Gudrun hat völlig Recht!! Das Kind hat einen anderen Namen bekommen, weil viele den "Alphawurf" eben missbrauchten, nicht verstanden, wozu er eingesetzt wird, wie man ihn anwenden, bei welchen Hunden es Sinn macht und bei welchen nicht!!
Wölfe NICHT mit Hunden zu vergleichen, so wie Claudi es hier anfängt ist genauso falsch, wie sie ausschließlich miteinander zu vergleichen! Man kann viele - aber eben nicht alle - Verhaltensweisen von Hunden NUR verstehen, wenn man Wolfsverhalten kennt. Im Übrigen hat die Studie von G. Bloch und U. Gansloßer in der Toscana erwiesen, dass die verwilderten Haushunde (also Hunde, die erst beim Menschen gelebt haben und dann verwilderten), sehr wohl sehr stark ausgeprägt wölfisches Verhalten an den Tag legen, wenn der Mensch da nicht immer zwischen rum fuhrwerkt. Z. B. gab es dort keine Fälle von Inzest! Also macht es sehr wohl Sinn Hundeverhalten auf der Basis von Wolfsverhalten zu betrachten und zu verstehen. Allerdings macht dies ausschließlich keinen Sinn, weil wir das Leben des Hundes in unserer Gesellschaft mit bedenken müssen!!
Das was hier als Alphawurf benannt wird, bezeichnen Bloch und Co einfach nur als RUNTERDRÜCKEN... Wers nicht glaubt kanns gerne nachlesen (Abstrakt 3):
http://www.hundefarm-eifel.de/f_berichte.html Was ich hier super finde und was einfach auch jedem klar sein sollte, der mit Hunden umgeht (und natürlich mit den Menschen), dass Hunde und BESONDERS Wölfe sehr wohl hauptsächlich ruhig und friedlich miteinander umgehen. Aber eben nicht immer!
Was man hier auch nicht vergessen sollte: Die Studien sind an freilebenden Wölfen - somit also an Wolfsfamilien beobachtet wurden. Hier ergibt sich eine natürliche Dominanz durch Elternschaft.
Da niemand von uns seinen Hund geboren hat, trifft das auf uns einfach nicht zu. Somit müssen wir uns unseren Status im Mensch-Hund-Rudel erarbeiten. Dieses Erarbeiten erfolgt auf der Basis von Respekt (und zwar gegenseitigem Respekt), sich miteinander Bewegen, Aktionen veranstalten und Sozialkontakt, also miteinander interagieren, kuscheln, Körperkontakt etc. Diese Aufstellung zeigt, wie ich finde ziemlich deutlich, dass die positiven Kontakte sehr wohl überwiegen.
Die Gegener von Disziplinierungs- und Korrekturmaßnahmen (die diese gerne nennen können, wie sie wollen) tun immer so, als würden Menschen, die eben sagen: "Klar buff ich meinen Hund auch mal an, wenn er sich nach mehreren nichtkörperlichen Ermahnungen immer noch daneben benimmt!" ihren Hund permanent auf die Seite legen, ihn andauernd kneifen, schlagen, hauen, treten, an Schlingen legen!! Wer sowas behauptet mutmasst und das auch noch ziemlich falsch!
Ich kann meinen Hunden nicht mit Worten erklären, warum sie einige Dinge, die für sie, mich und meine Gesellschaft gefährlich und nicht akzeptabel sind, lassen sollten. Ich kann es mit den üblichen konditionierten Kommandos versuchen, wenn der Reiz, der dem gegenübersteht aber zu groß ist, hilft das eben hier und da auch mal nicht! Und wenn das der Fall ist, setze ich körperliche Abbruchsignale, WEIL ich meine Hunde liebe und weil ich nicht möchte, dass ihnen etwas passiert oder dass sie Schaden an anderen Hunden verursachen...
