Basics im Umgang mit dem Hund

Basics im Umgang mit dem Hund

Beitragvon Jenni » Mi 4. Nov 2009 22:09

Hallo Ihr Lieben,

da wir hier ganz oft Nachfragen zu bestimmten Problemen haben, von denen ich glaube, dass sie leicht zu beheben wären, wenn man einige Basics beachtet, würde ich hier gerne was zum Nachlesen reinstellen. Vielleicht macht das Manches, für Manche - na sagen wir mal - einfacher zu verstehen.

Und vielleicht fällt Euch dazu ja noch was ein:

Warum dieser Thread?

Bei der Erziehung von Hunden geht es nicht um „stumpfes“ Praxis pauken wollten, denn Sitz, Platz, Fuss kann jeder mit ein bisschen autodidaktischer Fähigkeit seinem Hund selbst beibringen.

Also habe ich mir überlegt, aus welchem Grund kommen Leute zu uns ins EINZELTRAINING? Wo gibt’s am häufigsten Probleme? Was ist Alltag?

Wir haben hier einige Dinge zusammen getragen:

- Die Leute kommen zu uns, weil sie ihren Hund nicht lesen können. Das zeigt sich dann z. B. darin, dass der Hund an der Leine rumpöbelt, aggressiv oder ängstlich gegenüber Hunden, Personen, Situationen ist, oder ähnliches. Sie können ihn nicht lesen, respektive können sie auch nicht eingreifen, weil sie gar nicht wissen, wie und wann? Sie wissen nicht, wie Hunde funktionieren, woran man sieht, was dem Hund durch den Kopf geht! Sie wissen nicht, wie sie einen Hund dazu bekommen, ein unerwünschtes Verhalten zu lassen und ein gewünschtes zu zeigen.
- Die Besitzer kommen zu uns, weil sie z. B. nicht wissen, wann Spiel Spiel ist, woran sie erkennen, dass es Spiel ist, wann sie eingreifen müssen und warum und was passiert, wenn sie das nicht tun.
- Die Leute kommen zu uns, weil die Hunde zu überdreht sind. Sie sind oft so überdreht, dass es kaum eine Möglichkeit gibt, den Hund runterzufahren. Sie wissen weder, wie sie Ruhe geben, noch wie sie auf Respekt bestehen können. Also lassen sie ihren Hund rumzappeln und greifen nicht ein, verhalten sich hilflos und Hilfe suchend.
- Sie haben Probleme die Aufmerksamkeit ihrer Hunde zu bekommen, wenn z. B. andere Hunde entgegen kommen. Sie wissen nicht, wie sie ihren Hund motivieren können mitzukommen und sie wissen auch nicht, wanns genug mit Motivation ist und mal eben hündisch gesprochen werden muss, damit der Hund sich mal wieder einkriegt. Sie wissen nicht, wie motivierende Hilfsmittel eingesetzt werden könnten und was sie tun müssen, damit der Hund ihnen Respekt entgegen bringt!
- Der Hund zerrt von A nach B und es interessiert ihn nur sehr bedingt, das da noch jemand am anderen Ende ist. Wie also bekommt man den Hund in die Leinenführigkeit?
- Der Hund hört nicht auf das, was ich sage. Wie zeige ich ihm über meine Körpersprache, dass er tun soll, was ich möchte!
- Was tun, wenn mir ein anderer Hund entgegen kommt, wie beschütze ich meinen Hund aktiv und wie kann ich beweisen, dass auch ich mir seinen Respekt verdienen?

Ein vernünftiger Umgang mit dem Hund ist nur möglich, wenn Sie als Besitzer den Hund verstehen und deswegen ist das erlernen von BASICS nötig und auch verantwortungsvoll.

Sie müssen erstmal viel mehr lernen als Ihr Hund. Wenn Sie alles gut, gewissenhaft und richtig machen, bekommt Ihr Hund das größte Geschenk, dass Sie ihm machen können: Einen vertrauensvollen, souveränen Chef, den man respektiert und der Ruhe ausstrahlt.

