Gudrun hat geschrieben:
fällt mir auf, dass der Hund völlig unausgelastet stundenlang allein bleiben müsste. Wohnt Ihr abgelegen genug, so dass Gebell niemanden stört? Ihr solltet für die Alleinbleibstunden auf jeden Fall einen Zwinger oder Zimmerkennel mit einplanen, wenn Ihr Eure Wohnung nicht wöchentlich 3 Mal neu einrichten wollt.
VG Gudrun
Es ist unmöglich, bei der Erziehung eines Hundes alles richtig zu machen. (Ich selbst bin seit 2 Jahren Anfänger auf diesem Gebiet

Ein Beispiel: Wenn ein 4-jähriger Junge in der Nase bohrt, dann ist ja Dein erster Gedanke nicht, ihm nen Helm aufzusetzen, der seine Nase verdeckt, oder ihm die Hand auf den Rücken zu binden. Das wäre völlig albern und vor allem grausam.
Mit einem Menschen kann man ja auch kommunizieren.
Du würdest sagen: "Schade daß Du noch zu klein bist, ein Taschentuch zu benutzen, das dürfen ja nur die großen Jungs". Was meinst Du ? Würde das funktionieren ? Die Chance ist groß.
Wenn Du noch keinen Hund gehabt hast, dann geht es Dir, wie mir vor 2 Jahren. Seitdem habe ich viele Erlebnisse und Erkenntnisse gehabt, die den Begriff "Hund" überhaupt erst mit Bedeutung gefüllt haben. Ich kann Dir nur eins sagen: Du kannst Dir nicht vorstellen, wie es sein wird, einen Hund zu haben. Du kannst auch nichts darüber lesen. Was Du Dir vorstellst oder in Büchern liest (und Du solltest beides ausgiebig tun, versteh mich da nicht falsch) betrifft aber immer, ich sage mal "irgendeinen Hund".
Der Hund für den Du die Verantwortung übernehmen wirst, hat aber einen Namen und ab der Sekunde wo Du ihn aufnimmst einen Teil Deines Herzens. Und: Mit diesem Hund kann man kommunizieren denn er ist, wie der Mensch ein intelligentes und sehr emotionales Lebewesen. Und das Kommunizieren mit einem Hund ist viel einfacher als das mit einem Menschen.
Beispiel:
Wie bringt man einem Hund bei, nicht bei Tisch zu betteln ?
Das geht leider nur auf eine Weise und die ist sehr brutal: Man gibt dem Hund NIEMALS etwas vom Tisch zu essen. Das ist unmenschlich im wahrsten Sinne des Wortes. Aber gottseidank handelt es sich ja um einen Hund.

