von Jenni » So 10. Mai 2009 19:17
Hallo Peach,
es gibt sicherlich mehrere Möglichkeiten.
Da Euer Mädel drinnen ja offensichtlich gut hört, scheint sie ja keine Probleme mit den Ohren zu haben, sonst könnte man sie mal tä untersuchen lassen.
Meistens verlassen sich Welpenbesitzer zu schnell drauf, dass der Hund kommt und arbeiten das Komm nicht richtig auf. Nach meiner Erfahrung siehts meistens so aus:
HÄUFIGSTEN PROBLEME:
- Hund kommt erst nach mehrmaligen Rufen
- Hund kommt unter Ablenkung gar nicht
- Hund haut ab
- Hund geht jagen
- Wenn Hund andere Menschen oder Hunde sieht, läuft er dort hin
- Hund attackiert andere Hunde mit lautem Gebell
- Hund ignoriert Besitzer komplett
WIE ENTSTEHEN DIE MEISTEN PROBLEME:
- er muss etwas Interessantes unterbrechen für etwas Uninteressantes
- nur Spazieren gehen ist oft langweilig
- Kommando falsch verknüpft am Anfang
- Zu selten in der richtigen Situation angewandt
- Zu oft hintereinander gerufen, ohne dass etwas passiert
- Hund stellte irgendwann fest: Wenn ich weit genug weg bin, kommt keiner mehr an mich ran.
- Wenn er länger weg war, wurde er dann fürs rankommen nicht gelobt.
- Er weiß, Herrchen/ Frauchen wartet ja auf ihn.
- Hund weiß, wenn er kommt, ist der Spaß vorbei.
RUFEN UND KOMMEN AUS SICHT DES HUNDES:
Aus Sicht des Hundes funktioniert das oft nicht, weil die Spaziergänge totenlangweilig sind. Daran ist vieles wahr – wir würden uns auch nicht viel um ein Familienmitglied scheren, das uns die meiste Zeit ignoriert. Trotzdem ist es nicht die ganze Antwort. Meistens kommt das Problem dadurch zustande, dass wir selbst die Grundzüge der Hundepsychologie nicht verstehen.
Betrachten wir das Ganze einmal aus der Perspektive des Hundes. Wenn sich ein Welpe über den Junghund zum erwachsenen Hund entwickelt, entdeckt er all die faszinierenden Gerüche in seiner Umgebung, spielt mit allen anderen Hunden und untersucht alles, was um ihn herum geschieht. Diese Vergnügen werden ständig durch Wiederholung bestärkt. Währenddessen seid Ihr natürlich das Letzte, woran der Hund denkt- beziehungsweise Ihr werdet es, falls Ihr Euren Hund nicht zum Kommen auf Zuruf erzogen haben. Wenn Ihr den Hund ruft, geht es nur um die Frage, ob seine Motivation, zu Euch zu kommen, stärker ist als die Vergnügungen und Ablenkungen in diesem Augenblick – und genau das ist der springende Punkt. Die meisten Menschen lassen ihre Hund gerne frei laufen, damit sie mit anderen Hunden spielen können. Das ist auch richtig, weil der Hund so Sozialverhalten lernt- ein wichtiger Teil bei der Formung eines gesunden Wesens. Genauso wichtig aber ist, klarzustellen, dass Entdeckerdrang und Schließen von Freundschaften erst an zweiter Stelle hinter Euren Kommandos stehen. Ihr müsst also den Hund dazu bringen, dass er Euch viel interessanter findet als alles andere, was er vielleicht gerade tut. Keine einfache Aufgabe – zumindest nicht für Menschen, die mit dem Hund wenig Aufwand treiben wollen.
