Warum knurrt der Hund...

Re: Warum knurrt der Hund...

Beitragvon HermannLax » Mo 5. Mai 2008 21:21

mir kommt ein lächeln, wenn ich mir all die "guten" ratschläge ansehe ;-)

1. ihr solltet niemals eine zeitung als druckmittel oder gar "waffe" gegen euren hund einsetzen - dies kann leicht ein gefährliches spiel mit dem feuer werden. es liegt nun schon jahre zurück, da wollte ein bekannter von mir ebenfalls derartige "erziehungsmethoden" einsetzen und erschreckte und "bestrafte" seinen hund jedesmal, indem er eine zeitung vom tisch nahm und diese auf den boden warf bzw. mit dieser als verlängerten arm dem hund drohte. dies machte er so lange, bis der hund wahrscheinlich so weit verängstigt war, dass er zubiss.

2. wie so oft, dürfte euer problem in der vermeintlichen alphastellung des hundes zu sehen sein. wenn es euch nicht gelingt, ihm diese stellung abzunehmen, werden die probleme nicht geringer, sondern sich verschärfen. offenbar ist er derzeit chef in der familie. in diesem zusammenhang rate ich euch zu extremer vorsicht mit der auswahl von hundeschulen und selbsternannten hundegurus - jedenfalls sollte die "umpolung" gewaltfrei über die bühne gehen.

ein literaturhinweis: jan fennell "mit hunden sprechen" und "mit hunden leben" - wenn die familie oder besser ausgedruckt, das rudel sich mit ihren ideen und methoden auseinander setzt und diese konsequent und beharrlich anwendet, sind schlechte hundeschulen und selbsternannte gurus nicht erforderlich ;) mein holländischer schäfer war ein sogenannter "problemhund" und heute ist er ein lämmchen :D seither weiß ich, dass es keine problemhunde gibt sondern nur hunde mit problemen bzw. probleme im rudel

lg und viel spaß bzw. geduld
HermannLax
 
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Re: Warum knurrt der Hund...

Beitragvon Bluebell » Fr 16. Mai 2008 11:59

Liebe Franzi,

ich weiß nicht, ob Du noch ließt, was Dir hier geschrieben wird, aber auch ich muss ein wenig lachen. Ich muss immer lachen, wenn Leute über selbsternannte Gurus reden und sich selbst wie einer benehmen. Hermann, nimms mir nicht übel, aber sowas finde ich irgendwie unprofessionell? Es kommt mir ab und zu so vor (ich habe schon einige Deiner Beiträge gelesen), als ob Du am Umsatz verschiedener Bücher beteiligt wärst. :lol: Die Menschen kommen doch in ein Forum um Tips oder Ratschläge oder Erfahrungen zu lesen und nicht um jedes Mal auf ein Buch hingewiesen zu werden. Das ist in einem solchen Forum irgendwie fehl am Platz!

Viele von den sogenannten selberernannten Gurus sind keine solchen, sondern wurden zu diesen gemacht (frag mal Günther Bloch, Thomas Baumann, Feddersen-Peddersen, Gansloßer, Niepel etc.) Keiner von denen sieht sich selbst als Guru, wird aber gerne so bezeichnet. Dazu mal soviel!

Ich finde es wirklich supertoll, wenn Du schreibst, dass Du Deine Hunde völlig gewaltfrei in den Griff bekommen hast. Allerdings lese ich sowas auf solchen Foren regelmäßig, trifft man die Leute dann mal reell, sieht das oft ganz anders aus, womit ich Dir nicht unterstellen will, dass das bei Dir zutrifft. Ich sehe es so, dass jeder Mensch mit Hund seinen Weg finden muss und es ist gut, wenns der goldene Mittelweg ist, mit dem alle Beteiligten leben können. Du bringst das Beispiel mit der Zeitung... Klar kann das passieren. Aber es passiert in 1000 Fällen ein Mal! Ich denke, nur weil das bei Deinen Hunden geklappt hat, muss es nicht bei jedem klappen. Jeder Mensch und jeder Hund ist anders. Und so wie Du vielleicht die ruhige Diskussion vorziehst und Dir das am meisten bringt, gibts doch andere, die lieber wild und laut diskutieren und das toll finden. Jeder soll seinen Weg finden und andere Wege zu verteufeln halte ich für genauso unprofessionell, besonders dann, wenn man seinen eigenen Weg gar nicht oder mit dem Lesen von Büchern beschreibt!

Menschen, die es besser wissen als wir und dazu gehören wirklich einige, die schon ewig in diesem Bereich mit Wölfen, Hunden und Menschen arbeiten behaupten und damit gehe ich konform, dass die meisten Kinder in Familien nicht über dem Hund stehen.

Aber um Dir ein paar Tips geben zu können würden mich noch einige Dinge interessieren, die hier auch schon gefragt wurde oder eben auch nicht:

- Wann ist der Hund zu Euch gekommen, also wie alt war er da?
- Wann hat er zum ersten Mal gebissen?
- Wie alt sind Eure Kinder?
- Kannte der Hund Kinder bevor er zu Euch gekommen ist?
- Was ist das für ein Hund?
- Was tut Ihr momentan dagegen, dass er sich so verhält?

