Unser Hund hat unsere Tochter gebissen, was sollen wir jetzt

Unser Hund hat unsere Tochter gebissen, was sollen wir jetzt

Beitragvon Walthies » Do 20. Mär 2008 22:57

Hallo,
:?:
wir haben seit ca. 5 Wochen einen 17 Monate alten Bobtail Rüden. Der Hund wurde wegen einer Scheidung abgegeben.
Bis vor zwei Tagen war alles perfekt. Er hat sich schnell an uns gewöhnt und auch an unsere beiden Kinder (4J und 8Mon).
Am Mittwochabend hat Pascha unsere Tochter in den Oberschenkel gebissen und wir mussten mit ihr zum Krankenhaus.
Meine Frau war an diesem Abend nicht da und ich wollte die Kinder ins Bett bringen. Pascha ist mit nach oben gekommen und hat sich unter Joelina´s Hochbett gelegt und einen Kauknochen "bearbeitet".
Als Joelina von Ihrem Bett heruntergeklettert ist und ein Kissen unter das Hochbett legen wollte, hat Pascha dann ohne Vorwarnung zugebissen.
Zum Glück musste die Wunde nicht genäht werden und Joelina geht es recht gut.

Wir stellen uns natürlich jetzt die Frage, was wir mit Ihm machen sollen, denn es könnte ja zu jeder Zeit wieder passieren. :?:
Der heutige Tag war sehr angespannt. Sowohl Pascha als auch meine Frau waren sehr nervös. Die Kinder haben wir erst einmal nicht alleine mit Ihm gelassen.
So ein Verhalten von einem Bobtail kennen wir eigentlich nicht.
Da das Wohl unserer Kinder natürlich an erster Stelle steht, überlegen wir ob wir Pascha ohne Gefahr behalten können.
Bei uns ist im Moment eine sehr traurige Stimmung, da er uns natürlich ans Herz gewachsen ist. Dennoch muss situationsbedingt zuerst an unsere Kinder gedacht werden.
Was sollen wir jetzt machen? Wie gesagt, eine solche Situation ist für uns neu und sehr traurig. :?: :cry:
Walthies
 
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Re: Unser Hund hat unsere Tochter gebissen, was sollen wir jetzt

Beitragvon MacHovi » Fr 21. Mär 2008 02:14

Hallo Walthies,

Das tut mir asugesprochen Leid für euch und euer Kind. Dieser Schrecken sitzt bestimmt sehr tief, so dass damit auch ein Stück aufkeimendes Vertrauen verloren gegangen ist.

wir haben seit ca. 5 Wochen einen 17 Monate alten Bobtail Rüden.

Kommt der Hund aus einer Familie mit Kindern? Dann muss man immer mit Vorerfahrungen (auch negativer Art) rechnen. Der Hund ist gerade ins Erwachsenenalter gekommen und sagt jetzt ganz deutlich, was er mag und was nicht.

Pascha ist mit nach oben gekommen und hat sich unter Joelina´s Hochbett gelegt und einen Kauknochen "bearbeitet".

Unters Bett/unter den Tisch/in Ecken legen heißt "Sicherer Rückzug" - hier will ein Hund auch absolut in Ruhe gelassen werden. Wenn er obendrein auch noch "Beute" hat, dann kann es mit Kindern und auch Erwachsenen immer zu gefährlichen Situationen und Missverständnissen kommen, weil der Hund sich beim Näherkommen leicht bedroht fühlt. Ein Hund nimmt einem anderen nie die Beute weg. Jeder Hund/Wolf in einem Rudel darf seine Beute behalten, es sei denn, er geht weg und überlässt sie freiwillig einem anderen. Dann kommt der andere aber auch erst, wenn die persönliche Distanz zu dem anderen groß genug ist.
Hier hat Tolico absolut Recht: Nie Spielzeug und Fressen/Kauknochen in die Nähe der Kinder. Ich würde überhaupt nie Hundspielzeug liegen lassen. Ich hole unseres nur hervor, um selbst mit dem Hund ein Spiel zu machen und danach verschwindet es wieder. Hunde sind keine Kinder. Mein Hund besitzt nichts!, so brutal das klingt. Alles andere schürt gerade Beuteverhalten und -verteidigung.

