Stress- und Angstreaktion von Harzer Fuchs

Stress- und Angstreaktion von Harzer Fuchs

Beitragvon Bluebell » Fr 16. Mai 2008 12:26

Hallo Ihr Lieben,

nun muss ich auch mal was erzählen, vielleicht habt Ihr noch eine Idee?!

Ich habe eine Bekannte mit einem Harzer Fuchs. Sechs Jahre alt, unkastriert. Der Gute zeigt eine unerklärliche Angst an Straßen. Versucht in Quergassen zu kommen, zu flüchten, pinkelt teilweise nicht mal, weil er so aufgeregt ist und nimmt manchmal auch kein Leckerchen. Wenn dann andere Hunde kommen reagiert er teilweise aggressiv, drückt die runter und wenn sie sich wehren schüttelt er sie auch schon mal.

Meine Vermutung ist, dass er so gestresst ist, dass er diesen Stress irgendwo entläd und da gerne andere Hunde nimmt. Mit Sicherheit ist das auch eine erlernte Aggression. Allerdings macht er das auch nicht bei allen Hunden. Wenn er einen souveränen Hund sieht, dann kuscht er ehr. Läuft ein Hund vor ihm weg, ist er schrottgenervt!!

Habt Ihr eine Idee, wie man ihm helfen kann?
Bin schon am überlegen.. Bachblüten, Stressomat... Es widerstrebt mir ja irgendwie seine Aggression mit einer Rappeldose oder Wurfkette zu unterbinden, weil ich natürlich weiß, dass er sich eigentlich nur entläd... das ist natürlich den anderen Hundebesitzern völlig egal (nachvollziehbarerweise - ich würde das auch nicht witzig finden). Fällt Euch noch was ein?

Lieber Gruß

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Re: Stress- und Angstreaktion von Harzer Fuchs

Beitragvon Gudrun » Fr 16. Mai 2008 15:21

Hallo Bluebell,

ich würde auf eine Kombination von Desensibilisierung und positiv Überlagern setzen. Zunächst einmal würde ich ihm Mauli und Leine dranmachen, damit von ihm keinerlei Gefahr ausgeht. Dann würde ich in ruhiger Gegend mit kleinen, wenig befahrenen Straßen anfangen. Man sollte viel Zeit mitnehmen und selbst in allen Situationen Gelassenheit demonstrieren, sein Getue ignorieren, ihn ruhig weiterziehen. Dann würde ich das Füttern zu Hause einstellen. Alles mitnehmen: Napf, Futter, Flasche Wasser ohne Kohlensäure. Neben einer Bank an einer ruhigen Straße würde ich ihn dann füttern und natürlich darauf achten, dass ihn beim Fressen niemand stört, keiner zu nahe kommt. Ich würde mich noch eine ganze Weile mit ihm dort still aufhalten, einfach nur dem Leben an und auf der Straße zusehen. Allmählich würde ich mich in belebtere Straßen trauen, in Bewegung immer mit Mauli auf der Schnauze.

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Re: Stress- und Angstreaktion von Harzer Fuchs

Beitragvon Bluebell » Fr 16. Mai 2008 18:46

Hallo Gudrun,

das ist ´ne gute Idee!! Das probieren wir mal!!

Hast Du oder zufällig ein anderer mit diesem Typus Hund, also Harzer Fuchs, Gelbbacke, Altdt. Hüter, Chodsky und so, weil ich habe ja auch eine Gelbbackenmixhündin, die ähnliches Verhalten zeigt.

Nur hilft bei ihr der Stressor ganz gut und ich bin nicht in der Bredoullie, sie vors Haus "zu zerren", wenn sie einen schlechten Tag hat.

Und mich würde mal interessieren, ob dieser Typus Hund zu so extremen Stressreaktionen neigt. Und ob da jemand noch ähnliche Erfahrungen hat.

Lieber Gruß

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Re: Stress- und Angstreaktion von Harzer Fuchs