Die Anfänge

Die Anfänge von späterem Problemverhalten sind selten die GROSSEN Fehler, wie „Der Hund wurde geschlagen!“ oder ähnliches.

Wir sagen Ihnen, wo die Anfänge liegen und Sie werden sicher erstaunt sein und feststellen, dass auch Sie sich und Ihren Hund genau in diesen Anfängen schon wieder finden.

ANFÄNGE BEIM MENSCHEN

Da kommt das neue Familienmitglied nach Hause.

FALSCH: (so ist es aber eigentlich immer) Das erste, was nun passiert ist, die Leine wird losgeklinkt und der Stöpsel darf sich erstmal in Ruhe umsehen!
RICHTIG: Der Hund bleibt an der Leine, und die Besitzer zeigen ihm erstmal alles und die Besitzer gehen hier auch vor.

FALSCH: Der Hund darf mehr oder weniger alle Räume betreten und sich frei bewegen.
RICHTIG: Der Hund bekommt einen festen Platz zugewiesen und erst wenn er es akzeptiert hat, auf dem zu bleiben, darf er sich nach und nach freier bewegen, wobei einige Ressourcen (z. B. betreten der Küche) als wichtiger einzustufen sind und der Welpe hier keinen freien Zutritt bekommt.

FALSCH: Weil der Welpe ja so niedlich ist und man unbedingt Bindung aufbauen will, wird er bekuschelt, bespielt, vollgequatscht etc.
RICHTIG: Der Hund wird erstmal nicht oder nur wenig beachtet. Er muss erstmal lernen Tabus zu akzeptieren und Ruhe anzunehmen, bevor man ihn durch Spiel und Körperkontakt aufpusht.

FALSCH: Man geht die ersten Male mit dem Hund raus und weil er ja so neu und niedlich ist, kann man dem ziehen in alle möglichen Richtungen auch keinen Einhalt gebieten und lässt den Welpen machen was er will, denn er soll ja seine neue Umwelt entdecken. Dass man ihn damit total überfordert, ist den wenigsten klar!
RICHTIG: Man geht mit dem Welpen grade in der ersten Zeit eigentlich gar nicht GASSI! Man hält sich erstmal viel im Haus und im Garten auf. Wenn man mit ihm rausgeht, dann gezielt, um mit ihm z. B. das Nachfolgen zu trainieren oder wirklich nur zum Pipi und Häufchen machen. Draußen sollte der Welpe erstmal lernen dem Besitzer zu folgen, denn das ist die Person, die sich um ihn kümmert.
RICHTIG: Wenn ich meinen Welpen an der Leine habe, dann fange ich SOFORT an mit dem Leinenführtraining. Entweder über Stop and Go oder wenn ich mit einer längeren Leine trainieren kann, dann auch über Richtungswechsel. Der Welpe soll lernen, dass ich die Richtung vorgebe und nicht er!

FALSCH: Ich stelle dem Welpen das Futter hin, obwohl er total aufgeregt neben mir hopst und quietscht.
FALSCH: Ich leine den Welpen an, obwohl er total zappelig und unruhig ist.
FALSCH: Der Hund bekommt Aufmerksamkeit und wohlwollende Ansprache von mir, obwohl er am nerven ist.
FALSCH: Ich arbeite immer noch artig über Stop & Go mit dem Hund, obwohl er meistens schon zieht wie ein Doofer!
RICHTIG: Belohnt wird NIEMALS der Ranghöchste, wenn dieser zappelig ist. Belohnt wird immer der Ruhigste. Futter gibt’s nur für Ruhe. Angeleint wird der Hund nur, wenn er ruhig sitzt. Sozialkontakt bekommt der Hund nur, wenn er sich gut benimmt. Wer an der Leine zieht, wird über die Bewegung und den Respekt solange gearbeitet, bis er die Koordinaten von Herrchen und Frauchen ohne nachzufragen annimmt.