Die Kinder haben wir erst einmal nicht alleine mit Ihm gelassen.
Ich würde nie!!! die Kinder mit einem Hund (schon gar nicht aus 2. Hand und schon nach so kurzer Zeit) allein lassen. Das steht in jedem Hundebuch! Aus meiner Sicht war dein Verhalten fahrlässig.

So ein Verhalten von einem Bobtail kennen wir eigentlich nicht.

Was die Zunkunft betrifft, solltet ihr euch erstens sehr schnell schlau machen, wie euer Tagesablauf aussieht und welchen Platz der Hund darin hat, welche Aktivitäten ihr dem Hund für ihn selbst anbietet und wie ihr eure Kinder anleitet, mit dem Hund umzugehen.Der Bobtail ist als Herdenschutzhund gezüchtet und bewacht und beschützt eine Herde! Er ist als Arbeitshund gezüchtet und auch wenn er bei euch keine Schafherde hat, sondern Kinder, braucht er eine Aufgabe und Beschäftigung. Hat er diese nicht, bewacht und beschützt er eben anderes. Innerhalb einer Rasse gibt es derartig viele Unterschiede im Temperament und Wesen, dass man nur schwer von einem Tier zum nächsten übertragen kann. Wir haben einen Hovawart, den zweiten, und sind immer wieder erstaunt über das Spektrum dieser Rasse, wenn wir auf dem Hundeplatz sind.

Zweitens würde ich mich ziemlich zügig in der Hundefachliteratur über "Das Wesen des HUndes" informieren. Auch ein familien- und kinderfreundlicher Hund wie der Bobtail ist und bleibt ein Hund, also ein Beutetier, das genetisch so festgelegt ist, dass nur eine Beute sein Dasein absichert. Und sein Dasein verteidigt ein Hund eben. Überspitzt gesagt: Ein Herdenschutz wird es nicht verstehen, wenn ihm ein Mitglied seiner Herde die Beute streitig macht.

überlegen wir ob wir Pascha ohne Gefahr behalten können.

Alle Hunde beißen, denn dafür haben sie ihr Gebiss. Normalerweise benutzen sie es für das Zerlegen der Beute. Ich kann nicht sagen, wie die Beißhemmung gegenüber Menschen bei eurem Hund entwickelt wurde. Hier würde ich mich an eine gute Hundepsychologin wenden. Wenn sie wirklich gut ist, wird sie euch sagen, wie viel Gefahrenpotenzial in eurem Hund liegt.

bei uns ist im Moment eine sehr traurige Stimmung, da er uns natürlich ans Herz gewachsen ist.

Das kann ich gut verstehen. Unser erster Hovi hatte auch einiges auf dem Kerbholz, aber wir haben immer wieder dadurch auch viel gelernt, wahnsinnig viel gelesen und trainiert.

Dennoch muss situationsbedingt zuerst an unsere Kinder gedacht werden.

Ihr habt auch eine Verantortung dem Hund gegenüber übernommen, vielleicht ein bisschen früh, ohne den Hund genau zu kennen. Aber das ist bei "Gebrauchten" immer schwierig. Ich würde zunächst versuchen, so viel wie möglich über den Hund herauszufinden, alle Lebenssituationen mit den Vorbesitzern, wenn möglich, durchzugehen, sich alles detailliert beschreiben zu lassen, genau zu protokollieren. Dann würde ich eine Hunde-Verhaltenstherapeutin/Psychologin aufsuchen und alles mit ihr durchzusprechen.

Du hast sicherlich Verständnis dafür, wenn ich an dieser Stelle euch nicht blauäugig Mut machen möchte. Bei einem Baby, einem Kleinkind und einem Hund aus 2. Hand gibt es immer Risiken.

