes Mittel des Alphawurfes als Rangkampf an. Sie zerfleischten ihn derart, daß er ins Krankenhaus mußte zum Zusammenflicken. Die Hunde ließ er daraufhin einschläfern, sie waren ja veraltensgestört.
Ich bin deswegen gegen Gewalt in der erziehung, weil ich einfach so oft sehe, wie das in die Hose gehen kann.
So oft habe ich in Hundeschulen das Haltiproblem elebt, wie man teilweise kleinen Hunden das Ding angelegt hat, die jede Woche erneut ersuchten, es sich am Bein ihres Besitzers abzustreifen, sich auf dem Boden zu wälzen, oder einfach stagnierten.
Wozu das ganze?
Ich finde es wundervoll, wenn man seinen Hund mit Konsequenz, Phantasie, liebe und der richtigen Körpersprache gut erzieht. Gewalt gehört da nichtdazu.
Auf das Verhalten von Wöfen habe ich verwiesen, weil man sich, wenn man tricky ist, da viel abgucken kann. Zum Vorwurf des Vermenschlichen: Wir vermenschlichen alle unsere Hunde, indem wir sie beispielsweise zwingen, in der Großstadt auf engestem Raum mit rudelfremden Geschlechtsgenossen zusammenzuleben, in der Natur undenkbar.
Wir können ihnen helfen, indem wir nicht ständig domestizieren müssen, sondern vielleicht auch mal mit der richtigen Körpersprache kommunizieren, das erleichtert das Miteinander ungemein.
Habt ihr mal versucht, Euren Kopf eine Stund in eine Schlinge zu stecken, nein?? Viel Spaß damit!
Ein letztes Beispiel: ich habe eine Bekannte, die einen Wolfshybriden hat, ein wunderschönes Tier, riesig, fast scharz, mit gelben Augen.
Ich völlig fasziniert, bin zu ihm hin und habe fünf Minuten versucht, seine Aufmerksamkeit zu bekommen.
Nicht nur völlig vergebens, nein, er dreht mir permanent die Schulter zu und ignorierte mich komplett.
Seine Besitzerin erklärte mir, daß er ihr auch so gut wie nie in die Augen sieht.
Er ist ein Ruhiges, friedliches Tier, nur ignoriert er eben alles, was ihn nicht interessiert, eben auch Befehle. Sollte sie ein so selbstständiges Wesen brechen mit Leinenrucks, Alphawürfen, In die Brust treten, Haltis und was hier dergleichen noch mehr gepriesen wird?
Sie macht e meines Erachtens genau richtig. Sie hält ihn im Rudel, geht viel mit ihm raus und läßt ihm seine nicht zu domestizierende Natur. Einen ruhigeren, souveräneren Hund als diesen Hybriden habe ich noch nie gesehen. Arbeiten kann man mit ihm freilich nicht.
Ich gebe hier Beispiele, sicher auch extreme zum Besten. Aber ich finde die Alphawurf-,Schlingen-,und Halti-Befürworter auch extrem, weil sie nicht im mindesten sich selbst hinterfragen.
Zu der charmanten Dame, die meint, ich hätte einen gefährlichen Hund, der nächste Unfall kommt bestimmt: Gratulation! Welch sachliche und nüchterne Einschätzug einer Lage, die natürlich von ihr eingehend studiert wurde!
Warum die ganze Aufregeung? Weil ich geäußert habe, daß ich mit bestimmten Methoden nicht einverstanden bin. Und daß mein Rüde andere Rüden nicht mag, was für ein Desaster!
Ich dachte, hier könnte man die neuesten wissenschaftlichen Verhaltensforschungen diskutieren, sich über Leute wie Ziemen und Bloch austauschen, weit gefehlt.
Ich treffe auf Leute, die es offenbar brauchen, von ihren Hunden unterwürfigst "angehimmelt" zu werden, jeder der das nicht unbedingt toll findet, ist noch nicht mal in der Lage, einen Colli, nein einen dackel, ach was, einen Goldfisch zu erziehen.
Der Mensch ist nicht die Krone der Schöpfung, der die Natur kontrollieren kann. Dies anzunehmen, bedeutet sich in einer riesigen Illusion zu befinden.
Machts gut.
mowgli
 
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Re: Leinenpöbler - Ratlosigkeit - Problemhund?

Beitragvon Jenni » Sa 26. Dez 2009 17:33

GENAU!!! UND TSCHÜSS!!!

Da Du uns ja alle so gut kennst, genau weißt, wie wir arbeiten und wie wir unsere und natürlich - im Besonderen - fremde Hunde vermöbeln und vermackeln... gibts keine Diskussionsgrundlage!!

Das willst Du ja auch gar nicht hören... Du willst dazu Dampf ablassen, denn Du hast Dich genau deswegen angemeldet, ohne Dich überhaupt mal vorzustellen... Sehr höflich!

Da Du letztendlich Äpfel mit Birnen vergleichst, weils dann besser paßt... WAS WILLST DU?? Diskutieren? Ne, willst Du nicht!! Du greifst ALLE hier persönlich an, die nicht so denken und handeln wie Du... Und Du glaubst, so diskutiert man?? Wenn man diskutiert stellt man fragen und man versucht das Gegenüber zu verstehen. Du kannst nicht von uns, die wir Dich nicht kennen verlangen, dass wir versuchen Dich zu verstehen, wenn Du hier reintrampelst, wie der Elefant im Porzellanladen und versucht Dinge als bare Münze darzustellen, die auf das entsprechende Thema gar nicht passen...

