Problem Verhalten gegenüber Fremden

Problem Verhalten gegenüber Fremden

Beitragvon Markus83 » Mi 18. Jun 2008 19:44

Hallo erstmal und danke das sich jemand Zeit nimmt für uns.

Mein Problem:
Habe einen 8 Monate alten Border Collie ( Lucky, ein ganz süsser ).
Er zeigt den meisten Nachbarn, Freunden oder Kindern gegenüber ein meiner Meinung sehr misstrauisches Verhalten. Meistens dann wenn die Personen ihn dirket ansprechen oder im die Hand ausstrecken, ohne ihn zu bedrängen oder so. Er geht mit den Vorderbeinen und Kopf in Bodennähe, stellt sein Hinterteil in die Höhe, ganz so ob er spielen möchte. Seine Rute wedelt ein wenig dabei. Dann fängt er zu bellen und knurren an und tut so als ob er die Person in die Hand schnappen möchte, was er zum Glück nicht wirklich macht. In dieser Postion springt er dann immer wieder etwas vor und zurück bis die Hand weggezogen wird.
Wenn die Person(en) mit einem Wurfspielzeug mit ihm zu Spielen anfängt legt er das Verhalten nach einigen Minuten wieder ab und lässt sich später sogar streicheln. Oder wenn jemand bei uns länger bleibt z.B. beim Grillen gibt´s auch kein Problem mehr. Bei Personen die wirklich täglich bis wöchentlich Kontakt mit ihm haben tritt dieses Verhalten gar nicht auf.

Vorgeschichte:
Wir haben Lucky vom Onkel meiner Freundin mit 12 Wochen bekommen, da war er allen gegenüber sehr offen und zutraulich, dort sind Fremde jeden Tag ein und ausgegangen und ihre 3 Kinder haben auch viel Zeit mit ihnen verbracht. Die Welpen waren mit der Mutter neben dem Schafstall untergebracht. Die erste Tage hatte er nur mit uns ( Mir und meiner Freundin) Kontakt, danach kamen die Ganze Familie und enge Freunde schön langsam dazu. Anfangs kein Problem bis wir ihn ca. 3 Monate hatten ( Anfang April ). Danach fing er mit diesem Verhalten an, ich denke das wir irgendetwas falsch gemacht haben aber leider nicht was.
Im April (ca. 5 Monate alt) fing für uns auch der Junghundekurs in der Hundeschule an, hab dort natürlich gleich die Problematik angesprochen.Sie meinten ich solle mehr unter die Leute mit dem Hund.Ok hab ich natürlich gemacht, hatten ja recht, haben wir nicht so oft gemacht.
Muss auch sagen das sich das ganze etwas gebessert hatte aber in den letzten 2 Wochen wieder schlimmer wurde.Weiteres meinten sie in der Hundeschule das sich dieses Verhalten auch wieder legen könnte wenn er älter wird.
Auslauf (Spaziergang) bekommt er ca.3-4 Stunden am Tag, weiters beschäftigen wir ihn mit Denkspielen und seinem Lieblingsspielzeug der Frisbee. Er kann bei uns jederzeit in den Garten, ist aber sehr gerne in unserer direkten Nähe (ein Schmuser).
Hab natürlich auch selber probiert etwas zu ändern, Freunde eingeladen, Gastgarten gesessen :D , bin in die Stadt mit ihm gefahren und hab ihn mit anderen Hunden spielen lassen (er ist allen anderen Hunden freundlich gegenüber und spielt mit ihnen).
Weiters ist mir aufgefallen das an der Leine dieses Verhaten stärker auftritt.

Ich hoffe ich konnte euch genug Info geben
Bin dankbar für jede Hilfe.

mfg
Markus
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Re: Problem Verhalten gegenüber Fremden

Beitragvon Kiara » Mi 18. Jun 2008 21:13

Hallo Markus,

ich würde es folgendermaßen interpretieren: Euer Hund versucht, die Aufgaben des Chefs zu übernehmen. Dazu gehört eben auch, Fremde nach gefährlich/ nicht gefährlich einzustufen. Allerdings scheint es in seiner Rolle unsicher zu sein, da er ja trotzdem noch etwas zurückweicht in seiner Körperhaltung. Ihr müsst trotzdem aufpassen: Aus dem (Angst-)Schnappen kann auch schnell mehr werden. An der Leine fühlt er sich noch stärker, lässt also erst recht den King raushängen. Ich vermute, er zieht dabei auch extrem.(?)