Trotz allem wünsche ich euch viel Mut und Tatkraft, mit dem fertig zu werden, was ihr euch vorgenommen hattet. Und das ist euer Hund, den ihr seit 5 Wochen habt. Und da solltetet ihr nicht zu früh aufgeben. Wenn ihr versteht, wer euer Hund ist, was abgelaufen ist und warum er so reagiert hat, werdet ihr auch Wege finden, mit ihm umzugehen.
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Re: Unser Hund hat unsere Tochter gebissen, was sollen wir jetzt

Beitragvon Woodpecker » Fr 21. Mär 2008 10:57

Hallo,

ich möchte etwas dazu sagen,es ist aber privater Natur..
Wir haben 3 Schäferhunde und eine kleine Tochter von fast 5 Jahren.also,meine Hunde haben erstmal
KEIN Spielzeug,oder ähnliches...das gehört mir und gibt es auch nur wenn ICH etwas machen will.
und dann dürfen meine Hunde nicht alleine ins Kinderzimmer,schon gar nicht um einen Kauknochen zu fressen.sicherlich besteht immer die Gefahr bei Hunden und Kindern das es Missverständnisse gibt.
meine jüngste Hündin hatte meine Tochter auch angedroht,als sie am fressen war,daraufhin hab ich meiner hündin den Napf entzogen.gab halt nix mehr für den Moment.
ich hab meiner tochter erklärt warum Cessy gedroht habe und habe ihr auch gezeigt wie sie das vermeiden kann.ich habe meine tochter die Hündin unter aufsicht füttern lassen.ICH bin das Alphatier und meine Tochter mein "Welpe".ich bin Immer dabei,wenn alle zusammen sind,das ist zwar anstrengend,aber geht nicht anders.
wenn alle 3 im Haus sind bleibt meine Tochter immer sehr eng an meiner Seite.sie lernt grade die signale der hunde zu deuten.ich hab nun das glück,das ich auf einem hof lebe..wir haben die möglichkeit die hunde kurzfristig in ihren Zwingern unterzubringen,wenn es zu stressig wird.
ich denke euer Hund muß lernen,das er in der Rangfolge ganz unten steht und wie MacHovi schon sagte,bei einem "gebrauchten" weiß man nicht ob er a.Kinder kennt oder b.vielleicht keine angenehme Erfahrung mit Kindern gemacht hat.ich würde mich an eine gute Hundeschule wenden und dann auch dort mit ihm arbeiten.ich hab das über den SV (ortsgruppe)auch gemacht und bin ganz gut damit gefahren.

lg Woodpecker
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Re: Unser Hund hat unsere Tochter gebissen, was sollen wir jetzt

Beitragvon nesie » Mo 23. Jun 2008 20:45

Hallo Walthis,

wie hat sich Pascha denn so entwickelt und was konntest du über seine Vorgeschichte in Erfahrung bringen?
Wir möchten uns auch einen Bobtail anschaffen, vielleicht hast du ja ein paar Tipps für uns?

Gruß Nesie
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Re: Unser Hund hat unsere Tochter gebissen, was sollen wir jetzt

Beitragvon Hantress » Di 24. Jun 2008 08:53

Hallo,

kenne das problem das ein Hund seinen Kauknochen gegen Kinder verteidigen will auch. Ein Hund sieht ein kind meist als gleichberechtigt oder aber untergeordnet an. Dies geschieht meist durch das Verhalten der Kinder.
Bei meiner kleinen eine TH - Hündin habe ich es so geregelt das sie keinerlei fressen oder Spielzeug hat wenn Kinder zu besuch kommen. falls es doch mal geschieht das Sie etwas verteidigen will, weil ich z.B. Kauknochen vergessen habe. Bestrafe ich Sie durch ausschluß aus der Gruppe. Sie hat Ihr verhalten seitdem sehr verändert. Sie versteckt jetzt wenn jemand kommt ihren Knochen in ihrem Korb und beschäftigt sich erst damit wenn alle weg sind. Die Kinder die zu uns kommen wissen der Korb von Ihr ist absolut Tabu.
Da die Kinder bei euch im Haus mit Hund ständig zusammen sind würde ich versuchen dem Hund beizubringen das Sie über Ihm stehen. Z.B. durch alleiniges Füttern des Hundes durch das Kind auch würde ich euch den Besuch einer Hundeschule empfehlen wo der Hund und das Kind hingehen. Ich denke das ihr es dann gut unter kontrolle bekommt und ihr und der Hund spaß habt am zusammenleben.