Ich würde das generell auch nicht durchgehen lassen! Und das bedeutet, dass ich entsprechend einschreiten würde und wenn er erstmal unsanft auf seinen Platz frachtiert wird, runtergedrückt wird, eine Dose geworfen wird oder what ever! Aber DAS geht auf gar keinen Fall. Letztendlich könnte das Dein Problem schon ein bißchen beheben. Denn bei Hunden oder Wölfen in freier Natur ist es so, dass sich nur das Ranghöchste Paar (im Normalfall - außer wenn das Rudel sehr gut gestellt ist) paaren und Nachkommen bekommen darf. Die Nachkommen von Alpha haben im Prinzip (bis sie in die Pubertät) kommen erstmal in so fern Narrenfreiheit, als das sie unantastbar sind, was gewaltätige Übergriffe innerhalb des Rudels anbelangt. Du kannst sicher sein, dass die Alphahündin ihr Jungen verteidigen würde bis aufs Blut, wenn ein anderen sie angeht. Das ist im Prinzip Dein Job!! Deinem Hund muss klar sein, dass das (hört sich doof an) DEIN GENETISCHES MATERIAL ist und dass Du alles dafür tust, damit es "überlebt".

Wenn Deine Kinder jetzt allerdings schon in der Pubertät sind, hat Dein Hund evtl. Angst davor, dass sie ihm seinen Rang streitig machen, was ja auch so kommen wird. Er kann damit aber offensichtlich nicht gut umgehen. Ich würde mir deshalb überlegen es folgendermaßen zu handhaben:

- Besonders Ihr Erwachsenen solltet den Hund so viel wie es geht ignorieren. Auch die Kindern.
- Allerdings sollte er kontrolliert Aufmerksamkeit (notfalls mit Maulkorb gesichert) hauptsächlich von den Kindern bekommen.
- Füttert ihn (also die Kinder) für eine Weile aus der Hand, dafür, dass er etwas für sie macht.
- Versucht nicht seine Sympathie zu gewinnen (er muss Eure gewinnen), versucht nicht ihn zu bedrängen, greif sofort disziplinierend ein, wenn er auch nur ansatzweise die Lefze zieht, dann geht er auf seinen Platz und die Aufmerksamkeit ist sofort vorbei.
- Trainiert ggf. mit einem Clicker, dass er auch auf die Kinder hört, wenn sie ihn auf die Decke schicken und die Kinder holen ihn auch wieder runter. So dass er merkt, dass er abhängig von der Gunst Deiner Kinder ist.
- Lass die Situation niemals unbeaufsichtig und sichere alles ab.
- Die Kinder sollen ranganmaßende Gesten dem Hund gegenüber vermeiden wie vorbeugen, fixierendes in die Augen schauen, über den Kopf oder den Rücken streichelen, die Pfoten anfassen...
- Nehmt Eurem Hund in der ersten Woche jedes Vergnügen. Er muss sich alles erarbeiten von Futter über Streicheleinheiten bis hin zu sonstigen Zuwendungen.
- Gute Rudelführer achten darauf, dass es in ihrem Rudel gut funktioniert. Sie kommen dem Willen des Einzelnen nicht immer nach und können, wenn nötig, kompromisslos und hart sein. Sie entscheiden, was getan wird, und auch wann es getan wird. Es ist ihre Stärke vor allem die charakterliche, die ihnen den Respekt einbringt, und nicht ständiges Tyrannisieren und Quälen.
- Wenn der Hund die Kontrolle in bestimmten Bereichen übernommen hat, müssen Sie aktiv werden: Demonstrier ihm, Deine eigene hohe Rangposition und schränk ihn in seinen Vorrechten ein.
- Verglichen mit Erwachsenen haben Kinder proportional größere Augen, sie starren öfter unddie Aguen liegen auch häufig auf derselben Höhe wie die der Hunde, was für nicht so gut sozialisierte Hunde angsteinflößen sein kann.

Wenn Eure Hund allerdings schon älter war, als Ihr ihn bekommen habt und er keine Kinder kannte, ist das Risiko weit aus größer, weil er dann unsicher ist. Eine Angst in den Griff zu bekommen ist superviel Arbeit und jeder neuerliche Angriff haut Euch um längen zurück. Dann solltet Ihr wirklich in Erwägung ziehen ihn in gute Hände abzugeben. Da wäre mir das Risiko auch zu groß.

Ansonsten holt Euch einen Hundetrainer oder Tierpsychologen ins Haus, dem Ihr vertraut und der Euch sympathisch ist. Ganz wichtig, die Entscheidung für einen Hundetrainer sollte auch eine Gefühlsentscheidung sein, denn Ihr habt den Hund ja lieb und wenn da einer dran rumdoktert, den Ihr nicht mögt, wird das nicht besonders erfolgreich sein.
Fragt, was für eine Vorbildung er hat, guckt Euch seinen Umgang mit seinen eigenen Hunden an, wenn er welche hat und guckt, wie er mit Euch umgeht. Es ist sicher immer gut, wenn der Mensch schon länger mit Hunden arbeitet, konsequent aber liebevoll mit seinen eigenen Hunden umgeht (die müssen nicht immer perfekt sein, finde ich ehr unsympathisch, ein Hundetrainer muss wissen, dass Hunde keine Nähmaschinen sind und kleine Fehler haben dürfen), vielleicht hat er einen Tierpsychologischen Hintergrund oder er hat eine Ausbildung als Hundetrainer absolviert (ja, ich weiß dass das kein anerkannter Ausbildungsberuf ist, aber ich finde, wenn jemand wirklich Interesse an dem Beruf hat, dann hat er sich die Mühe gemacht und hat sich seine Ausbildung finanziert, weil er es gut machen will). Dabei finde ich wichtig, dass die Ausbildung irgendwo absolviert wurde, wo man nicht nach besonderen Methoden arbeitet, sondern wo man schaut, dass der zukünftige Hundetrainer viele sogenannte Methoden in ihrer Anwendung sieht, damit er dann entscheiden kann, welche in Euren Alltag und zu Euch paßt.

Lieber Gruß

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