Das hört sich hart an. Ist es aber gar nicht. Wer mehrere Hunde hat und dabei einen guten Rudelführer hat, wird gesehen haben, wie Hunde das machen und das sollten wir kopieren:

Die Ampel

Hunde leben, vereinfacht gesagt, in einem Ampelsystem!

Gehen wir mal von der Situation aus: Ein neuer Welpe kommt ins Haus. Ein kleiner Hütehundmischling. Im Haus lebt schon eine alte Schnauzerdame, die dort das Regiem führt.

Der Welpe betritt also das Haus und steht im Flur. Vom Flur ab, geht eine Tür in die Stube. Dort liegt die alte Dame, nennen wir sie mal, die graue Eminenz (dazu später ein bisschen mehr). Der Welpe, nennen wir ihn mal Schnösel, will in die Stube. Dort liegt die graue Eminenz. Der Welpe betritt also mit den Vorderpfoten die Stube. Was mach die graue Eminenz? Sie wird drohfixieren und wahrscheinlich knurren – GRÜNE AMPELPHASE - , ohne sich groß zu bewegen. Sie sagt dem Schnösel: „Ich bin hier der Chef! Du darfst meine Luft atmen, sonst darfst du gar nichts und solltest du das nicht akzeptieren, bekommst du Ärger!“
Nun ist unser Schnösel aber so einer, der glaubt, dass ältere Hunde einem nichts Böses tun. Also geht er einfach zwei Schritte weiter. Nun wird die graue Eminenz aufstehen, einen Satz nach vorne machen, die Lefzen hochziehen und deutlicher knurren – GELBE AMPELPHASE -. Sie sagt unserem Schnösel: „Noch einen Schritt weiter und es knallt!“ Unser Schnösel wird sich auf seinen Popo gesetzt haben und vielleicht ein bisschen schuldbewusst drein schauen. Aber er glaubt ja immer noch, dass die graue Eminenz es gar nicht soooo ernst meint.
Also geht er, ein bisschen buckelig und demütig, aber er geht weiter. Was passiert nun? Wird unsere graue Eminenz sagen: „Na gut, der ist ja demütig?“ Nein, wird sie nicht! Sie wird ihre Drohung ernst machen. Warum wird sie das tun? Weil sie ein Terrorist ist? Nein, weil sie diejenige ist, die in einer Gefahrensituation auch für Ruhe und Ordnung sorgt und das funktioniert nur, wenn man Respekt vor ihr hat. Also wird sie eine Vorwärtsbewegung zeigen, laut knurren und den Welpen einmal ordentlich zwacken (und der wird schreien, als würde man ihn abstechen) – rote Ampelphase -.

Unser Schnösel wird nun erstmal ein bisschen leiden und den Rückzug antreten.
Was tut unsere graue Eminenz jetzt? Sie wird sich hinlegen und Ruhe implizieren. Der Welpe wird diese Ruhe nach einer Weile annehmen und sich ebenfalls hinlegen. Wenn alles gut geht, wird er auch ein bisschen schlafen.

Was dann? Der Schnösel ist wieder aufgewacht. Die graue Eminenz hat sich hinter das Sofa zurück gezogen. Da könnte man doch versuchen, noch mal den Raum zu erkunden. Er marschiert also langsam los und guckt, wo die graue Eminenz ist. Was wird diese tun, wenn sie den Schnösel sieht? GAR NICHTS! Sie hat den Raum freigegeben, weil der Schnösel akzeptiert hat, dass sie diejenige ist, die da das Sagen hat.

Nun nährt sich der Schnösel aber der Küche. In dem Moment, wo er einen Schritt in die Küche setzen will, die für die graue Eminenz eine wichtige Ressource darstellt, wird diese sofort die GELBE AMPELPHASE einleiten, also drohfixieren, knurren, eine Vorwärtsbewegung. Unser Schnösel wird sich erschrecken, vielleicht auch profilaktisch quieken und sich da erstmal nicht mehr hintrauen. Wenn hier dann Abends das Futter zubereitet wird, wird der Schnösel sich in die zweite Reihe setzen und evtl. sogar an der Schwelle zur Tür warten. Falls nicht, würde hier die GRÜNE AMPELPHASE reichen, um ihn auf seinen Platz zurück zu schicken. Allerdings könnte es auch gut sein, dass die graue Eminenz über eine entspannte Körperhaltung signalisiert, dass er eintreten darf.