Ich sag nur: "Dominanz gibts nicht, weils über Elternschaft läuft in freier Wildbahn..." Biste aber ein ganz Schlauer... und offensichtlich ein Irisher Wolfshund und somit die Mama oder der Papa von Deinem Hund oder?? Nicht... ui... und nun?? Was ist denn DOMINANZ?? Kannste das definieren??

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Re: Leinenpöbler - Ratlosigkeit - Problemhund?

Beitragvon Claudi93 » Sa 26. Dez 2009 17:34

Schade, du darfst deine Meinung hier preis geben und wenn wir unsere hinzufügen, ist es dir nicht Recht. Wir sind ein nettes, freundliches Forum, in dem man gut diskutieren-, Meinungen austauschen-, Ratschläge kriegen- und einfach nur tratschen kann.

mowgli hat geschrieben:Tritten etc.


Wie kommst du eigentlich dauernd auf die Tritte? Ich würde meinen Hund niemals treten, schlagen, kneifen, geschweige denn ihm sonst irgendeine Gewalt hinzufügen.
Ich WEISS, mein Hund könnte mir die Finger mit einem Biss wegnehmen, wenn er wollen würde.
Ich habe Respekt vor meinem Hund, aber ich will keine Angst vor ihm haben müssen und das ist der Grund, weswegen ich ihn in gewissermaßen "unterwürfig" haben will.

Das ist der Grund, weswegen ich ihn erziehe. Es mag sein, dass wir den Hunden damit viel von ihrer Natur wegnehmen.
Aber tragen Wölfe in der Natur Halsbänder? Oder Leinen? Ich denke, dein Hund trägt auch ein Halsband, oder? Schlafen Wölfe auf Decken? Oder fressen aus Näpfen?
Nein, all das tun sich nicht. Wir haben den Wölfen ihre Natur genommen und aus ihnen "Hunde gemacht", unsere Haustiere, unsere Beschützer, unsere Helfer, unsere treuen, liebevollen Wegbegleiter.

mowgli hat geschrieben:So oft habe ich in Hundeschulen das Haltiproblem elebt, wie man teilweise kleinen Hunden das Ding angelegt hat, die jede Woche erneut ersuchten, es sich am Bein ihres Besitzers abzustreifen, sich auf dem Boden zu wälzen, oder einfach stagnierten.


Du kannst aber nicht gleich alle Hundehalter über einen Kamm scheren und schon gar nicht die Hunde.
Meinen Hund beispielsweise stört es überhaupt nicht, er versucht nicht, es eigenständig zu entfernen oder sonstwas. Es ist nicht zu fest und nicht zu locker, sondern genau richtig.

mowgli hat geschrieben:Wozu das ganze?


Einfach als Hilfe. ;) Genau wie ein Halsband, oder eine Leine. Auch ein einfaches Hilfsmittel, damit der Hund nicht wegläuft und man ihn jederzeit kontrollieren kann.
Oder möchtest du mir jetzt vielleicht sagen, dass dein Hund weder Halsband, noch Leine, benötigt?
Man kann Hunde an Halsband und Leine gewöhnen. Der Hund ist nun mal ein Gewohnheitstier. Und genauso kann man ihn auch an ein Halti gewöhnen.

Wozu noch? Um sich und andere zu schützen, zum Beispiel. ;) Es ist einfach leichter für mich, wenn ich mit ihm über das Halti arbeite. Ich habe damit gewünschte Lernziele erreicht.

mowgli hat geschrieben:Ein letztes Beispiel: ich habe eine Bekannte, die einen Wolfshybriden hat, ein wunderschönes Tier, riesig, fast scharz, mit gelben Augen.
Ich völlig fasziniert, bin zu ihm hin und habe fünf Minuten versucht, seine Aufmerksamkeit zu bekommen.
Nicht nur völlig vergebens, nein, er dreht mir permanent die Schulter zu und ignorierte mich komplett.
Seine Besitzerin erklärte mir, daß er ihr auch so gut wie nie in die Augen sieht.
Er ist ein Ruhiges, friedliches Tier, nur ignoriert er eben alles, was ihn nicht interessiert, eben auch Befehle. Sollte sie ein so selbstständiges Wesen brechen mit Leinenrucks, Alphawürfen, In die Brust treten, Haltis und was hier dergleichen noch mehr gepriesen wird?
Sie macht e meines Erachtens genau richtig. Sie hält ihn im Rudel, geht viel mit ihm raus und läßt ihm seine nicht zu domestizierende Natur. Einen ruhigeren, souveräneren Hund als diesen Hybriden habe ich noch nie gesehen. Arbeiten kann man mit ihm freilich nicht.


Mag ja alles sein.. Aber wie ich schon mal gesagt habe, du kannst nicht von den einen auf die anderen schließen. Ich habe eben nun mal keinen ruhigen, souveränen Hund anderen Hunden gegenüber, wenn er nicht gewisse Konsequenzen erhält. Er ist alles in allem ein super tolles Tier, aber wenn ich ihm keine Regeln und Konsequenz und Authorität entgegen bringen würde, würde er mir auf der Nase rumtanzen und so kann, in meinen Augen, kein entspanntes Zusammenleben stattfinden.

Das ist einfach meine Meinung dazu.
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Re: Leinenpöbler - Ratlosigkeit - Problemhund?

Beitragvon Gudrun » Sa 26. Dez 2009 17:55

Hallo nochmal,

ich bezog mich in meiner Einschätzung von Mowglis gefahrbringender Situation auf folgenden Abschnitt in Mowglis Eingangs-Posting:

"...ich habe einen jungen Wolfshund-Mix, 74 cm hoch und 43 Kilo schwer.
Natürlich regt er sich, wenn ein Hund zu nah an ihm vorbei läuft, auf, und Rüden mag er auch nicht besonders.
Drei Hundetrainer haben sich mit oben erwähnten Methoden die Zähne ausgebissen, gebracht hats natürlich gar nichts.
Wißt ihr was? Ich akzeptiere diese beiden Macken einfach. Ansonsten ist er nämlich ein lieber,..."