SO HÄTTE ES SEIN SOLLEN:
o Hundi läuft vor, Herrchen und Frauchen wollen ihn wieder bei sich haben. Herrchen/ Frauchen macht auf sich aufmerksam mit tollen Geräuschen, rumgehoppel oder ähnliches, Hundi guckt, weil er das interessant findet, der Name wird gerufen und man läuft ein bisschen von Hundi weg, wenn Hundi sich dann voller Aufregung auf den Weg zu Herrchen und Frauchen macht, rufen die das Kommando: „KOMM HER!“ und freuen sich ein zweites Loch in den Bauch. Das machen Herrchen/Frauchen jetzt ein paar Wochen lang NUR so!!
SO IST ES ABER MEISTENS:
o Herrchen und Frauchen haben mit Hundi drinnen und im Garten das Rufen geübt auch draußen klappt es jetzt schon seit ein oder zwei Wochen ganz gut. Dann rennt Hundi auf einmal weg, weil er etwas tolles gehört hat und Frauchen ruft: „HUNDI KOMM!“, während Hundi am weglaufen ist. Das passiert mehrfach am Tag und Hundi lernt: Das Kommando Komm wird gerufen, wenn ich weglaufe! Alles klar!!
DER HUND MUSS LERNEN: Ohne Herrchen oder Frauchen bin ich nichts!! Abhängigkeit!!
Was könnt Ihr also tun?
Ich würde Eure Dame - die als Goldi hoffentlich verfressen ist - z. B. auf einen Futterdummy konditionieren. In diesen Futterdummy packt Ihr ihr Fressen. Das bekommt sie nur noch aus diesem Dummy. Ihr könnt zu Hause mit einfachen Übungen anfangen. Sitz, Beutel auf, kleine Portion aus dem Dummy. Von ihr weggehen, sie rufen, sie kommt, kleine Portion aus dem Dummy. Draußen bekommt sie eine lange Leine - erstmal - und die bleibt auch dran - VORERST IMMER, damit Ihr immer eingreifen könnt, sie also notfalls ranangeln könnt, falls sie nicht gehorcht. Dann geht Ihr mit ihr und dem Dummy auf eine Wiese. Ihr ruft, sie kommt, Futter aus dem Dummy. Ihr ruft sie kommt nicht, ranangeln an der Leine, Lob und ein einziges Leckerchen aus der Hand. Sie bekommt gar nichts mehr zu Hause zu fressen, sondern nur noch unterwegs, fürs rankommen!
Ansonsten würde ich, wenn das gut klappt und Ihr wieder drinnen füttert eine Pfeife konditionieren, die ist einfach neutraler als ein Ruf:
TRAINING FÜR DEN SUPERPFIFF ZU HAUSE
- Gehorsam auf diesen Pfiff immer extrem stark belohnt.
- den Pfiff bzw. das Signalwort entsprechend "aufladen" um ihm Kraft zu verleihen
- Signal immer wieder in ganz normalen Situationen, z.B, wenn der Hund sowieso gerade in der Nähe ist, oder wenn er gerade kommt
- dann überrumpelt man ihn: Pfiff - Futter (sofort!!). Am nächsten Tag wieder 3-4 mal: Pfiff – Futter
- das muss so schnell aufeinander folgen, dass der Hund sein Glück kaum fassen kann.
- etabliert man das Supersignal ohne Ablenkung in der Wohnung.
- Die Zeitspanne zwischen dem Pfiff und der folgenden Belohnung sollte extrem kurz sein. Im Idealfall erhält der Hund das Futter exakt in dem Moment regelrecht in den Fang gesteckt, in dem das Signal gegeben wird, damit ein reflexähnliches Verhalten daraus wird
- Superpfiff soll beim Hund ein Höchstmaß an positiven Emotionen auslösen, die eng gekoppelt sind mit seiner Position unmittelbar beim Hundeführer
- Erst wenn der Hund schon beim Griff nach der Pfeife sabbernd vor einem steht (trotzdem pfeifen!), ist es Zeit für Schritt zwei:
- man verlegt das Training in den Garten mit möglichst wenig Ablenkung. Funktioniert es im Garten, dann Training auch draußen auf dem Spaziergang und den Hund erstmal über eine Leine absichern, damit man ihn zur Not ranangeln kann.