Nach dem Klarstellen der Ressource, wäre dann ein Spaziergang angesagt. Wo ist denn unser Schnöselchen wohl auf dem Spaziergang? Vorne weg? Nein, nein!! Er wird wieder über das Ampelsystem von der grauen Eminenz gezeigt bekommen, dass er erstmal ihre Luft atmen darf. Und das geht nur, wenn er hinter ihr herläuft. Wenn er das akzeptiert hat, was passiert wohl dann? Die graue Eminenz wird wahrscheinlich eine Spielaufforderung starten oder diese auch zulassen und annehmen.

So funktioniert das in einem Hunderudel… Da ist nichts mit wir kuscheln den Kleinen erstmal bis er wund ist!

Erst wird er in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt.
Sollte er das nicht akzeptieren, kommt der Respekt über das Ampelsystem hinzu.
Und erst wenn das alles in allen wichtigen Bereichen funktioniert, dann wird Sozialkontakt dazu kommen und das kann auch schon mal ein, zwei Wochen dauern, bis es soweit ist!

Eine Ampelphase will ich Ihnen nicht unterschlagen und es würde mich nicht wundern, wenn das die ist, die Ihnen am geläufigsten ist – mehr oder weniger bewusst – weil sie auch nicht aus der Hundewelt kommt. Diese Ampelphase kommt rein weg aus der Menschenwelt. Nämlich die SCHWARZE PHASE!! Diese Phase ist hochemotional, nicht selten aggressiv und kommt zustanden, weil wir Menschen nicht in der Lage sind, dieses einfach System vernünftig anzuwenden.

Wir machen nämlich meistens grün, grün, grün, grün, grün, gelb, gelb, gelb, gelb, gelb, gelb, gelb, gelb, gelb, SCHWARZ.
Warum? Weil wir dann so genervt sind, dass uns der Kragen platz, wir unsere Hunde anschreien, an der Leine reißen, den Popo unsanft zu Boden drücken, mit der Leine draufhauen oder was weiß ich.

Wissen Sie was Ihr Hund dann denkt??? NEIN!! Er denkt nicht: „Wow, der Chef ist sauer!“ Ihr Hund denkt: „Du willst ein Chef sein?? Wovon träumst du denn Nachts! Auf dich verlasse ich mich bestimmt nicht, wenns haarig wird. Du bist ja total unberechenbar!“
Welche Rolle Sie bekleiden würden, wenn Sie ein Hund wären? Den SCHNÖSEL… oder auch liebevoll der IDIOT genannt…

Nase, Augen, Ohren – Aktionsablauf

Für jeden Hundebesitzer ist wichtig zu erkennen, wann es Zeit zum eingreifen ist. Hierfür ist wichtig zu wissen, wie Hunde auf die Welt kommen!

Die Sinne, die dem Welpen von Geburt an zur Verfügung stehen ist der Geruchssinn und der Tastsinn. Schon vom ersten Tag an, verlässt der Welpe sich hauptsächlich auf seine Nase. Die hilft ihm, die Wärmequelle MAMA zu finden, die hilft ihm die Futterquelle ZITZE zu finden, die hilft ihm zu erschnüffeln, wie sein Gegenüber grade z. B. hormonell drauf ist.

Nach ca. 11 Tagen öffnen die Welpen die Augen. Das ist der nächste Sinn, der dem Welpen zur Verfügung steht und auf den er lernt sich zu verlassen. Hunde sehen anders als wir, aber nicht unbedingt schlechter.