Beitragvon Whoopsy » Fr 16. Mai 2008 20:30

Hallo Blubell,
also ich denke, das liegt an dem "Typus" Hund. Ich habe zwei Bekannte, die einen "Schwarzen" also altdeutschen Hütehund haben und die zeigen ähnliche Symptome. Beide (!) gehen über keine Brücken (zeigen dann auch Stressverhalten wie hecheln, Ohren anlegen und panisch wegrennen wollen). Zudem kommt bei beiden hinzu, dass sie extrem aggessiv sind und zwar gegenüber Mensch und Tier. Und dass ohne Vorzeichen. Auch die Elterntiere der beiden (der Vater hat schon Schafe gerissen - aus der eigenen Herde!). Die sind total "assozial", haben tatsächlich kein Sozialverhalten, obwohl sie von Anfang an mit anderen Hunden zusammen waren. Meine Hunde trauen sich schon gar nicht mehr aus dem Auto, wenn wir dahin fahren. Dazu muss ich aber sagen, dass beide Bekannten nicht sehr hundeerfahren sind und es eigetlich schon grob fahrlässig ist, sich so einen Hund (also altd. Hütehund) zuzulegen. Aber... weiter hilft Dir das auch nicht. Schau mal auf diese Seite, da gibt es wirklich erfahrene Leute, die Dir bestimmt weiter helfen können.

http://www.a-a-h.de/

Vorab kann man aber schon sagen, ein altdeutscher Hütehund ist eher kein Nebenher- bzw. Familienhund. Der muss einfach arbeiten und selbst dann ist er "schwierig".

Hoffe, Du findest da Hilfe.

LG Whoopsy
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Re: Stress- und Angstreaktion von Harzer Fuchs

Beitragvon Bluebell » Fr 16. Mai 2008 20:40

Hallo Whoopsy,

naja es hilft mir insofern schon weiter, als dass ich immer geglaubt habe, dass nur die vorherigen Besitzer, z. B. auch bei meiner Lexi, alles versaut haben. Aber offensichtlich ist das auch genetisch nicht alles ok.

Die kommt von einem Schäfer, der sie aber aussortiert hat, weil sie nicht am Schaf gearbeitet hat.

Die ist, wenn man sie nicht kennt auch unkontrolliert aggressiv. Wenn man sie kennt, sieht man, dass sie totale Angst vor allem möglichen hat, gar nicht mit Stress umgehen kann und irgendwann volläuft wie ein Fass und dann braucht sie etwas zum Abreagieren.

Ist es dann grade ein Kind auf einem Rad gewesen, hat sie sich eben das gekrallt.

Jetzt geht es einigermaßen, weil sie gearbeitet wird. Aber sie kann sich auch nicht lange konzentrieren. Ist fast wie bei ADS-Kindern. Allerdings läuft Lexi draußen auch nur mit Maulkorb gesichert, damit man sie in Ruhe läßt und sie niemanden verletzt. Schafe oder andere Tiere würde sie auch töten, wenn sie rankommen würde.

Ich glaube, dass der Typus Hund einfach echt schwierig ist. Andere Hüter sind ja auch nicht unbedingt artgerecht ausgelastet, reagieren aber trotzdem nicht unbedingt so aggressiv. Die Hütertypen (Harzer Fuchs etc.) sind irgendwie griffiger dazu!!

Für Deine Erfahrung bin ich sehr dankbar. Das überzeugt mich schon ein bißchen. Hat noch jemand Erfahrungen?

Lieber Gruß

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Re: Stress- und Angstreaktion von Harzer Fuchs

Beitragvon Whoopsy » Fr 16. Mai 2008 21:36

fast wie bei ADS-Kindern.

Das trifft es auf den Punkt. Das war auch mein erster Gedanke, als ich die beiden Hunde kennengelernt habe. Und meiner Meinung nach scheitern da auch alle "herkömmlichen" Erziehungsmassnahmen. Die sind irgendwie "anders".
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Re: Stress- und Angstreaktion von Harzer Fuchs

Beitragvon Whoopsy » Fr 16. Mai 2008 22:12

Die ist, wenn man sie nicht kennt auch unkontrolliert aggressiv. Wenn man sie kennt, sieht man, dass sie totale Angst vor allem möglichen hat, gar nicht mit Stress umgehen kann und irgendwann volläuft wie ein Fass und dann braucht sie etwas zum Abreagieren


Fällt mir gerade noch ein (ja das Thema beschäfftigt mich auch sehr) ICH sehe dass auch so, dass der Hund einfach Angst hat bzw. unsicher ist (weil ihm der Halter die Sicherheit nicht gitbt) ABER der Hundehalter sieht das leider nicht so. Und das macht mich wütend, vorallem weil ich nichts dagegen unternehmen kann (halt in dem Sinn, dass der Besitzer das nicht so sieht wie ich :( )
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Re: Stress- und Angstreaktion von Harzer Fuchs

Beitragvon Gudrun » Sa 17. Mai 2008 09:16

Hallo Ihr,

bei solchen Vertretern der Altdeutschen Hütehunde kommt sicher einiges zusammen. Klar, gibt es auch bei denen wesensschwache Linien, was den genetischen Teil ausmacht. Dann muss man aber auch berücksichtigen, dass diese Hunde meist nicht im Haus und mit Welpen-Spaziergängen und Früherziehung heranwachsen wie bei mir, sondern oft einfach in einer Scheune oder Stallbox groß werden. Damit fehlen ihnen wichtige Reize und Erfahrungen zur Gehirnentwicklung. Bleibende Unsicherheiten und Umweltängste sind die Folge.