So ist es leider oft: Eine solche bereits gefährliche "Macke" wird toleriert, weitere kommen dazu, das Gassigehen wird immer gefährlicher, weil der Hund mehr und mehr führt und irgendwann sind auf beiden Straßenseiten Rüden. Was dann? Es kommt zum Unfall. Nur, weil die 3 bisherigen Hundetrainer entweder nicht gut gearbeitet haben oder weil Mowgli nicht richtig mitgemacht hat, heißt das noch lange nicht, dass dieser Hund nicht erziehbar wäre. Er muss erzogen werden, denn sonst kommt es irgendwann zum Unfall. Er wird gerade erst erwachsen. Er ist einfach zu groß und zu stark, um dominant herumlaufen zu dürfen. Das hat Mowgli sich selbst gegenüber eigentlich auch schon zugegeben, denn sonst wären die 3 Trainer wohl nicht hinzugezogen worden. Leider habe ich in den letzten 4 Dekaden etliche solcher Beispiele kennengelernt. Ging nie gut aus.

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Re: Leinenpöbler - Ratlosigkeit - Problemhund?

Beitragvon Isabel » Sa 26. Dez 2009 18:06

"Warum die ganze Aufregeung? Weil ich geäußert habe, daß ich mit bestimmten Methoden nicht einverstanden bin."

Nein so ist es nicht. Du kommst hier ins Forum und unterstellt uns allen hier, in einen deiner ersten Beiträge, wir wären unseren Hunden gegenüber gewaltätig! So ist das aber nicht.

Es könnte sein, dass dein Nachbar mit den Dobermänner nicht die Ahnung von Hundeerziehung und vernünftigen Trainingsmethoden hatte. Nach deiner kurzen Beschreibung und den Dingen, die man als Nachbar so mitbekommt, möchte ich mir da aber nicht urteilen!
Es gibt auch heute leider immer noch viele Leute ("Hundeschulen", Vereine usw.), die ihre Tiere mit Gewalt erziehen. Dazu zählen meiner Meinung nach Vollwürger, Stachelhalsbänder, Stromschläge, generell Schläge usw. Kurz: alle Handlungen, die der Situation unangemessen angewendet werden und dem Tier Schmerzen zufügen.
Wenn ich meinen Hund in einer ganz bestimmten Situation, in der er sich völlig daneben benimmt, auf den Rücken drehe, weil alles andere nichts bringen würde, um ihn zu zeigen, dass es so nicht geht, ist das für mich KEINE GEWALT!!!
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Re: Leinenpöbler - Ratlosigkeit - Problemhund?

Beitragvon bellina » So 27. Dez 2009 09:58

huhu guten morgen,

hatte die letzten tage wenig zeit, im forum zu stöbern; heut früh sitz ich mal ne 1/2 stunde am pc;
mowglis beitrag find ich persönlich -aber das könnt ihr euch ja sicher schon denken- gar nicht so übel;

ich selbst bin ja auch ein Gegner des sog. alpha-wurfes, den es unter hunden meiner meinung nach NUR!!!! im ernstkampf -wenn überhaupt- gibt und dann geht's ans eingemachte; vorher kommunizieren hunde immer anders miteinander! aber wem erzähl ich's denn.

ich bin immer noch der meinung, dass sich ein hund im "Vorher-Kommunizieren" FREIWILLIG auf die seite bzw. den rücken legt, geht teilweise so sekundenschnell, dass unser menschliches auge dies gar nicht so recht erblicken kann; im "Komment-Kampf" hab ich noch keinen alpha-wurf entdecken können.

ach, übrigens: auch dorit feddersen-petersen stellt in einer ihrer neueren studien fest, dass der sog. alpha-wurf überholt sei............

dennoch benötigt ein hund selbstverständlich führung und konsequente so weit als möglich artgerechte haltung...............

dazu gehört natürlich auch unterordnung und strengere massnahmen, wenn nicht "gehört" wird.

PS: eine Hund/Wolf-Mischung würd ich mir persönlich nicht zutrauen.................
;)
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Re: Leinenpöbler - Ratlosigkeit - Problemhund?

Beitragvon Gudrun » So 27. Dez 2009 10:24

Hallo Bellina,

mein Aron, der jetzt 15 ist, hat seine ca. 7 Wochen alten Welpen, wenn sie ihm zu respektlos erschienen, sehr wohl unsanft auf den Rücken gedreht. Am Hals gepackt und blitzschnell umgedreht, dann an der Kehle am Boden fixiert, so dass sie vor Todesangst schrien und dann wie leblos vor ihm bzw. unter ihm erstarrten. Wenn sie sich entspannten, ließ er sie wieder aufstehen und interessierte sich für was anderes. Dem Welpen fehlte dann meist gar nichts, aber er verhielt sich fortan respektvoller. Das passierte besonders den größten und stärksten, aufmüpfigsten Welpen, aber i. d. R. nur genau 1 Mal in ihrem Welpenleben. Belana setzte mehr auf Fangumfassen (Schnauzengriff), verursachte dabei aber durchaus Kratzer. Das ist meine Beobachtung zum "Alphawurf" und Disziplinierungen durch die Elterntiere. Ich kann mir vorstellen, dass die großen Gurus der Hundler-Szene - Bloch gehört ja auch dazu - sich verabredet haben, nicht mehr den "Alphawurf" zu empfehlen, weil es Idioten gegeben hat, die ihn 3 Mal am Tag gegen alles mögliche anwandten, bis sie ihren Hund psychisch kaputt hatten. So darf es natürlich nicht sein!