Sie sehen z. B. grüne Farbe weiß und rote Farbe gelb. Generell ist die Welt der Hund hauptsächlich, gelb, blau und weiß.
Sie können Licht besser verarbeiten als wir, also sehen sie im Dunkeln immerhin etwas besser als der Mensch.
Sie haben ein weiteres Gesichtsfeld, nämlich ca. 240°Grad, können aber im binokularen Bereich nicht so gut sehen (quasie nach vorne weg), weil die Augen normalerweise weiter auseinander stehen, als beim Menschen.
Und sie sind Bewegungsseher. Heißt, solange der Hund das Reh in 100m Entfernung nicht riecht, wird er es nicht sehen, solange es sich nicht bewegt. Wenn es sich aber bewegt, sieht er Bewegungen viel besser und schärfer als wir.

Und zuletzt öffnen sich ca. am 13. Tag die Ohren und der Hund lernt auch diesen Sinn einzusetzen.

Was heißt das für uns Menschen?

Wenn Sie mit ihrem Hund spazieren gehen und er streckt die Nase in den Wind, dann könnte es sein, dass da was ist. Seien Sie also wachsam.
Wenn er dann noch anfängt in eine Richtung zu starren, ist da ganz sicher etwas.
Wenn daraufhin aber auch die Ohren nach vorne gehen, sollten Sie Ihren Hund schnell ansprechen und auf sich konzentrieren, denn das nächste was passiert ist eine Vorwärtsbewegung z. B. zum Angriff, zum Jagen, zum Bellen etc.

Wenn Sie also einen Leinenpöbler haben, MÜSSEN Sie spätestens dann eingreifen, wenn die Ohren nach vorne gehen. Ansonsten ists zu spät!

Rollen im Rudel

Früher hieß es, Caniden (Hundeartige) leben in einer strengen Hierarchie, geführt von einem Alpharüden.

Dann hieß es, sie leben in einer strengen Hierarchie, geführt von einem Alphaweibchen.

Heute weiß man, dass das alles Quatsch ist. Ein Hunde- oder Wolfsrudel wird im optimalen Fall geleitet von einem Alpharüden, der das Rudel nach außen führt und einem Alphaweibchen, die das Rudel nach innen führt. Und die strenge Hierarchie ist genauso aufgestellt, wie bei uns in Familien. Da sind Mama, Papa und die Kinder, und wenn alles gut gegangen ist, haben die Kinder, grade in den jungen Jahren auch Respekt, werden dann immer häufiger flügge und immer selbständiger, bevor sie die Familie verlassen, um eine eigene zu gründen. Genauso ist es beim Wolf und beim Hund auch.

Der Hund liebt es in für ihn klaren Grenzen zu leben. Er braucht keinen Menschen, der ihn ständig managt und wenn wir Menschen uns dem Hund gegenüber einfach häufiger intuitiv verhalten würden, bräuchten wir auch keine Angst vor irgendwelchen seltsamen Dominanzproblemen haben?

Denn was ist Dominanz???
Dominanz ist eine Beziehung und die ist in dem Fall abhängig vom Untergebenen. Anders gesagt: In einem Rudel ist der dominant, der agiert!! Wer reagiert ist der Untergebene… Überlegen Sie sich also in Zukunft, ob Sie mit Ihrem Hund Gassi gegangen sind, weil er zur Leine gerannt ist, oder weil Sie es wollten.
Aber keine Angst… bei den meisten Hunden ist es nicht nötig, dass man 100 von 100 Situationen auch für sich entscheidet. Bei den meisten Hunden reicht es, wenn es 60 sind, also mehr als die Hälfte.
Aber Sie sollten sich auch klar machen, dass es von 100 Hunden 1 gibt, der es wirklich wissen will. Hier sollten es nahezu 100 Entscheidungen sein, die Sie für sich entscheiden!