Dies verdeutlicht sehr schön das was man als Mensch leichtfertig mit "Konsequenz" bezeichnet,
die, wie sogar jeder Laie weiß, beim Hund ein Muß ist. Dem Menschen kann man sagen:
"Hör mal, das war jetzt mal ne Ausnahme, gell, das wird nicht zur Gewohnheit werden".
Ein Hund, der EINMAL erfolgreich bei Tisch gebettelt hat, hat etwas gelernt. Noch mehr: Wer einem Hund vom Tisch zu essen gibt, der will daß der Hund das Betteln lernt. So simpel ist das tatsächlich:
Der Hund hätte nicht Millionen Jahre Evolution überstanden, wenn es nicht das Normalste für Ihn wäre, erfolgreiches Verhalten zu wiederholen. Und der Mensch weiß das. Also soll er sich da nicht rausreden.
Aber mal zum Thema:(in 3 Schritten)
1. Wie bringst Du Deinem Hund bei, nicht zu bellen, wenn Du ihn alleine läßt ?
Du belohnst ihn dafür, das er NICHT BELLT. Rausgehen, vor der Tür warten wenn er nach paar minuten nicht bellt, reingehen, so tun als wäre nichts gewesen (ist ja auch nicht).
Wenn er bellt, warten bis er ne Pause macht. Nach 10 Sekunden Stille, reingehen, so tun als wäre nichts gewesen (ist ja auch nicht).
Das ist keine Übung, die man explizit immer wieder machen muß, das passiert eh. Du gehst in den Keller, die Wäsche holen. Du gehst kurz zum Briefkasten etc. Einfach beim Zurückkommen darauf achten, daß Du in einem Moment eintrittst wo er NICHT BELLT. Manchmal halt etwas vor der Türe bis zum richtigen Moment warten. Das reicht. Du kommunizierst mit Deinem Hund und er lernt etwas über seine Welt, nämlich: Du kommst IMMER dann zurück, wenn er NICHT BELLT. Und das lernt er sogar viel schneller als ein Mensch es lernen würde.
Aber Du würdest die Intelligenz Deines Hundes unterschätzen, wenn Du es dabei beließest:
2. Wie bringst Du Deinem Hund bei, sich auf Deine Rückkehr zu freuen, wenn Du ihn alleine läßt ?
Daß ein Hund versteht, was "Sitz" bedeutet scheint sehr normal. Dass er versteht, was "Wäsche" oder
"Briefkasten" bedeutet, ist aber genau so offensichtlich.
Denn Intelligenz ist die Fähigkeit, Regelmäßigkeiten zu erkennen und diesen mittels Symbolen Bedeutung zuzuordnen. Wenn Du z.B. einfach nur jedesmal "Wäsche" sagst, bevor Du eine halbe Stunde weg bist. Oder "Briefkasten", wenn Du zehn Minuten weg bist, oder "Arbeit", wenn Du vier Stunden weg bist.
Dann hat Dein Hund gar keine andere Chance als den Zeitpunkt Deiner Rückkehr mit dem Symbol-Wort zu assoziieren. Wenn ich morgens meine Donna knuddele und sage: "Ich gehe jetzt zur ARBEIT", dann legt sie sich gemütlich auf ihren Platz und freut sich, dass sie nun beruhigt 4 Stunden dösen kann. 5 Minuten vor meiner Rückkehr legt sie sich dann schon mal in den Flur und horcht. Das macht sie ganz von alleine. Ich muß ihr nur die VERLÄSSLICHKEIT bieten, die es ihr erlaubt, Regelmäßigkeiten zu erkennen, richtet sie sich danach ein. (Ich gebe zu, ich mache ihr das sehr leicht, denn ich gehe IMMER wenn ich von der ARBEIT komme mit ihr in den Wald SPIELEN)
Jetzt könnte es ja sein, daß Dein Hund nicht so gerne döst, wie meiner. Oder daß Dein Hund nicht 3 Stunden am Tag voll Power durch Wald und Wiese jagt und nicht so viel Bedarf an Regeneration hat.
3. Welche Aufgabe hat der Hund, wenn Du Ihn für bestimmte Zeit alleine läßt.
Dann braucht er vielleicht nur eine Aufgabe, während Du weg bist. (Das ist auch der einzige Fall wo Du befürchten mußt, daß er Dir die Polster zerlegt, wenn er keine Aufgabe dann sucht er sich eine. Dein Hund WILL SICH NÜTZLICH MACHEN. Dein Hund WILL SPIELEN)
Die natürlichste Aufgabe ist z.B. das Bewachen des Reviers (Wohnung/Haus/Garten)
Und das kann ein Hund sogar besonders gut, WÄHREND er döst.
Normalerweise wird er bellen, wenn er ein Geräusch hört das er a) nicht kennt und das b)für seinen Geschmack zu nah an seinem Revier stattfindet. DIES IST bei einem Hund NATÜRLICH ERWÜNSCHT,
denn es wäre völllig gegen seine Natur, es ihm abgewöhnen zu wollen. Es beschwert sich aber auch kein Nachbar darüber, daß ein Hund ab und zu zweimal bellt. Daß er nach zweimal aufhört und nicht in eine Bellorgie verfällt, hängt simplerweise ausschließlich damit zusammen, daß Du IMMER wenn er bellt, SOFORT Deine Aufmerksamkeit auf den möglichen Grund lenkst
(z.B. Geräusch von draußen -> kurz Fenster rausschauen, signalisieren, daß der "Chef des Rudels" die Warnung bekommen hat, ohne viel Aufhebens zur "Tagesordnung" übegehen) Das Bedürfnis des Hundes ist nicht, fortwährend zu bellen, sondern dem Rudel mitteilen, daß er eine Beobachtung gemacht hat. Signalisiert man ihm, daß die Message angekommen ist, hat er seine Pflicht erfüllt.
(Wenn er Dich unbestreitbar als ihm "vorgesetzt" betrachtet, was aber Grundvoraussetzung ist.)
Willst Du es perfekt machen, dann läßt Du einfach das Loben weg bei Dingen, die Du als "normal" einstufst. (Auto fährt vorbei etc.) Dein Hund lernt automatisch von DIR, was bellenswert ist, und was nicht.
(Eine Kleinigkeit noch: Dein Hund wird dabei nebenbei auch lernen: Bellen = sofortige (wenn auch sehr kurze) Aufmerksamkeit meines Frauchens. In der Wildnis wäre diese Lektion erwünscht und überlebenswichtig. Im domestizierten Haushalt wird ein sich langweilender Hund dies nutzen

Es ist auch hier halt wie überall auf der Welt: Das Rudel wächst an seinen Aufgaben.
Gruß von Iris, Carsten und Donna