Natürlich... ich persönlich habe eigentlich überhaupt kein Problem damit, wenn sie drei Mal im Jahr einen Flitz kriegen und meinen, sie müssten wie zwei Doofe auf andere Hunde zurennen, diese anbellen, umkreisen und auf gut deutsch gesagt zur Sau machen. Denn ich weiß, dass sie denen nichts tun und nur eine große Klappe haben. Also könnte ich es dabei belassen. Ich weiß, dass sie an der Leine keinen Kontakt zu anderen Hunden wollen und dann auch mal fies werden können, je nach Hund. So wie Mowglies IWH - vielleicht nicht ganz so extrem! Und nun... soll ich sagen... tja is halt so?? Könnte ich - sicher!! ABER: Selbst wenn ich meine Hunde kontrollieren und ihnen sagen kann, dass sie den Mund zu halten haben (was Mowglie ja, wenn ich das richtig verstanden habe nicht tut), dann heißt das noch lange nicht, dass alle anderen ihre Hunde auch immer kontrollieren können. Ich kann mir nie 100%ig sicher sein, dass der, der mit entgegen kommt seinen Hund an die Leine nimmt, diesen kontrollieren kann und dieser immer verträglich ist. Ich kann mir nicht sicher sein, dass der Besitzer von dem Hund, auf den sie zuschießen nicht vielleicht Tränengas mithat und dieses einsetzt, weil DER NICHT WEISS, dass meine Hunde keinen verletzen! Da ich mich und meine Hunde als Mitglied dieser Gesellschaft sehe ist es meine PFLICHT - ansonsten disqualifiziere ich mich als Hundehalter - sie so zu erziehen, dass sie niemandem einen Schaden zufügen, so gut es eben irgendwie geht! Und selbst dann gibt es keine 100%ige Garantie. Aber ich muss mir wenigstens nicht vorwerfen lassen, dass ich nicht alles getan hätte.
Grade Du Bellina mit ehr kleinen Hunden... DICH möchte ich sehen, wenn meine zwei auf Deine wie blöde zugeschossen kommen und diese wie bescheuert anbellen und zur Sau machen!! Ich kann Dir das demonstrieren, wenn wir uns wirklich mal sehen... und dann sagst Du mir, ob ich sie anpacken und sie korrigieren soll, oder ob ich
DIR einfach erkläre, dass sie sich ganz normal verhalten, weil sie ein Rudel sind und ein Rudel das so macht in freier Wildbahn und ich als Chef des Rudels das einfach ignoriere... Glaubst Du wirklich, das meine beiden das interessiert, ob ich sie da ignoriere???
Ich glaube, die Menschen, die körperliche Abbruchsignale derart verteufeln, haben etwas nicht verstanden: Körperliche Abbruchsignale stiften FRIEDEN... auch unter Hunden und sorgen für klare Grenzen!! Sie sollten mit Bedacht gesetzt werden und nicht willkürlich!!
Das Beispiel mit den Dobermännern greift hier z. B. gar nicht, wie viele von Mowglies Argumenten!
HIER MAL EIN ARTIKEL AUS DEM LETZTEN JAHR AUS DER DOGS... Hier wurden Experten wie Bloch, Grewe, Gansloßer, Feddersen-Petersen befragt. Das Ganze mal zusammengefaßt spiegelt sehr genau meine Meinung wieder!!!
ABBRUCHSIGNALE RICHTIG SETZEN
Im Gespräch mit Experten wie G. Bloch, M. Grewe, Dr. U. Gansloßer u. a.
Testen
Eltern kennen das: Wenn der Sprössling mit dem Filzstift die Tapete verschönert und dabei aus den Augenwinkeln kontrolliert, ob die Großen auch gucken. Gerade junge Hunde testen oft ähnlich, ob zum Beispiel das Verbot, Schuhe zu zerkauen, immer gilt. Dann nehme sie das ganze Stück zum zehnten Mal zwischen die Zähne und lauern auf eine Reaktion. Genau hier beginnt häufig das Erziehungsdelemma: Wie reagieren wir richtig? Sollten wir dem Kind Papier, dem Welpen die Kaustange als Ersatz anbieten? Oder gar böse werden?