VG Gudrun
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Re: Leinenpöbler - Ratlosigkeit - Problemhund?

Beitragvon Jenni » So 27. Dez 2009 12:38

Gudrun hat völlig Recht!! Das Kind hat einen anderen Namen bekommen, weil viele den "Alphawurf" eben missbrauchten, nicht verstanden, wozu er eingesetzt wird, wie man ihn anwenden, bei welchen Hunden es Sinn macht und bei welchen nicht!!

Wölfe NICHT mit Hunden zu vergleichen, so wie Claudi es hier anfängt ist genauso falsch, wie sie ausschließlich miteinander zu vergleichen! Man kann viele - aber eben nicht alle - Verhaltensweisen von Hunden NUR verstehen, wenn man Wolfsverhalten kennt. Im Übrigen hat die Studie von G. Bloch und U. Gansloßer in der Toscana erwiesen, dass die verwilderten Haushunde (also Hunde, die erst beim Menschen gelebt haben und dann verwilderten), sehr wohl sehr stark ausgeprägt wölfisches Verhalten an den Tag legen, wenn der Mensch da nicht immer zwischen rum fuhrwerkt. Z. B. gab es dort keine Fälle von Inzest! Also macht es sehr wohl Sinn Hundeverhalten auf der Basis von Wolfsverhalten zu betrachten und zu verstehen. Allerdings macht dies ausschließlich keinen Sinn, weil wir das Leben des Hundes in unserer Gesellschaft mit bedenken müssen!!

Das was hier als Alphawurf benannt wird, bezeichnen Bloch und Co einfach nur als RUNTERDRÜCKEN... Wers nicht glaubt kanns gerne nachlesen (Abstrakt 3):
http://www.hundefarm-eifel.de/f_berichte.html

Was ich hier super finde und was einfach auch jedem klar sein sollte, der mit Hunden umgeht (und natürlich mit den Menschen), dass Hunde und BESONDERS Wölfe sehr wohl hauptsächlich ruhig und friedlich miteinander umgehen. Aber eben nicht immer!
Was man hier auch nicht vergessen sollte: Die Studien sind an freilebenden Wölfen - somit also an Wolfsfamilien beobachtet wurden. Hier ergibt sich eine natürliche Dominanz durch Elternschaft.

Da niemand von uns seinen Hund geboren hat, trifft das auf uns einfach nicht zu. Somit müssen wir uns unseren Status im Mensch-Hund-Rudel erarbeiten. Dieses Erarbeiten erfolgt auf der Basis von Respekt (und zwar gegenseitigem Respekt), sich miteinander Bewegen, Aktionen veranstalten und Sozialkontakt, also miteinander interagieren, kuscheln, Körperkontakt etc. Diese Aufstellung zeigt, wie ich finde ziemlich deutlich, dass die positiven Kontakte sehr wohl überwiegen.

Die Gegener von Disziplinierungs- und Korrekturmaßnahmen (die diese gerne nennen können, wie sie wollen) tun immer so, als würden Menschen, die eben sagen: "Klar buff ich meinen Hund auch mal an, wenn er sich nach mehreren nichtkörperlichen Ermahnungen immer noch daneben benimmt!" ihren Hund permanent auf die Seite legen, ihn andauernd kneifen, schlagen, hauen, treten, an Schlingen legen!! Wer sowas behauptet mutmasst und das auch noch ziemlich falsch!

Ich kann meinen Hunden nicht mit Worten erklären, warum sie einige Dinge, die für sie, mich und meine Gesellschaft gefährlich und nicht akzeptabel sind, lassen sollten. Ich kann es mit den üblichen konditionierten Kommandos versuchen, wenn der Reiz, der dem gegenübersteht aber zu groß ist, hilft das eben hier und da auch mal nicht! Und wenn das der Fall ist, setze ich körperliche Abbruchsignale, WEIL ich meine Hunde liebe und weil ich nicht möchte, dass ihnen etwas passiert oder dass sie Schaden an anderen Hunden verursachen...

Natürlich... ich persönlich habe eigentlich überhaupt kein Problem damit, wenn sie drei Mal im Jahr einen Flitz kriegen und meinen, sie müssten wie zwei Doofe auf andere Hunde zurennen, diese anbellen, umkreisen und auf gut deutsch gesagt zur Sau machen. Denn ich weiß, dass sie denen nichts tun und nur eine große Klappe haben. Also könnte ich es dabei belassen. Ich weiß, dass sie an der Leine keinen Kontakt zu anderen Hunden wollen und dann auch mal fies werden können, je nach Hund. So wie Mowglies IWH - vielleicht nicht ganz so extrem! Und nun... soll ich sagen... tja is halt so?? Könnte ich - sicher!! ABER: Selbst wenn ich meine Hunde kontrollieren und ihnen sagen kann, dass sie den Mund zu halten haben (was Mowglie ja, wenn ich das richtig verstanden habe nicht tut), dann heißt das noch lange nicht, dass alle anderen ihre Hunde auch immer kontrollieren können. Ich kann mir nie 100%ig sicher sein, dass der, der mit entgegen kommt seinen Hund an die Leine nimmt, diesen kontrollieren kann und dieser immer verträglich ist. Ich kann mir nicht sicher sein, dass der Besitzer von dem Hund, auf den sie zuschießen nicht vielleicht Tränengas mithat und dieses einsetzt, weil DER NICHT WEISS, dass meine Hunde keinen verletzen! Da ich mich und meine Hunde als Mitglied dieser Gesellschaft sehe ist es meine PFLICHT - ansonsten disqualifiziere ich mich als Hundehalter - sie so zu erziehen, dass sie niemandem einen Schaden zufügen, so gut es eben irgendwie geht! Und selbst dann gibt es keine 100%ige Garantie. Aber ich muss mir wenigstens nicht vorwerfen lassen, dass ich nicht alles getan hätte.