Wie aber sind denn jetzt die Rollen im Rudel verteilt? Hierzu gibt es eine einfach Aufstellung, die aus dem Kommunikationsbereich kommt und die man nutzt, wenn man Menschengruppen analysieren will. Diese kann man auch auf das Hunderudel übertragen. Und hier gibt es insgesamt sechs verschiedene Rollen:

DER TATSÄCHLICHE FÜHRER
Im optimalen Fall sind das Sie, also der Mensch. Aber seien Sie sich klar, dass Ihnen diese Rolle nicht in den Schoss fällt. Nicht nur Ihr Hund muss Ihnen Respekt erweisen, Sie müssen sich den auch erarbeiten.

DIE GRAUE EMINENZ
Die graue Eminenz ist der Führer unter den Hunden. Wenn Sie mehrere Hunde haben und Sie haben eine graue Eminenz dabei, ist das der Hund, mit dem Sie immer wieder diskutieren müssen, vor dem SIE sich immer wieder beweisen müssen. Die graue Eminenz ist in der Hundegruppe immer der Hund, den Sie kontrollieren müssen. Denn egal, wie gut die anderen hören. Bläst die graue Eminenz zum Angriff, zur Jagd oder zu sonst was, wird KEINER der anderen noch mal SIE fragen, ob das ok ist!

DER INFORMELLE FÜHRER
Der informelle Führer ist der beliebteste Hund im Rudel und nicht nur im eigenen Rudel, wenn man denn dann eines hat. Sondern auch immer in neuen Hundegruppen. Der informelle Führer ist der mit dem alle spielen wollen, der der nie Ärger mit anderen Hunden hat.

DER POLIZIST
Hier haben wir den Aufpasser. Der schlägt als Erster Alarm, wenns an der Haustür schellt. Das ist der, der guckt, was vorne los ist, der, der fast immer vorläuft. Er ist nervös und hibbelig und grade in seiner Aufpasserfunktion ists schwer ihn ruhig zu bekommen.

DER SCHNÖSEL
Liebevoll der Idiot genannt. Das hat nichts damit zu tun, dass dieser Hund dumm ist. Sondern damit, dass er zerstreut ist. Wenn Sie einen Hund haben, der ab und zu kläfft und sie haben den Eindruck, dass er selbst nicht weiß warum, ist das der Schnösel. Der Schnösel ist nervös und hibbelig, kann sich oft nicht konzentrieren, weil er ja sooooo WICHTIG ist, weshalb er auch gerne der WICHTIGTUER genannt wird. So ein Hund ist immer ziemlich laut. Bellt viel, jault, hat einfach was zu sagen – meint er. So ein Hund führt niemals das Rudel. Es nervt es höchstens.

DER TEAMPLAYER
Der Teamplayer ist so ein Fähnchen im Wind. Er läuft immer mit dem mit, den er grade für den besseren Führer hält, der grade die besseren Ideen hat, der etwas tut, was ihm selbst auch etwas bringt. Er ist dabei nicht falsch und gut zu beeinflussen.

Diese Einteilung hat nichts mit der üblichen und bekannten Einteilung nach Alpha, Beta, Subdominant, Altruist oder Omega in der Reihenfolge zu tun.

Was uns Menschen klar sein muss!!

Wenn wir einen Hund führen wollen. Müssen wir uns zu allererst darüber im Klaren sein, was WIR wollen und was wir nicht wollen! Und das sollten wir durchsetzen…Es gibt sicher ein paar Dinge - oder auch nur eines - wo Sie von Anfang an wußten, dass Ihr Hund irgendwas nicht soll: "Er soll nicht in die Küche!", "Er darf nichts vom Tisch stehlen!", "Er darf nicht ins Bett!" oder ähnliches. Wenn ich Sie frage, ob das funktioniert, werden Sie sagen: "NA KLAR!!!" Wenn ich Sie frage, warum das funktioniert, werden Sie sagen, dass Sie es nicht wissen. Es funktioniert eben, weil Sie das von Anfang an sehr klar durchgesetzt haben und zwar kompromisslos. Wenn Sie nicht wollten, dass der Hund vom Tisch frisst, haben Sie ihn weggeschubst, wenn ers versucht hat und haben sich dann sicher nicht entschuldigt, wenn er umgefallen ist. SO FUNKTIONIERT ERZIEHUNG!! (es geht nicht ums WEGSCHUBSEN - sondern ums klar sein!) Hunde sind NICHT konsequent. Nur weil ein Hund gestern seinen Knochen verteidigt hat, heißt das nicht, dass er das morgen auch tut. Aber wenn ein Hund in einer Situation entscheidet, dass sein „Untergebener“ etwas nicht zu tun hat, wird er dies auch durchsetzen und nicht sich von einer auf die andere Sekunde umentscheiden, nur weils grade mal etwas anstrengender ist, den eigenen Wunsch durchzusetzen.

