Gehorsamkeit vs. Jagdinstinkt

Gehorsamkeit vs. Jagdinstinkt

Beitragvon Mellie » Di 14. Okt 2008 15:02

Hallo!

Folgende Situation:
Leah läuft im Gelände frei. Sie kommt heran auf Zuruf, läuft Fuß wenn es sein muss und ist - für meine Begriffe - mit ihrem einen Jahr sehr gehorsam.

Aber alles ist vergessen, wenn uns ein Reh über den Weg läuft.
Ich muss sagen, dass wir hier sehr viel Wild haben. Heißt für mich, dass ich ständig mit wachem Blick das Gelände absuche, um zu vermeiden, dass bei Leah der Jagdinstinkt erwachen könnte.

Nun ist es mir leider gestern passiert, dass ich unaufmerksam war und Leah ein Reh entdeckte, dem sie mit Affenzahn hinterher ist.

Ich hab nur gedacht: wenn's jetzt knallt, dann biste selber Schuld.
Umso glücklicher war ich, als Leah wiederkam.

Ich will nicht, dass sowas passiert. Ich weiß nur noch nicht, wie ich den Jagdinstinkt bei meiner Hündin unterdrücken kann.

Katzen, Vögel, oder sonstiges Zeugs, was um uns rumkreucht und rumfleucht interessiert Leah nicht. Von Anfang an habe ich sie so auf mich fixiert, dass sie mich nicht mehr aus den Augen lässt.
Nur bei Wild gibt es kein Halten.

Heute habe ich intensiv begonnen, "HALT" zu trainieren. Soll heißen: ich bleibe stehen, Leah auch, ich sage laut und deutlich "HALT!". Dann gabs lecker Leckerlie.

Reicht diese Übung aus? Konsequent jeden Tag mehrmals absolviert?
Wer kann mir noch Tipps geben?
Oder sollte ich mich an meinen Personal Doggy Trainer wenden?
Leah ist eine Schäferhund-Wolfspitz-Mix-Hündin. Liegt ihr das Jagen im Blut?

Fragen über Fragen.
:roll:

Gruß
die Handlampe
Mellie
 
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Re: Gehorsamkeit vs. Jagdinstinkt

Beitragvon Lars85 » Di 14. Okt 2008 15:50

Hey,
auch wenn mein größtes Wissen bisher nur Theorie ist denke ich das du das schonmal ganz richtig machst, du solltest versuchen Leah abzulenken, vielleicht mit ihren Lieblingsspielzeug oder einen Leckerlie, oder verwickel sie einfach in einem Spiel so das sie erst gar nicht auf die idee kommt dem Reh hinterher zu rennen. Ansonsten ist der Jagdtrieb denke ich bei jeden Hund vorhanden, nur ist er bei manchen mehr ausgeprägt und bei anderen weniger. Aber ich denke nicht das es nötig sein wird nen eigenen Hundetrainer zu arrangieren, das Problem sollte sich auch so lösen lassen. Ich drücke dir jedenfalls die Daumen und bestimmt kann der eine oder andere noch ein Paar mehr Tipps als ich dir geben.

Gruss Lars
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Re: Gehorsamkeit vs. Jagdinstinkt