Schöne Grüße
Hantress

P.S.: Glaube nicht das es hilt fahrlässig Handeln vorzuwerfen da sich nicht jeder Hundbesitzer gleich perfekt auskennt. Es gibt auch Anfänger in Sachen Hundehaltung die vielleicht alle möglichen Bücher über Hunde gelesen haben. Dies aber trotzdem nicht Wissen können.
Hantress
 
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Re: Unser Hund hat unsere Tochter gebissen, was sollen wir jetzt

Beitragvon Bluebell » Di 24. Jun 2008 16:48

Hallo,

also Hantress erstmal: vielen Dank für Deinen letzten PS-Satz, dann kann ich mir das sparen. Sowas hilft nicht weiter!!

Dann ist es zwar richtig, dass der Bobtail mal als Hirtenhund oder Herdenschutzhund eingesetzt wurde, aber zwischendurch waren die fast ausgerottet und die Neuzüchtungen sind nur noch bedingt mit klassischen Herdenschutzhunden zu vergleichen. Das ist ähnlich wie beim Briard und der Bobtail ist noch ne Nummer weniger "problematisch" als ein Briard. Da ich u. a. einen Briard und einen Bobtail sowie einen Herdenschutzhund (Sage Koochee und einen Herdenschutzhundmischling (Estrella)) habe, kann ich das direkt vergleichen. Und der Bobtail gilt heute, selbst nach FCI nicht mehr als Herdenschutzhund, sondern als Hütehund. Von daher ist die Typeinteilung ziemlich veraltet!

Mit Ausrottung des Wolfes (vor denen der Bobtail die Herde beschützt hat), wurde der Bobtail zum Viehtreiber umfunktioniert, der die anstrengenden Viehtriebe bis zu den Londoner Märkten vornahm. Nur die Rassehundezucht hat den OES vorm Aussterben bewahrt. Schauzüchter schufen aus dem struppigen, zotteligen HIrtenhund eine frisierte Hundeschönheit, die in aller Welt zum Werbeobjekt und Modehund avancierte. Leider passt die Frisiererei so gar nicht zum nach wie vor kraftvollen, robusten, selbstbewussten Hund. Er braucht eine konsequente Erziehung ebenso wie Liebe, Verständnis und unbedingt engen Familienanschluss. Er ist ein fröhlicher Clown, liebevoller Beschützer von Kindern, wenn er sie kennt, wachsam und selten aggressiv, lebhaft und sehr intelligent, dabei allerdings auch recht eigensinnig. Der Bobtail darf aufgrund seiner starken Persönlichkeit und des enormen Pflegeaufwand nicht unbedacht angeschafft werden.

Zu Eurer Problematik: Erstmal tief durchatmen. Das war sicher ein Schreck. ABER: Der Hund hat sich recht normal verhalten und soweit ist es völlig richtig, was MacHovi sagt: Ihr müsst im Moment - solange der Hund noch nicht alles kann, was Ihr möchtet - ein bisserl vorsichtiger sein. Pascha hat sich mit einem Knochen im Maul zurück gezogen. In der Tierwelt darf sogar ein kleiner Welpe schon verteidigen, was er in der Schnauze hat und nichts anderes hat er gemacht. Da er noch seine spitzen Welpenzähne hat, ist das natürlich recht heftig ausgefallen.
Nicht, dass ich das schönreden will oder so. Aber das Verhalten von Eurem Hund ist nicht verhaltensauffällig in dem Sinne!!

Nichts desto trotz hat Woodpecker etwas tolles gesagt. IHR seid das Alphapäarchen. Du und Deine Frau. Eure Kinder sind Eure genetische Nachkommen und somit habt Ihr ein gesteigertes Interesse, dass es ihnen gut geht. Eine allzu heftige Attacke gegen Eure Kinder wird diszipliniert und zwar deutlich! Sie sollten unantastbar und unter Eurem besonderen Schutz stehen.

Aber, und da hat Hantress recht, Hunde sehen Kinder maximal als gleichgestellt an und dafür müssen die Kinder lernen mit dem Hund umzugehen.

Hier würde ich Euch dringend empfehlen, Euch entweder einen guten Hundetrainer ins Haus zu holen, der Euch und Euren Kindern zeigt, was sie tun und was sie lassen sollen und bzw. solltet Ihr mit Pascha auch in eine Hundeschule gehen und dort mal ein paar Stunden absolvieren und generell für Kontakt zu Hunden sorgen. Bobtails - wie alle Hunde - können sehr unsozial und assig werden, wenn sie nicht regelmäßig Kontakt zu Ihresgleichen haben.

Gruß

Bluebell
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