RUHIG, RESPEKTVOLL, RICHTUNGSWEISEND

Das ist unser Motto!!

Nicht das das für uns neu wäre. Wir arbeiten schon immer so… aber nun hat das Kind einen Namen, der – unserer Meinung nach – super gut passt!!

Leise wollten wir nicht. Denn es geht uns nicht nur um leise, das war zu wenig. Es geht uns um Ruhe. Ihre Ruhe, die Ruhe Ihres Hundes, die Ruhe die Sie geben und ausstrahlen sollen, die Ruhe, die Ihr Hund annehmen und umsetzen kann und die Ruhe, die er braucht, um aufmerksam und redebereit zu sein.

Respektvoll war uns wichtig und zwar für beide Seiten. Ihr Hund muss sie respektieren. Ohne Respekt brauchen Sie mit der Arbeit wie Sitz, Platz, Fuss gar nicht anfangen. Der Erfolg wird immer nur von kurzer Dauer sein oder mit Drill verbunden werden müssen. Respekt erhält man aber nicht einfach, weil man da ist. Respekt erarbeitet man sich und das wird grade für Sie als Besitzer ein harter Weg, weil er oft nicht dem entspricht, wie wir Menschen sind. Aber auch wir Menschen müssen respektieren. Wir müssen respektieren, dass wir da mit einem Hund und nicht mit einem Kind arbeiten. Unsere Hunde wollen nicht diskutieren, weil sie es nicht können. Sie wollen nicht vollgequatscht werden, weil sie es nicht brauchen und weil sie sowieso schon vorher wissen, was mit uns los ist, noch bevor es uns eigentlich bewusst ist. Und sie sind keine Kuscheltiere! Haben Sie Tanten, Omas, Opas, die Ihnen immer über den Kopf gestreichelt habe mit dem Satz: „NEIN, was bist du groß geworden?“ So verhalten wir Menschen uns dem Hund gegenüber oft, solange wie er lebt. Wir nehmen unsere Hunde nicht ernst und nicht wahr als das, was sie sind. TIERE!!! Und das ist gut so! Denn sie selbst sehen sich auch so… Respekt bedeutet, das Tier wahr zu nehmen und sich mit ihm zu beschäftigen!

Leitend, erziehend, lehrend… war nicht, was wir wollten. Wir wollen eigentlich dass unsere Hunde und auch sie selbst erkennen, dass der Weg, den wir mit Ihnen gehen möchten ein guter Weg ist. Diesen Weg kann man ganz verschieden abgehen… zu Fuss, hüpfend, springend …. Nein… natürlich ist das nur bildlich gemeint! Viele Wege führen nach Rom… Ziel ist – so hoffen wir – für alle das Gleiche. Sie wollen eine harmonische Beziehung mit ihrem Hund führen, wollen das er hört wenn es nötig ist, und so viel Freiraum hat, wie möglich. Das wollen zumindest wir… Für Sie, für uns, für unsere Hunde, für Ihre Hunde. Wir zeigen Ihnen die Richtung und weisen Sie auch gerne ein. Aber GEHEN müssen Sie alleine.