Forschung für Frieden
Hundetrainer sind sich da oft so uneinig wie erziehungsverpflichtete Eltern. Sie befürchten, dass deutliche Verbote der Bindung und dem Vertrauen schaden. Bei Hunden ist diese verbreitete Annahme jetzt wissenschaftlich überprüft worden. Drei Monate lang hat sich die Biologie-Diplomandin Sandra Fischer in der Nähe einer frei lebenden Haushundegruppe im italienischen Nationalpark San Rossore aufgehalten. Im Rahmen des Freilandprojekts des Kanidenexperten Günther Bloch konnte sie beobachten, wie Hunde Konflikte und Erziehungsfragen lösen. Dabei war ihr wichtig, nicht nur die Interaktion bei Konflikten zu beobachten, sondern zu dokumentieren, welche Folgen Ermahnung oder deutliches Grenzensetzen für die Beziehung der Hunde untereinander hat: „Die Fragestellung latente, ob der Einsatz von Drohverhalten oder körperlicher Begrenzung unter den Hunden zu Distanz zwischen den Tieren oder zur Eskalation eines Konfliktes führt“, so die Forscherin.
Drohverhalten und körperliche Begrenzung werden von Verhaltensforschern unter Abbruchsignalen zusammengefasst. Bei Hunden reichen sie vom strengen Blick in Richtung eines übermütigen heranstürmenden Welpen bis zum Umrempeln, etwa wenn sich ein fremder Hund an Frauchens Bein schmiegt. Die Funktion dieser Signale: klare Sprache ohne Missverständnisse, ernsten Konflikten vorbeugen und damit für Frieden im Rudel sorgen.
Das sogenannte Böse – wie Forscher es deuten…
Aggressives Verhalten im Tierreich wurde lange Zeit als etwas Negatives bewertet, seine Bedeutung für das Zusammenleben in der Gruppe erschien Forschern nicht schlüssig. Bis der Verhaltensforscher Konrad Lorenz kam.
Konflikte gehören zum Leben
Die Theorie, dass Aggressionen bei höheren Lebewesen lebensnotwendig sind, hat Konrad Lorenz, Begründer der vergleichenden Verhaltensforschung, in den sechziger Jahren zum ersten Mal aufgestellt (in seinem Buch „Das sogenannte Böse. Zur Naturgeschichte der Aggression“ von 1963). Er wurde dafür heftig angegriffen. Heute gilt unter Psychologen wie Verhaltensbiologen gleichermaßen als anerkannt: Erst wenn Interessenkonflikte erfolgreich gelöst werden, können sich Beziehungen langfristig stabilisieren.
Stachelhalsband oder Leckerlie??
Besonders in der Erziehung von Hunden tat man sich mit der Umsetzung dieser Erkenntnis lange Zeit schwer. Hier galt und gilt vor allen Dingen Körpereinsatz als Unding. Viele Trainer haben beim Thema „körperliche Begrenzung“ die abschreckenden Trainingsmethoden der siebziger Jahre vor Augen: „Hundeerziehung funktionierte hier fast ausschließlich über Zwang und negative Verstärkung.“ Erklärt der Verhaltensbiologe Dr. Udo Gansloßer. Dass eine enge und liebevolle Beziehung zum Hund erfolgreicher ist als reine Unterdrückung, mussten die Menschen erst lernen. Gansloßer: „Leider bekam die Gegenbewegung Aufwind, die Erziehung ausschließlich über positive Bestärkung unter Vermeidung jeglicher Begrenzung begriff.“ Die Folge war: Diese Hunde erfuhren kaum Erziehungswegweiser, gehorchten nur, wenn nichts Aufregendes zu erleben war.
Vertrauen trotz Begrenzung
Der Verhaltensfachmann Günther Bloch sieht die Erkenntnisse über den komplexen Wert der Abbruchsignale unter Hunden als wichtigen Impuls für Hundetrainer und als wegweisend für die Erziehung von Hunden: „Die Studie zeigt wissenschaftlich exakt, dass der richtige Einsatz von Abbruchsignalen weder Vertrauen zerstört noch Bindungen in Frage stellt – ehr im Gegenteil!“
Klartext bei Welpen
Der Kanidenforscher Günther Bloch, der Wölfe in Kanada beobachtet, sieht in der Gefahrenabwendung von naiven Junghunden eine wichtige Funktion der Abbruchsignale. Im Winter konnte er eine Beobachtung machen, die sich mit den Hypothesen der Verhaltensforscher deckt: „Die Wölfe hatten sich an einem durch einen Zug getöteten Hirsch versammelt. Als eine Eisenbahn kam, rannte der Vaterrüde sofort weg. Fünf Welpen folgten ihm, ein sechster Welpe fraß jedoch weiter. Der Rüde lief daraufhin zurück, zwickte seine Tochter in die Flanke und zwang sie, ihm sofort zu folgen.“ Die Ansage des Vaterrüden unterband jegliches abweichende Verhalten des Wolfswelpen.
