lotte hat geschrieben:da stimme ich dir total zu, beziehung vor erziehung! aber meine jagenden rotzgöre muss ich erstmal davon überzeugen, dass es sich lohnt bei mir zu bleiben

und auch bindung und motivation wurde eben an der schlepp-/3m leine geübt.
die motivation einem vogel nachzuhetzen, nach einigen jagderfolgen in der alten familie, ist halt leider einfach riiiesengroß und ich kämpfe immernoch dafür cooler als dieser adrenalinschub zu sein

Die Schlepp als Absicherung und Kommunikationswerkzeug erklärt sich auch von selbst

Keine Frage. Das war es auch nicht, was ich meinte.
Meine Anmerkungen bezogen sich auf das schrittweise Kürzen der Schleppleine.
Ich finde es einfach höchst bedenklich, dass offenbar der Versuch unternommen wird, dem Hund Gehorsam im Freilauf beizubringen, indem man dem Hund durch Kürzen der Schleppleine das Gefühl zu geben versucht, immer an der Schleppleine zu sein, auch wenn er praktisch die Möglichkeit hätte, abzuhauen.
Das wäre mir viel zu gefährlich.
Will ich Gehorsam im Freilauf, muss ich ihn natürlich unter Freilaufbedingungen festigen.
Ich persönlich möchte einen sicheren Gehorsam im Freilauf, weil der Hund gern gehorcht. Weil er zwar weiß, dass er die Möglichkeiten hätte, sich mir zu widersetzen, er aber durch Ausprobieren und angemessene Bestärkung des erwünschten Verhaltens bei mir gelernt hat, dass es auch im Freilauf lohnenswert ist, sich für mich zu entscheiden.
Simuliere ich durch Kürzen der Schleppleine permanentes angeleint sein, versuche ich dem Hund das Gefühl zu geben, gar keine andere Möglichkeit zu haben.
Eine andere Argumentationsweise sehe ich hier nicht, denn sobald man zugibt, dass der Hund sehr wohl merkt, dass die Schleppleine Stück für Stück verschwindet, erübrigt sich die Notwendigkeit des Kürzens.
Die Schleppleine ist für mich in erster Linie eine Absicherung. In neuer Umgebung oder wenn ich unkonzentriert bin und die Körpersprache meines Hundes nicht lesen kann, dient die Schleppleine dazu, den Hund zu sichern, um mein Training durch die Erfahrung der Selbstbelohnung durch unerwünschtes Verhalten nicht zu gefährden und dem Hund gleichzeitig einen gewissen Aktionsradius zuzugestehen.
Je besser der Gehorsam, desto mehr Freiheiten.
Je besser die Orientierung an mir, desto größer die Freiräume.
Und eine grundlegende Orientierung an mir erreiche ich nicht durch die Verwendung der Schleppleine.
Die Schleppleine ist Arbeits-, Kommunikations- und Absicherungswerkzeug.
Wie ich das mit dem Gehorsam im Freilauf mache?
In kleinsten Schritten. In sogenannten "Freilaufeinheiten".
Grundsätzlich gilt: was an der Schleppleine passiert, passiert auch im Freilauf.
Routine ist dem Hundehalter hier ein unterschätzter Gehilfe!
Regelmäßige gemeinsame Erfolge (was empfindet ganz speziell mein Hund als Erfolg?) verbessern die Bindung und vermitteln dem Hund, dass es sich lohnt, sich am Halter zu orientieren.
Freilauf sollte nicht bedeuten, dass man die Kontrolle abgibt. Gerade die Phasen ohne Leine sollten für Training und Erziehung genutzt werden. Leine ab = Hund los geht zwangsläufig in die Hose.
Die Frage, die man sich stellen sollte lautet:
Was möchte ich mit dem Freilauf bezwecken?
Dass der Hund sich frei entfalten, eigenständig die Umwelt erkunden kann und in gewissen Momenten meinen Entscheidungen vertraut?
Oder doch lieber einfach frei sein von der Anstrengung, einen Hund an der Leine zu haben?
Was passiert, wenn der Hund gelernt hat, an der Schleppleine zu gehorchen und irgendwann herausfindet, dass er trotz 10cm Schleppleine gar nicht wirklich eingeschränkt werden kann?
Wenn der Freilauf plötzlich als gesetzlose Zone winkt?
Wenn der Freilauf keine Regeln hat, weil man hoffte, der Hund würde nicht merken, dass er nicht mehr an der Leine ist?
Wer ohne Leine gut in Trainingssituationen mitgearbeitet hat, darf auch mal außerhalb der Trainingssituation unangeleint laufen.
Und die Zeitspanne wird nach und nach ausgeweitet, Freilauf wird in den Alltag integriert.
Sinnvoll ist es, sich als Ziel zu setzen, dass der Hund lernt: Ohne Leine gelten die selben Gesetze und vor allem Privilegien, wie mit!
Was kann man als Menschlein schon "geileres" bieten, als ein sich vom Hund wegbewegender z.B. Vogel?
Oh... ein sich wegbewegender Vogel ist (außer bei den Spanieln u.U.) in der Regel sogar noch sehr einfach im Vergleich. Bei jagdlich stärker ambitionierten Hunden kommen noch viel größere Hürden auf einen zu. Und auch hier bin ich, wenn ich beobachte, analysiere und Spaß an der Arbeit mit dem Hund habe, in der Lage, adequate Ersatzbefriedigung mit einem nur verändert zu Erfolg führenden Verhalten zu kombinieren und so Kontrolle über das Verhalten zu erlangen.
Klar arbeitet man da auch an der Schleppleine. Aber man versucht eben nicht, den Hund auszutricksen, sondern setzt sie gezielt als Absicherung ein und nutzt sie zu Kommunikationszwecken.
Aber ich kann verstehen, dass es eine Weile dauert, bis man sowohl externe Belohnungen als auch Umweltbelohnungen gelernt hat sinnvoll und individuell einzusetzen. Doch genau dies ist wichtig, um dem Hund die Motivation geben zu können, meinen Entscheidungen zu vertrauen.
Dass Schleppleinentraining, bzw der sinnvolle Einsatz einer Schlepp, nichts hilft, habe ich nie geschrieben.
Bitte genauer lesen

Ich möchte nur auf die Problematik hinweisen (mit der ich übrigens nicht selten konfrontiert werde), dass es sehr gefährlich sein kann, dem Hund mittels Kürzen der Schlepp eine körperliche Kontrolle vorzugaukeln.
So erzielt man keinen sicheren Gehorsam im Freilauf, sondern lediglich ein Vermeiden von Strafe (wenn Hundi irgendwas tun will, aber nicht KANN, weil er an der Schlepp ist, ist das Entzug einer angenehmen Aussicht und >Strafe. Daher wird er es künftig (je nach Trieblage) seltener oder nicht mehr probieren. Warum auch. Führt ja nicht zu Erfolg. Oder aber es frustriert. Da sich auf reine Absicherung verlassen wird, statt zu zeigen, dass es sich definitiv mehr lohnt, mit Frauchen oder Herrchen zusammenzu arbeiten).
Wenn Hundi herausfindet, dass er körperlich nicht kontrolliert werden kann, hilft einem kein unter körperlicher Kontrolle abgesichertes Kommando mehr.