Grade Du Bellina mit ehr kleinen Hunden... DICH möchte ich sehen, wenn meine zwei auf Deine wie blöde zugeschossen kommen und diese wie bescheuert anbellen und zur Sau machen!! Ich kann Dir das demonstrieren, wenn wir uns wirklich mal sehen... und dann sagst Du mir, ob ich sie anpacken und sie korrigieren soll, oder ob ich DIR einfach erkläre, dass sie sich ganz normal verhalten, weil sie ein Rudel sind und ein Rudel das so macht in freier Wildbahn und ich als Chef des Rudels das einfach ignoriere... Glaubst Du wirklich, das meine beiden das interessiert, ob ich sie da ignoriere???

Ich glaube, die Menschen, die körperliche Abbruchsignale derart verteufeln, haben etwas nicht verstanden: Körperliche Abbruchsignale stiften FRIEDEN... auch unter Hunden und sorgen für klare Grenzen!! Sie sollten mit Bedacht gesetzt werden und nicht willkürlich!!

Das Beispiel mit den Dobermännern greift hier z. B. gar nicht, wie viele von Mowglies Argumenten!

HIER MAL EIN ARTIKEL AUS DEM LETZTEN JAHR AUS DER DOGS... Hier wurden Experten wie Bloch, Grewe, Gansloßer, Feddersen-Petersen befragt. Das Ganze mal zusammengefaßt spiegelt sehr genau meine Meinung wieder!!!

ABBRUCHSIGNALE RICHTIG SETZEN
Im Gespräch mit Experten wie G. Bloch, M. Grewe, Dr. U. Gansloßer u. a.

Testen

Eltern kennen das: Wenn der Sprössling mit dem Filzstift die Tapete verschönert und dabei aus den Augenwinkeln kontrolliert, ob die Großen auch gucken. Gerade junge Hunde testen oft ähnlich, ob zum Beispiel das Verbot, Schuhe zu zerkauen, immer gilt. Dann nehme sie das ganze Stück zum zehnten Mal zwischen die Zähne und lauern auf eine Reaktion. Genau hier beginnt häufig das Erziehungsdelemma: Wie reagieren wir richtig? Sollten wir dem Kind Papier, dem Welpen die Kaustange als Ersatz anbieten? Oder gar böse werden?

Forschung für Frieden

Hundetrainer sind sich da oft so uneinig wie erziehungsverpflichtete Eltern. Sie befürchten, dass deutliche Verbote der Bindung und dem Vertrauen schaden. Bei Hunden ist diese verbreitete Annahme jetzt wissenschaftlich überprüft worden. Drei Monate lang hat sich die Biologie-Diplomandin Sandra Fischer in der Nähe einer frei lebenden Haushundegruppe im italienischen Nationalpark San Rossore aufgehalten. Im Rahmen des Freilandprojekts des Kanidenexperten Günther Bloch konnte sie beobachten, wie Hunde Konflikte und Erziehungsfragen lösen. Dabei war ihr wichtig, nicht nur die Interaktion bei Konflikten zu beobachten, sondern zu dokumentieren, welche Folgen Ermahnung oder deutliches Grenzensetzen für die Beziehung der Hunde untereinander hat: „Die Fragestellung latente, ob der Einsatz von Drohverhalten oder körperlicher Begrenzung unter den Hunden zu Distanz zwischen den Tieren oder zur Eskalation eines Konfliktes führt“, so die Forscherin.
Drohverhalten und körperliche Begrenzung werden von Verhaltensforschern unter Abbruchsignalen zusammengefasst. Bei Hunden reichen sie vom strengen Blick in Richtung eines übermütigen heranstürmenden Welpen bis zum Umrempeln, etwa wenn sich ein fremder Hund an Frauchens Bein schmiegt. Die Funktion dieser Signale: klare Sprache ohne Missverständnisse, ernsten Konflikten vorbeugen und damit für Frieden im Rudel sorgen.

Das sogenannte Böse – wie Forscher es deuten…

Aggressives Verhalten im Tierreich wurde lange Zeit als etwas Negatives bewertet, seine Bedeutung für das Zusammenleben in der Gruppe erschien Forschern nicht schlüssig. Bis der Verhaltensforscher Konrad Lorenz kam.

Konflikte gehören zum Leben

Die Theorie, dass Aggressionen bei höheren Lebewesen lebensnotwendig sind, hat Konrad Lorenz, Begründer der vergleichenden Verhaltensforschung, in den sechziger Jahren zum ersten Mal aufgestellt (in seinem Buch „Das sogenannte Böse. Zur Naturgeschichte der Aggression“ von 1963). Er wurde dafür heftig angegriffen. Heute gilt unter Psychologen wie Verhaltensbiologen gleichermaßen als anerkannt: Erst wenn Interessenkonflikte erfolgreich gelöst werden, können sich Beziehungen langfristig stabilisieren.

Stachelhalsband oder Leckerlie??