Günther Bloch wertet sie als „einen zielgerichteten Einsatz von Abbruchsignalen, den man besonders bei Tiermüttern im Umgang mit ihrem Nachwuchs oft beobachten kann.“ Auch die Biologin Sandra Fischer konnte feststellen, dass das jüngste Rudelmitglied ihrer Beobachtungsgruppe, der Welpe Bellino, am häufigsten zurechtgewiesen wurde, oft zu seiner eigenen Sicherheit. „Parallel zur Erziehung durch Abbruchsignale wird aber viel gespielt und Wert auf Körperkontakt gelegt“, berichtet Sandra Fischer von ihrer Forschung. Bellino wirkte trotz der Zurechtweisungen nie eingeschüchtert oder gestresst: „Er hatte viele positive Interaktionen, vor allem mit seiner Ziehmutter.“
Radau bei den Großen
Doch wie stecken erwachsene Hunde Zurechtweisungen durch andere Hunde weg? Entsteht hier nicht zwangsläufig Stress, der sich entladen muss, ganz so wie es aus der Psychologie des Menschen bekannt ist?
Die Diplomandin Sandra Fischer hat bei Hunden anderes beobachtet: „Befreundete Hunde haben schnell wieder Frieden geschlossen, weniger Vertraute haben kurze Zeit Distanz zueinander gehalten.“ Physiologische Untersuchen würden weitere Klarheit bringen: „Blutmessungen wären sinnvoll, um Stressbelastungen zu ermitteln“, meint die Biologin. „Das Hormon Cortisol im Blut ist ein Stressindikator. Optimal wäre es, wenn man parallel zu Freilandstudien die Ausschüttung dieses Hormons untersuchen könnten.“ Doch schon nach den Beobachtungen steht fest: Im Hunderudel herrscht trotz gelegentlicher Interessenkonflikte eine überwiegend friedliche Stimmung. Abbruchsignale sorgen dafür, dass Streit nicht eskaliert. Auch eine Belastung von engen Bindungen durch Erziehungs- und Begrenzungsmaßnahmen konnte die Forscherin nicht feststellen, im Gegenteil: „Besonders Lilly, der Hund, der die meisten Abbruchsignale an Bellino gesendet hat, hatte gleichzeitig die innigste Beziehung zu ihm.“ Auch Ethologin Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen ist von der Kommunikationskunst dieser Hundegruppe überzeugt: „Hier findet sehr wenig aggressives Verhalten statt, es scheint ein Verbund von Individuen zu sein, die miteinander harmonieren und die feinen Signale der konfliktvermeidenden Kommunikation noch gut beherrschen.“
Bislang haben Untersuchungen etwa an australischen Dingos gezeigt, dass verwilderte Hunde in sehr losen Verbänden leben, die sich in ihrer Zusammensetzung schnell ändern können. Der Grund für den Wandel sind häufige, heftige Konflikte. „Das konnte bei den frei lebenden Haushunden nicht beobachtet werden“, so die Ethologin.
In der hohen Schule der Konfliktvermeidung haben sich vor allen Dingen Wölfe hervorgetan. „Aber auch diese Pizza-Hunde zeigen uns, dass Hund noch kooperieren können“, so Feddersen-Petersen. Die Hypothese, dass Hunde im Zuge der Domestikation ihre Fähigkeit zur Konfliktlösung unter Artgenossen verloren hätten, konnte also nochmals widerlegt werden.
Abbruchsignale: „Schluss jetzt“ in Hundesprache
Grenzen setzen unter Hunden sieht manchmal ziemlich wild aus. Hinter dem rauen Umgang verbirgt sich jedoch eine friedliche Absicht: Abbruchsignale verhindern unter Artgenossen meist erfolgreich ernsthafte Auseinandersetzungen im Rudel.