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Re: Stress- und Angstreaktion von Harzer Fuchs

Beitragvon Bluebell » Sa 17. Mai 2008 10:49

Hallo Gudrun,

das ist bestimmt ein nicht zu vernachlässigender Teil.

Aber bei meiner Bekannten und ihrem Harzer ist das definitiv nicht der Fall. Sie war mit ihm von der 9. Woche an, da hat sie ihn von einem herkömmlichen Züchter (der natürlich nicht erklärt hat, dass es eine Arbeitshundrasse ist), im Welpenspiel und hat die Hundeschule besucht, bis er ca. 1,5 Jahre alt war. Sicher war er zu dem Zeitpunkt noch in der Entwicklung, hat aber verschiedene bereits erklärte Ängste schon viel früher gezeigt.

Es ist auch unabhängig davon, wer mit ihm geht. Bei meiner Lexi z. B. ist es so, dass sie schon ruhiger und kontrollierbarer geworden ist, seit sie bei uns ist. Sie hatte ja aber über 6 Jahre zeit ihre Ängste aufzubauen. Oft nehme ich, wenn ich mit ihr trainieren meinen Rottimix oder meinen Ridgeback mit. Die geben ihr deutliche Sicherheit und dann kann man ganz gut mit ihr üben und trainieren.

Bei dem Harzer von meiner Bekannten ist das nicht der Fall. Habe einen meiner Hunde dabei, die nicht so sicher sind, buttert er sie sofort unter. Habe ich aber besagten Rotti oder Ridge dabei, kuscht er total und ist superklein mit Hut. Das er generell ehr unsicher ist, ist sonnenklar! Wäre er so souverän, würde er ja auch nicht derartig ausgeprägte Stress- und Angstreaktionen zeigen. Leider ist so ein Training IMMER super zeitaufwendig und ich befürchte, dass meine Bekannte leider nicht die Geduld aufbringen kann. Immerhin ist er auch schon sechs Jahre alt. (ich weiß, schlimm genug, dass sie erst jetzt was macht) Die Leute suchen irgendwie den roten Knopf, wo sie drauf drücken und auf einmal funktioniert der Hund. Was bei den beiden sehr interessant ist, sie erzählte mir, dass er aggressiv auf jeden Beagle reagiert. Nun waren wir neulich ohne Hunde unterwegs, uns kam ein Beagle entgegen und sie meinte: "Das ist ja nicht meine Rasse!" und solche Sachen stelle ich in letzter Zeit öfter bei ihr fest. Sie redet die Angst teilweise echt in ihren Hund rein und sie ist mir auch nicht klar genug. Dann läuft sie mit ihm an der Straße lang und läßt ihn zwischendurch absitzen, dann muss er sie angucken und kriegt ein Leckerchen... Ob das so zielführend ist, weiß ich nicht. Es gibt auch keine klare Linie, wann er dann absitzen muss und ich habe ehrlichgesagt immer ein wenig Angst, dass er nicht versteht, dass das Leckerchen fürs Absitzen oder Angucken ist, sondern doch noch die Angst damit verstärkt wird.

Ich stelle grade fest, dass ich lieber mit aggressiven Hunden arbeite. *lach* :roll:

Lieber Gruß

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Re: Stress- und Angstreaktion von Harzer Fuchs

Beitragvon Gudrun » Sa 17. Mai 2008 12:06

Hallo nochmal,

"von einem herkömmlichen Züchter (der natürlich nicht erklärt hat, dass es eine Arbeitshundrasse ist" spricht schon nicht für einen guten. Die Frage ist, wie ist er bis zur Abgabe gehalten gewesen? Was hat er erlebt? Die nächste Frage ist natürlich: Wie ging es weiter in den nächsten Prägewochen? Wie intensiv wurde Stadttraining gemacht? Mit welchen Impulsen/Einwirkungen? Oft wird es vernachlässigt, wenn man selbst so herrlich hundgerecht auf dem Lande wohnt. Oder es kommen die falschen Signale, die vorhandene Ängste verstärken. Wenn in der Prägezeit (bis 14 Wochen) Fehler gemacht wurden, bekommt man die nur sehr schwer wieder raus.

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