Wahrscheinlich sind auch ein paar andere Dinge nicht ganz in Ordnung. Aber zum Besuch erstmal: Es ist nicht die Aufgabe eures Hundes, den Besuch zu kontrollieren. Deshalb schickt ihn weg, wenn BEsuch kommt. Entweder auf seinen Platz oder sperrt ihn halt kurz irgendwo ein. Nach, 5, 10 Minuten darf er dann auch mal schauen, wer da gekommen ist. Dabei sollte er nicht mucken, denn DU hast die Fremden ja schon begutachtet und für gut befunden. Wenn er die Gäste bedrängen sollte, selbes Spiel von vorne, bis er sich benimmt.
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Re: Problem Verhalten gegenüber Fremden

Beitragvon dodger » Mi 18. Jun 2008 22:00

hallo markus,

du hast das verhalten deines hundes sehr gut geschildert, also gehe ich mal davon aus, dass du ein guter beobachter bezüglich seiner körpersprache bist.
dein hund sucht schutz und sicherheit. in der prägungsphase (und vorher) hatte er viel zu wenig kontakt zu menschen, das hast du gut bemerkt. das kannst du nachholen. es ist allerdings so, dass alles, was dein hund bis jetzt gelernt hat, nie wieder vergißt. es liegt jetzt an euch, ihm alternativ verhalten zu zeigen. er ist ein sehr unsicherer hund und befindet sich gerade in einer phase, wo er vieles, was er bereits kennt als gefährlich empfindet und ganz neue sachen können ihn auch mal gar nicht beeindrucken. das ist normal für seine entwicklung.
menschentraining solltest du machen. die meisten border apportieren sehr gerne. es gibt ein super spielzeug - flybee oder auch futterfrisbee - dadurch, dass sich dein hund das futter so erarbeiten kann (ein stofffrisbee, der gefüllt werden kann), wird viel von seinen bedürfnissen schon einmal befriedigt. er möchte von EUCH lernen, wie er in der menschlichen welt zurecht kommt.
dazu gehört, dass du bei der begrüßung von menschen ihn in deinem sicherheitsbereich (hinter dir) behältst, die menschen zuerst begrüßt, per handschlag und worten, dann kontakt zu deinem hund aufnimmst und ihm sagt "geh hallo sagen" oder so etwas.
menschen sollten deinen hund ignorieren, so lange, bis du genehmigst, dass kontakt aufgenommen wird. du zeigst somit durch vorbildverhalten, dass dieser mensch ok ist.

viel erfolg und beschäftige deinen hund sinnvoll - die rasse braucht das, ganz wichtig, sonst entsteht viel frust.
melde dich, wenn du fragen hast.

liebe grüße
ixe und dodger
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Re: Problem Verhalten gegenüber Fremden

Beitragvon Gudrun » Mi 18. Jun 2008 22:46

Hallo Markus,

ergänzend zu Evelyns Ausführungen fällt mir noch ein, dass Wach- und Wehrtrieb oft erst in diesem Alter so richtig beginnen. Das Misstrauen gegenüber Fremden ist unterschiedlich verteilt. Selbst unter Wurfgeschwistern kann es große Unterschiede geben. Über beginnende Dominanz und den besonders konsequenten Umgang mit pubertierenden Junghunden haben wir hier im Forum schon viel geschrieben. Ist er, als er noch richtig wehrlos, klein und süß war, vielleicht öfter gestreichelt worden, als ihm angenehm war, und das auch von Fremden? Hat er jetzt vielleicht genug Selbstvertrauen und einen Weg gefunden, dies endlich abzustellen? Um ihm Fremde wieder sympathischer zu machen, kannst Du versuchen, das Füttern ihm fremden Personen aufzugeben. Die Kurse in der Hundeschule solltet Ihr auf jeden Fall weiter besuchen und das Unterleutegehen ist auch weiterhin wichtig - mehrmals pro Woche! Jeden Tag sollte ein wenig mit ihm gearbeitet werden. Auch am Gehorsam im allgemeinen Euch gegenüber. Ihr müsst ihm gegenüber ganz klar Chef sein.

Viel Erfolg!

Gudrun
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Re: Problem Verhalten gegenüber Fremden

Beitragvon Markus83 » Do 19. Jun 2008 14:54

Danke für die Antworten @all

@Kiara
Das er den Chef raushängen lässt hätte ich ehrlich gesagt gar nicht gedacht, guter Ansatz für mich
danke. Das mit dem Ziehen ist nicht so stark.
Das mit dem Hund auf seinem Platz lassen wenn Besuch kommt, probier ich auf jeden fall auch.
Das hab ich dann mit sicherheit falsch gemacht, weil ich es von den Anderen und unseren vorherigen Hunden nur so gewohnt war das die Hunde den Besuch zuerst (gleichzeitig) begrüssen, wobei es bis jetzt noch nie Probleme gab.