Besonders in der Erziehung von Hunden tat man sich mit der Umsetzung dieser Erkenntnis lange Zeit schwer. Hier galt und gilt vor allen Dingen Körpereinsatz als Unding. Viele Trainer haben beim Thema „körperliche Begrenzung“ die abschreckenden Trainingsmethoden der siebziger Jahre vor Augen: „Hundeerziehung funktionierte hier fast ausschließlich über Zwang und negative Verstärkung.“ Erklärt der Verhaltensbiologe Dr. Udo Gansloßer. Dass eine enge und liebevolle Beziehung zum Hund erfolgreicher ist als reine Unterdrückung, mussten die Menschen erst lernen. Gansloßer: „Leider bekam die Gegenbewegung Aufwind, die Erziehung ausschließlich über positive Bestärkung unter Vermeidung jeglicher Begrenzung begriff.“ Die Folge war: Diese Hunde erfuhren kaum Erziehungswegweiser, gehorchten nur, wenn nichts Aufregendes zu erleben war.

Vertrauen trotz Begrenzung

Der Verhaltensfachmann Günther Bloch sieht die Erkenntnisse über den komplexen Wert der Abbruchsignale unter Hunden als wichtigen Impuls für Hundetrainer und als wegweisend für die Erziehung von Hunden: „Die Studie zeigt wissenschaftlich exakt, dass der richtige Einsatz von Abbruchsignalen weder Vertrauen zerstört noch Bindungen in Frage stellt – ehr im Gegenteil!“

Klartext bei Welpen

Der Kanidenforscher Günther Bloch, der Wölfe in Kanada beobachtet, sieht in der Gefahrenabwendung von naiven Junghunden eine wichtige Funktion der Abbruchsignale. Im Winter konnte er eine Beobachtung machen, die sich mit den Hypothesen der Verhaltensforscher deckt: „Die Wölfe hatten sich an einem durch einen Zug getöteten Hirsch versammelt. Als eine Eisenbahn kam, rannte der Vaterrüde sofort weg. Fünf Welpen folgten ihm, ein sechster Welpe fraß jedoch weiter. Der Rüde lief daraufhin zurück, zwickte seine Tochter in die Flanke und zwang sie, ihm sofort zu folgen.“ Die Ansage des Vaterrüden unterband jegliches abweichende Verhalten des Wolfswelpen.
Günther Bloch wertet sie als „einen zielgerichteten Einsatz von Abbruchsignalen, den man besonders bei Tiermüttern im Umgang mit ihrem Nachwuchs oft beobachten kann.“ Auch die Biologin Sandra Fischer konnte feststellen, dass das jüngste Rudelmitglied ihrer Beobachtungsgruppe, der Welpe Bellino, am häufigsten zurechtgewiesen wurde, oft zu seiner eigenen Sicherheit. „Parallel zur Erziehung durch Abbruchsignale wird aber viel gespielt und Wert auf Körperkontakt gelegt“, berichtet Sandra Fischer von ihrer Forschung. Bellino wirkte trotz der Zurechtweisungen nie eingeschüchtert oder gestresst: „Er hatte viele positive Interaktionen, vor allem mit seiner Ziehmutter.“

Radau bei den Großen

Doch wie stecken erwachsene Hunde Zurechtweisungen durch andere Hunde weg? Entsteht hier nicht zwangsläufig Stress, der sich entladen muss, ganz so wie es aus der Psychologie des Menschen bekannt ist?
Die Diplomandin Sandra Fischer hat bei Hunden anderes beobachtet: „Befreundete Hunde haben schnell wieder Frieden geschlossen, weniger Vertraute haben kurze Zeit Distanz zueinander gehalten.“ Physiologische Untersuchen würden weitere Klarheit bringen: „Blutmessungen wären sinnvoll, um Stressbelastungen zu ermitteln“, meint die Biologin. „Das Hormon Cortisol im Blut ist ein Stressindikator. Optimal wäre es, wenn man parallel zu Freilandstudien die Ausschüttung dieses Hormons untersuchen könnten.“ Doch schon nach den Beobachtungen steht fest: Im Hunderudel herrscht trotz gelegentlicher Interessenkonflikte eine überwiegend friedliche Stimmung. Abbruchsignale sorgen dafür, dass Streit nicht eskaliert. Auch eine Belastung von engen Bindungen durch Erziehungs- und Begrenzungsmaßnahmen konnte die Forscherin nicht feststellen, im Gegenteil: „Besonders Lilly, der Hund, der die meisten Abbruchsignale an Bellino gesendet hat, hatte gleichzeitig die innigste Beziehung zu ihm.“ Auch Ethologin Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen ist von der Kommunikationskunst dieser Hundegruppe überzeugt: „Hier findet sehr wenig aggressives Verhalten statt, es scheint ein Verbund von Individuen zu sein, die miteinander harmonieren und die feinen Signale der konfliktvermeidenden Kommunikation noch gut beherrschen.“
Bislang haben Untersuchungen etwa an australischen Dingos gezeigt, dass verwilderte Hunde in sehr losen Verbänden leben, die sich in ihrer Zusammensetzung schnell ändern können. Der Grund für den Wandel sind häufige, heftige Konflikte. „Das konnte bei den frei lebenden Haushunden nicht beobachtet werden“, so die Ethologin.
In der hohen Schule der Konfliktvermeidung haben sich vor allen Dingen Wölfe hervorgetan. „Aber auch diese Pizza-Hunde zeigen uns, dass Hund noch kooperieren können“, so Feddersen-Petersen. Die Hypothese, dass Hunde im Zuge der Domestikation ihre Fähigkeit zur Konfliktlösung unter Artgenossen verloren hätten, konnte also nochmals widerlegt werden.

Abbruchsignale: „Schluss jetzt“ in Hundesprache

Grenzen setzen unter Hunden sieht manchmal ziemlich wild aus. Hinter dem rauen Umgang verbirgt sich jedoch eine friedliche Absicht: Abbruchsignale verhindern unter Artgenossen meist erfolgreich ernsthafte Auseinandersetzungen im Rudel.