Mit Körpereinsatz Frieden stiften
Unter Abbruchsignalen verstehen Kynologen ritualisierte Verhaltensweisen, die dem Gegenüber eine deutliche Auskunft über die eigene Gemütsverfassung geben und ernsthafte Auseinandersetzungen verhindern sollen. Kanidenexperte Günther Bloch unterscheidet in seinem Buch „Der Wolf im Hundepelz“ zwei Kategorien von Abbruchsignalen:
1. Drohsignale, die ohne Körpereinsatz auskommen: Knurren, Lefzen ziehen, strenger Blick.
Tipp für den Hundehalter: Auch Menschen können diese Signale bei der Erziehung des Vierbeiners einsetzen, etwa die Stirn runzeln, die Stimme erheben, streng gucken.
2. Körperlich betonte Abbruchsignale: Anrempeln, Schnauzengriff (mit dem Maul über die Schnauze greifen), das Wegschubsen von Welpen, den Weg abschneiden, dass Trennen von Streithähnen durch Dazwischenrennen, Drohschnappen, Zwicken bis hin zum Umwerfen (übrigens ist es genau dieses Umwerfen, was gerne als Alphawurf bezeichnet wird und ja angeblich nicht gibt ;o)) und den Scheinangriff bei ausgewachsenen Hunden.
Tipp für den Hundehalter: Die meisten dieser Signale können auch von Menschen angewandt werden, zum Beispiel das Zwicken, Anrempeln, mit der Hand über die Schnauze greifen, in den Weg rennen. Der Verhaltensforscher Günther Bloch beton jedoch: „Der Einsatz dieser Aufforderungen zum Abbruch ist immer nur situativ zu verstehen, es kommt also auf den verhaltensbiologischen Kontext an. Das richtige Timing ist dabei ebenso entscheidend wie die Art der Abbruchsignale. Sie müssen der jeweiligen Gegebenheit und der Hundepersönlichkeit angepasst sein.
Stressfaktor Mensch
„Die größte Stresssituation ist für den Hund, wenn er nach der Ermahnung von seinem Menschen ignoriert wird und wen er sich dadurch ausgeschlossen fühlt.“, weiß der Verhaltensforscher Dr. Udo Gansloßer. „Beleidigt und nachtragend sein kennen Hund nicht.“ Unter Artgenossen kommt es nach der Zurechtweisung, je nach Freundschaftsgrad und Persönlichkeit der Hunde, meist schnell wieder zum freundlichen Kontakt, oft wird gleich weitergespielt. „Dass wir dem Hund nach einer Ermahnung ignorieren, ist deshalb der absolut falsche Weg.“ findet Gansloßer. „Sobald der Streit geklärt wurde, sollten wir wie gewohnt weitermachen.“
Statt einen Hund über längere Zeit zu ignorieren, wie immer noch oft geraten wird, sollten wir, so der Verhaltensexperte, Zuwendung üben, gerade in kritischen Lebensphasen wie der Pubertät. Auch Wolfsforscher Günther Bloch stimmt dieser Einschätzung zu: „Lang andauerndes Ignorieren ist nicht nur verhaltensbiologisch unsinnig, sondern auch tierschutzrelevant.“
Zeichen der Liebe helfen
Ist in der Mensch-Hund-Beziehung noch keine klare Rangsituation entstanden, müssen Hundehalter beim Einsatz von körperlicher Begrenzung allerdings sehr vorsichtig sein. Günther Bloch: „In diesem Fall sollte man sich einen Fachmann zur Hilfe holen.“
Damit es zu ungeklärten Verhältnissen in der Rangordnung gar nicht erst kommt, bedarf es nach Bloch aber nicht viel: „Wer schon seinem Welpen beibringt, hin und wieder Frust zu ertragen und dass Hemmungslosigkeit niemals zum Erfolgt führt, sondern stattdessen deutliche Grenzen zieht, der braucht sich über eine unklare Dominanzbeziehung mit dem erwachsenen Hund keine Sorgen zu machen.“ Wenn die Beziehung stimmt, können ihr deutliche Worte oder richtige Signale nichts anhaben, weder unter Hunden noch im Mensch-Hund-Team.