@ixe&dodger
Das mit dem Futter in der Frisbee kannte ich noch nicht, habe ihm das Futter so eingepackt oder in einem Kong gegeben, werd mich mal um so ein Ding umschauen.
Werde wie bei Kiara schon gesagt versuchen beim Besuch den Hund am Anfang im Hintergrund zu halten.
Auch euch ein danke und werde mich gerne bei Bedarf wieder an euch wenden.

@Gudrun
Die Kurse besuche ich auf jeden Fall weiter, haben uns für den Herbst schon wieder angemeldet.
Das er zu oft gestreichelt wurde glaube ich nicht, den die Welpen waren der Familie und dem Stall nahe, aber dirketer Kontakt ( Streicheln und Knudeln durch die Kinder oder Fremde) gab es sicher nur beschränkt. Der Onkel meiner Freundin ist da sehr streng. Hab mich auch nach den beiden anderen Welpen erkundigt und bei denen tritt dieses Verhalten gar nicht auf, tut weh aber der Fehler liegt sicher bei uns! Auch dir ein danke nochmal

mfg
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Re: Problem Verhalten gegenüber Fremden

Beitragvon Gudrun » Fr 20. Jun 2008 16:11

Hallo Markus,

auch in der Prägephase bis 14 Wochen zu wenig gestreichelte Welpen können sich so entwickeln. Ob sie es tun, hängt, wie erwähnt, von der Trieblage ab. Ihr arbeitet daran und bekommt das Problem sicher in den Griff. Also dran bleiben, weiter so!

VG Gudrun
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Re: Problem Verhalten gegenüber Fremden

Beitragvon Bluebell » Fr 20. Jun 2008 16:47

Hallo Markus,

ein ähnliches Verhalten habe ich schon mal bei einer Border Colliehündin erlebt. Allerdings - so meine ich - noch etwas verstärkt. Diese Hündin war sehr unsicher! Hat erstmal alle Menschen angeknurrt, wenn sie dann von ihr weggegangen sind, hat sie hinterher gesetzt und wollte zwicken. Bei Hunden ähnlich! Gespielt hat sie nur mit Hunden, die kleiner waren als sie. Die Besitzer dieser Hündin waren oft sehr unbeteiligt und haben eigentlich nur ihren Hund angemeckert, wenn er mal wieder gezickt hat oder andere Hunde angemeckert, die mit der Hündin spielen wollten.

Also nicht dass das bei Euch auch so ist.

Aber ich denke, dass Lucky hintergründig gesehen unsicher sein wird. Meine eine Hündin und die war immer überall dabei, mag es z. B. auch gar nicht, wenn sie angesehen oder angegrabbelt wird, sie duckt sich weg und legt sich sofort auf den Rücken oder knurrt auch mal!

Drei Sachen mache ich bei ihr und halte ich für sehr wichtig. Ein Ansatz von Aggression und wenn ich nur die Vibration der Leine durch ein Knurren spüre, wird sofort unterbrochen. Normalerweise durch ein Wort, wenn sie aber doch mal nicht hört, arbeite ich mit einer Kette, die ich klimpere, dann gehts. Dann beschütze ich sie ganz klar vor übergriffigen Hunden und selbstverständlich auch Menschen und biete ihr Schutz und verteidige sie. Und wenn sie sich nett nährt, dann lobe ich sie selbstverständlich. Ein langsam aufgebautes Desensibilisierung- und Konfrontationstraining wäre sicher eine gute Idee. Immer mal wieder nette Menschen ansprechen, ihnen erklären, was das Problem ist und sie bitten, die Hund, ohne ihn zu bedrohen einzuladen, doch mal zu schnüffeln und HALLO zu sagen. Deine Aufgabe dabei ist, den Hund für nettes Verhalten deutlich zu loben und für freches Verhalten zu reglementieren. Da ich nicht einschätzen kann, wie sensibel Lucky ist, sei vorsichtig mit Geräuschen als Hilfsmittel und setz sie erstmal vorsichtig ein, steigern kann man ja zur Not immernoch!!

Ich denke, dass Lucky sicher etwas überfordert ist mit der Aufgabe, ob er sich nun streicheln lassen muss oder nicht und da er grade 8 Monate ist, machen sich jetzt latent vorhandene Unsicherheiten bemerkbar. Er will einfach nicht mehr das Gesicht verlieren, indem er Angst zeigt, also macht er es so. Möglicherweise bleibt es so, die Wahrscheinlichkeit, dass er aber doch mal abschnappt ist relativ hoch!

Lieber Gruß

Bluebell
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