Beitragvon MacHovi » Di 14. Okt 2008 15:52

Hallo "Handlampe" :D

Diese Übung erscheint mir langfristig wichtig, aber sie genügt nicht, um bei einem Junghund ein normales Jagdverhalten auszuschalten. An diesen Urinstinkt kommst du bei einer Einjährigen nicht heran. Ich gehe konsequent mit dem Hund an langer Leine, wenn wir uns in einem wildreichen Gebiet befinden. Ich will ihm keine Chance mehr geben. Außerdem achte ich ständig auf seine Nase und seine Ohren. Ich sehe dann, wenn sie sich in Richtung Witterung befinden und kann dann schon mit einem Kommando einwirken, bevor er seinen Jagdinstinkt voll aufgebaut hat.
Ich muss gestehen, mir ist er aber auch schon einmal vor ein paar Monaten entwischt, als ich mit dem Fahrrad unterwegs war. Ich hatte ihn an der Leine, war aber gerade auf dem regennassen Gras ausgerutscht und gestürzt, weil der Hund einen Satz in Richtung quer schießendes Reh machte. Er stand noch, als ich mich hochrappelte, riss sich dann aber los und - ab und hinterher. Ich schleuderte gerade noch ein empörter "Pfui" heraus und dann gab ich meinem Rad die Pedale und düste in meine Richtung weiter. Kein Rufen, kein Schreien, kein Meckern erreicht einen Hund in dieser Situation, also lass ich es. Rufen alarmiert doch eher andere Menschen und unter Umständen Jäger als einen Hund. Nach kurzer Zeit raste er mir nach und dann vertrieb ich ihn immer wieder - ohne Schimpfen, ohne Kommentar nur mit einem tiefen Grollen, so wie es auch andere Hunde machen, wenn sich einer unerlaubt von der Truppe entfernt. Den Rest des Weges legte er freiwillig neben mir zurück. Und ich glaube, ich habe trotz allem noch ein Grinsen in seinem Gesicht gesehen, so wie er grinst, wenn er durch den Garten gefegt ist.
Dann habe ich mir das Buch: "Auf und davon" - AntiJagd-Training zugelegt: Dies basiert auf 3 Säulen:

die erste heißt Bindung und Vertrauen
die zweite ist Gehorsamkeit und Standruhe
die dritte ist Beschäftigung und Triebauslastung, d.h. eine Beschäftigung anbieten, die der Jagd sehr nahe kommt.

Das klingt alles sehr plausibel und ist durchaus machbar.
Das Buch kann ich wirklich empfehlen.

Viel Spaß!
Zuletzt geändert von MacHovi am Di 14. Okt 2008 18:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Gehorsamkeit vs. Jagdinstinkt

Beitragvon MacHovi » Di 14. Okt 2008 15:53

edit,

weil ich schon wieder auf die rechte Taste gedrückt habe (zitieren) statt auf die linke. In einem anderen Forum ist es genau umgekehrt! Sorry! Nein, Melli, das war kein Wink mit dem Zaunpfahl. Tschuldige.
Zuletzt geändert von MacHovi am Di 14. Okt 2008 18:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Gehorsamkeit vs. Jagdinstinkt

Beitragvon Mellie » Di 14. Okt 2008 16:13

Tja, dann sag ich mal "Dankeschön".

Lars85: Danke für die Tipps, das waren aber Sachen, die ich mit Leah schon als Welpe gemacht habe. Hier ist es wohl nicht mehr möglich, sie so einfach unter Kontrolle zu behalten.
Und noch was: mein Personal Doggy Trainer stünde mir jederzeit zur Verfügung - er ist ein guter Bekannter ;) .

MacHovie:
Im Prinzip hab ich mir schon gedacht, dass es auf "lange Leine" rauslaufen wird.
Es gibt genügend Möglichkeiten, Leah rennen zu lassen, ohne dass uns Wild über den Weg kreuzt.
Die "gefährlichen" Wege überbrücke ich mit der Leine.

So wie Du es beschreibst, habe ich es bisher auch gemacht: nimmt sie Witterung auf, lenk ich sie mit Kommandos ab, baue ne kleine Spieleinheit ein oder mal ein kurzes Training. Das hat bisher immer gut funktionert.
Aber ich will keine unerwünschte Situation mehr provozieren durch etwas, wofür Leah ja gar nichts kann, wenn dann ihr Gehorsam aussetzt.

Auch fühle ich meinen Bauch bestätigt, dass bei einem Junghund der Jagdtrieb nicht so einfach auszuschalten ist.
Klar, ich trainiere mit ihr "Halt" weiterhin, und über die Jahre werde ich sehen, wie es so läuft beim Spazieren über Feld und Flur. Oder auch nicht :? .

Es tut auch gut zu lesen, dass jemand, der von der adäquateren Sorte "Hundekenner" ist, so offen zugibt, dass bei ihm/ihr auch nicht immer alles glatt läuft.

Hauptsache, Leah frisst keine kleinen Kinder :mrgreen:

Vielen Dank!

P.S.: MacHovi, wenn Du möchtest, darfst Du den einen Beitrag gerne löschen. Oder hast Du Dich selber zitiert, damit ich es auch ja kapiere, was Du sagst? So auf die Art: lieber zweimal gesagt als einmal zu wenig? :lol:
Mellie
 
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