Verhaltensforscher Gansloßer kennt das Geheimnis des richtigen Umgangstons: „Grenzen setzen bei Hunden braucht zwei Bausteine. Erstens: Eingrenzung! Sie muss sofort, aktiv und für den Hund verständlich erfolgen. Der Hund lernt in diesem entscheidenden Moment: Ich bin einen Schritt zu weit gegangen. Genauso wichtig ist der zweite Baustein: Gleich im Anschluss an die Eingrenzung muss der Hund wieder mitten im Geschehen stehen, die Beziehung geht dort weiter, wo sie vor der Ermahnung stand.“
Doch warum fällt es vielen so schwer, mit Hunden konfliktbewußt und ernsthaft umzugehen? Es ist die Tierliebe. Das Grundproblem, definierte Konrad Lorenz, Begründer der modernen Verhaltensforschung, liegt in der „Sehnsucht des Menschen nach dem verlorenen Paradies“. Demnach suchen Menschen im Hund häufig die Möglichkeit zum Verstehen ohne Worte, zum blinden Vertrauen – eine Beziehung, die frei ist von Egoismus und Selbstverwirklichung.
Dass Hunde zuweilen eigene Interessen verfolgen, ist für manche ein Schock. Gelten Hunde doch als Sinnbild der Treue, was viele Hundefreunde mit „immer lieb“ verstehen. Grenzüberschreitung und Anhänglichkeit stehen dazu nur scheinbar im Widerspruch: Um sich bei uns sicher zu fühlen, brauchen Hunde Orientierung. Je klarer wir sie ihnen bieten, desto selbstsicherer und anhänglicher werden sie an unserer Seite durchs Leben traben. Hat unser Welpe verstanden, dass die Pantoffeln nur uns gehören, wird er seine Zähnchen eben an Kaustangen testen.
Wie der Mensch Signale zum Abbruch setzen kann
Einer, der für das deutliche Grenzensetzen eintritt, ist der Hundetrainer Michael Grewe.
1. Erreicht man über positives Bestärken nicht viel mehr als über Eingrenzung?
Am meisten erreicht man immer über positives Bestärken, also durch das Belohnen von richtigem Verhalten durch Anerkennung, Spiel, Futter. Doch Welpen lernen auch über Versuch und Irrtum – da braucht man in gefährlichen oder absolut verbotenen Situationen eine klare, unter Umständen auch körperliche Begrenzung.
2. Soll der Mensch ei Konfliktsituationen knurren oder seinem Hund ins Fell zwicken?
Warum nicht? Wenn wir drohend NEIN sagen, versteht das Jeder Hund und hat die Chance, es sich noch einmal anders zu überlegen. Findet die Grenzüberschreitung dann trotzdem statt, sollten wir sofort aktiv werden, genau wie es ein Artgenosse tun würde. Dabei können wir uns an der Hundesprache orientieren: Erwachsene Hunde kann man zur Seite rempeln, sich ihnen in den Weg stellen oder bedrohlich auf sie zugehen, um sie zu beeindrucken. Welpen lassen sich noch mit der Hand ein Stück zur Seite schubsen, man kann vor ihnen mit der flachen Hand auf den Boden klopfen, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, oder sie auf den Rücken drehen und dort kurz festhalten. Richtig gemacht, hat der junge Hund schnell unsere negative Reaktion mit seiner Fehlhandlung verknüpft und die Grenzsetzung verstanden.
3. Wie viel Körpereinsatz verträgt der Hund?
Das kommt auf den Hund an. Bei manchen reicht es, die Stimme ernst zu gebrauchen, harte Kaliber fordern oft mehr Einsatz von uns. Wichtig ist, dass man immer sofort und zur Individualität des Hundes angemessen reagiert. Wer handgreiflich wird, darf aber auf gar keinen Fall das Friedensangebot seines Hundes nach dem „ernsthaften Gespräch“ ignorieren!
4. Kann dieses „ernsthafte Gespräch“ nicht auch gefährlich für den Menschen werden?
Besonders bei wenig sozialisierten Hunden muss man sehr sensibel vorgehen – am besten in Zusammenarbeit mit einem Fachmann.
(aus der DOGS, Monat weiß ich leider nicht mehr)