Mit Körpereinsatz Frieden stiften

Unter Abbruchsignalen verstehen Kynologen ritualisierte Verhaltensweisen, die dem Gegenüber eine deutliche Auskunft über die eigene Gemütsverfassung geben und ernsthafte Auseinandersetzungen verhindern sollen. Kanidenexperte Günther Bloch unterscheidet in seinem Buch „Der Wolf im Hundepelz“ zwei Kategorien von Abbruchsignalen:

1. Drohsignale, die ohne Körpereinsatz auskommen: Knurren, Lefzen ziehen, strenger Blick.
Tipp für den Hundehalter: Auch Menschen können diese Signale bei der Erziehung des Vierbeiners einsetzen, etwa die Stirn runzeln, die Stimme erheben, streng gucken.

2. Körperlich betonte Abbruchsignale: Anrempeln, Schnauzengriff (mit dem Maul über die Schnauze greifen), das Wegschubsen von Welpen, den Weg abschneiden, dass Trennen von Streithähnen durch Dazwischenrennen, Drohschnappen, Zwicken bis hin zum Umwerfen (übrigens ist es genau dieses Umwerfen, was gerne als Alphawurf bezeichnet wird und ja angeblich nicht gibt ;o)) und den Scheinangriff bei ausgewachsenen Hunden.
Tipp für den Hundehalter: Die meisten dieser Signale können auch von Menschen angewandt werden, zum Beispiel das Zwicken, Anrempeln, mit der Hand über die Schnauze greifen, in den Weg rennen. Der Verhaltensforscher Günther Bloch beton jedoch: „Der Einsatz dieser Aufforderungen zum Abbruch ist immer nur situativ zu verstehen, es kommt also auf den verhaltensbiologischen Kontext an. Das richtige Timing ist dabei ebenso entscheidend wie die Art der Abbruchsignale. Sie müssen der jeweiligen Gegebenheit und der Hundepersönlichkeit angepasst sein.

Stressfaktor Mensch

„Die größte Stresssituation ist für den Hund, wenn er nach der Ermahnung von seinem Menschen ignoriert wird und wen er sich dadurch ausgeschlossen fühlt.“, weiß der Verhaltensforscher Dr. Udo Gansloßer. „Beleidigt und nachtragend sein kennen Hund nicht.“ Unter Artgenossen kommt es nach der Zurechtweisung, je nach Freundschaftsgrad und Persönlichkeit der Hunde, meist schnell wieder zum freundlichen Kontakt, oft wird gleich weitergespielt. „Dass wir dem Hund nach einer Ermahnung ignorieren, ist deshalb der absolut falsche Weg.“ findet Gansloßer. „Sobald der Streit geklärt wurde, sollten wir wie gewohnt weitermachen.“
Statt einen Hund über längere Zeit zu ignorieren, wie immer noch oft geraten wird, sollten wir, so der Verhaltensexperte, Zuwendung üben, gerade in kritischen Lebensphasen wie der Pubertät. Auch Wolfsforscher Günther Bloch stimmt dieser Einschätzung zu: „Lang andauerndes Ignorieren ist nicht nur verhaltensbiologisch unsinnig, sondern auch tierschutzrelevant.“

Zeichen der Liebe helfen

Ist in der Mensch-Hund-Beziehung noch keine klare Rangsituation entstanden, müssen Hundehalter beim Einsatz von körperlicher Begrenzung allerdings sehr vorsichtig sein. Günther Bloch: „In diesem Fall sollte man sich einen Fachmann zur Hilfe holen.“
Damit es zu ungeklärten Verhältnissen in der Rangordnung gar nicht erst kommt, bedarf es nach Bloch aber nicht viel: „Wer schon seinem Welpen beibringt, hin und wieder Frust zu ertragen und dass Hemmungslosigkeit niemals zum Erfolgt führt, sondern stattdessen deutliche Grenzen zieht, der braucht sich über eine unklare Dominanzbeziehung mit dem erwachsenen Hund keine Sorgen zu machen.“ Wenn die Beziehung stimmt, können ihr deutliche Worte oder richtige Signale nichts anhaben, weder unter Hunden noch im Mensch-Hund-Team.
Verhaltensforscher Gansloßer kennt das Geheimnis des richtigen Umgangstons: „Grenzen setzen bei Hunden braucht zwei Bausteine. Erstens: Eingrenzung! Sie muss sofort, aktiv und für den Hund verständlich erfolgen. Der Hund lernt in diesem entscheidenden Moment: Ich bin einen Schritt zu weit gegangen. Genauso wichtig ist der zweite Baustein: Gleich im Anschluss an die Eingrenzung muss der Hund wieder mitten im Geschehen stehen, die Beziehung geht dort weiter, wo sie vor der Ermahnung stand.“
Doch warum fällt es vielen so schwer, mit Hunden konfliktbewußt und ernsthaft umzugehen? Es ist die Tierliebe. Das Grundproblem, definierte Konrad Lorenz, Begründer der modernen Verhaltensforschung, liegt in der „Sehnsucht des Menschen nach dem verlorenen Paradies“. Demnach suchen Menschen im Hund häufig die Möglichkeit zum Verstehen ohne Worte, zum blinden Vertrauen – eine Beziehung, die frei ist von Egoismus und Selbstverwirklichung.
Dass Hunde zuweilen eigene Interessen verfolgen, ist für manche ein Schock. Gelten Hunde doch als Sinnbild der Treue, was viele Hundefreunde mit „immer lieb“ verstehen. Grenzüberschreitung und Anhänglichkeit stehen dazu nur scheinbar im Widerspruch: Um sich bei uns sicher zu fühlen, brauchen Hunde Orientierung. Je klarer wir sie ihnen bieten, desto selbstsicherer und anhänglicher werden sie an unserer Seite durchs Leben traben. Hat unser Welpe verstanden, dass die Pantoffeln nur uns gehören, wird er seine Zähnchen eben an Kaustangen testen.

Wie der Mensch Signale zum Abbruch setzen kann

Einer, der für das deutliche Grenzensetzen eintritt, ist der Hundetrainer Michael Grewe.

1. Erreicht man über positives Bestärken nicht viel mehr als über Eingrenzung?
Am meisten erreicht man immer über positives Bestärken, also durch das Belohnen von richtigem Verhalten durch Anerkennung, Spiel, Futter. Doch Welpen lernen auch über Versuch und Irrtum – da braucht man in gefährlichen oder absolut verbotenen Situationen eine klare, unter Umständen auch körperliche Begrenzung.

2. Soll der Mensch ei Konfliktsituationen knurren oder seinem Hund ins Fell zwicken?
Warum nicht? Wenn wir drohend NEIN sagen, versteht das Jeder Hund und hat die Chance, es sich noch einmal anders zu überlegen. Findet die Grenzüberschreitung dann trotzdem statt, sollten wir sofort aktiv werden, genau wie es ein Artgenosse tun würde. Dabei können wir uns an der Hundesprache orientieren: Erwachsene Hunde kann man zur Seite rempeln, sich ihnen in den Weg stellen oder bedrohlich auf sie zugehen, um sie zu beeindrucken. Welpen lassen sich noch mit der Hand ein Stück zur Seite schubsen, man kann vor ihnen mit der flachen Hand auf den Boden klopfen, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, oder sie auf den Rücken drehen und dort kurz festhalten. Richtig gemacht, hat der junge Hund schnell unsere negative Reaktion mit seiner Fehlhandlung verknüpft und die Grenzsetzung verstanden.

3. Wie viel Körpereinsatz verträgt der Hund?
Das kommt auf den Hund an. Bei manchen reicht es, die Stimme ernst zu gebrauchen, harte Kaliber fordern oft mehr Einsatz von uns. Wichtig ist, dass man immer sofort und zur Individualität des Hundes angemessen reagiert. Wer handgreiflich wird, darf aber auf gar keinen Fall das Friedensangebot seines Hundes nach dem „ernsthaften Gespräch“ ignorieren!

4. Kann dieses „ernsthafte Gespräch“ nicht auch gefährlich für den Menschen werden?
Besonders bei wenig sozialisierten Hunden muss man sehr sensibel vorgehen – am besten in Zusammenarbeit mit einem Fachmann.

(aus der DOGS, Monat weiß ich leider nicht mehr)
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Re: Leinenpöbler - Ratlosigkeit - Problemhund?

Beitragvon Claudi93 » So 27. Dez 2009 13:47

Jenni hat geschrieben:Wölfe NICHT mit Hunden zu vergleichen, so wie Claudi es hier anfängt ist genauso falsch, wie sie ausschließlich miteinander zu vergleichen! Man kann viele - aber eben nicht alle - Verhaltensweisen von Hunden NUR verstehen, wenn man Wolfsverhalten kennt.


Genau das habe ich doch geschrieben!

[quote=Claudi93"]1. Unsere Hunde sind keine Wölfe! Ja, sie stammen vielleicht von Wölfen ab, aber einige Verhaltensweisen der Wölfe sind bei den Hunden schon längst nicht mehr vorhanden.[/quote]

Ich sag nicht, dass man Hund nicht mit Wölfen vergleichen kann. Ich sage nur, dass man es nicht AUSSCHLIESSLICH tun sollte, so wie Mowgli es hier getan hat.
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Re: Leinenpöbler - Ratlosigkeit - Problemhund?

Beitragvon Gudrun » So 27. Dez 2009 13:50

Danke, Jenni!

Dieser Artikel bestätigt meine Art, mein Rudel zu führen und meine Welpen auf ihr Leben vorzubereiten.

Schön, so prominente Namen mit im Beleg für die Richtigkeit der Vorgehensweise nach neuesten Erkenntnissen zu haben. Würde ich nicht auch mal körperliche Abbruchsignale setzen, wäre ich zwischen acht 20-35 kg schweren Rudelgefährten hoffnungslos verloren und die würden so ein Chaos veranstalten, dass meine menschliche Familie auf Abgeben einiger Hunde bestehen würde.

Zu:

„...einen zielgerichteten Einsatz von Abbruchsignalen, den man besonders bei Tiermüttern im Umgang mit ihrem Nachwuchs oft beobachten kann.“

fällt mir ein Beispiel ein, aus der Zeit als die Katze meiner Schwester gerade Nachwuchs hatte. Der Mutterkatze war von uns recht hart - streng negativ konditioniert - anerzogen worden, dass sie am Käfig der Wellensittiche nichts verloren hatte. Als die Kätzchen nun mit etwa 6 Wochen in das Alter kamen, wo sie sich für die Insassen des Käfigs interessierten, pflückte die Mutterkatze sie wütend mit ihren Zähnen im Genick und den Vorderläufen um den Oberkörper klammernd von den Gitterstäben, schmiss sich mit dem weiterhin umarmten Katzenbaby auf die Seite und vermöbelte das Katzenkind, indem sie mit den Hinterpfoten gegen seinen Rücken und Popo trampelte - richtig wütend, weiterhin auf der Seite liegend, das Baby mit den Vorderbeinen festhaltend.

So brauchten wir den Kätzchen diese Lektion nicht persönlich klarzumachen.

VG Gudrun

PS: Diese wundervolle Mutterkatze sollte wenig später kastriert werden und starb qualvoll in der Nacht nach der OP. Ist hier völlig OT - sorry, fiel mir nur gerade ein.
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