Verfasst durch Jennifer Gutmann
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Re: Basics im Umgang mit dem Hund

Beitragvon Whoopsy » Mi 4. Nov 2009 22:20

DAS sollte sich jeder zu Herzen nehmen und immer mal wieder durchlesen. Vieles vergisst man einfach auch wieder und sollte es sich öfters mal wieder ins Gedächtnis rufen *daumenhochsmilie* :mrgreen:
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Re: Basics im Umgang mit dem Hund

Beitragvon Nanne » Mi 4. Nov 2009 22:50

Danke Jenni!
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Re: Basics im Umgang mit dem Hund

Beitragvon Tosama » Mi 4. Nov 2009 23:10

Gut Geschrieben,

wie Whoopsy schreibt sollte man das immer wieder lesen....
oder bzw und die Videos von Anita Balser, da sieht man das ganze dann auch mal praktisch umgesetzt, grade das mit den Ampelphasen, wie man das umsetzen kann.
Ausser vielleicht man hat die Moeglichkeit Kurse bei Jenni zu besuchen ;)

lg
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Re: Basics im Umgang mit dem Hund

Beitragvon Ginger-Chicken » Mi 4. Nov 2009 23:21

das ist wirklich ein toller text. ich schreck ja oft vor den langen texten zurück, aber den habe ich 2mal gelesen. super! und stimmt so wie´s da steht.
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Re: Basics im Umgang mit dem Hund

Beitragvon Whoopsy » Mi 4. Nov 2009 23:26

Tosama hat geschrieben:.. bzw und die Videos von Anita Balser,


Absolut! Hab gedacht, das was Jenni hier übers Longieren geschrieben hat reicht. Als ich dann das Video gesehen hab... wusste ich was ich alles falsch gemacht hab. Und als dann noch die Trainerin dabei war und uns beobachtet hat...wusste ich, was ich von dem Video schon wieder vergessen hab! Aber das Gesehene kann ich mir trotzdem viel besser merken als das Geschriebene.
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Re: Basics im Umgang mit dem Hund

Beitragvon Akira » Mi 4. Nov 2009 23:33

Den 1. Teil von Frau Balser hab ich auch schon gesehen.
Der 2. Teil muß noch etwas warten . Mindestens bis zum nächsten Regen.
Stimmt geht mir auch so Marion.Gesehenes kann ich mir auch besser merken wie geschriebene Texte ;)
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Re: Basics im Umgang mit dem Hund

Beitragvon lotte » Mi 4. Nov 2009 23:55

das bin ich :( oder zur zeit auch schwarzschwarzschwarz (naja fragt mich morgen, heute war auch ein schwarzer tag)

Jenni hat geschrieben: grün, grün, grün, grün, grün, gelb, gelb, gelb, gelb, gelb, gelb, gelb, gelb, gelb, SCHWARZ.


und das ist madita. lustigerweise nennen wir sie schon länger gern die dorfpolizei :mrgreen:

Jenni hat geschrieben: DER POLIZIST
Hier haben wir den Aufpasser. Der schlägt als Erster Alarm, wenns an der Haustür schellt. Das ist der, der guckt, was vorne los ist, der, der fast immer vorläuft. Er ist nervös und hibbelig und grade in seiner Aufpasserfunktion ists schwer ihn ruhig zu bekommen.


DANKE jenni. (auch wenn es nicht schön ist, seine fehler vor augen gehalten zu bekommen ;))

das werde ich meiner mutter ausdrucken und aufhängen! es ist ein hund. ein hund ist ein tier. auch ein hund mit großen glitzeraugen.
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Re: Basics im Umgang mit dem Hund

Beitragvon Whoopsy » Do 5. Nov 2009 00:31

Bei den Rollen ist mir einer aufgefallen der fehlt. Der Ausführer oder die Arbeitsbiene. Der alles macht was man ihm vorgibt. Der Streber, der gefallen will. Könnte aber auch sein, dass es diese Rolle nur im "menschlichen Rudel" gibt.
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Re: Basics im Umgang mit dem Hund

Beitragvon Kiara » Do 5. Nov 2009 02:42

Auf jeden Fall gibt's die Streber :lol: "Guck mal, Frauchen, du bist so toll und ich mach sofort alles, um dir zu gefallen!" *schleim*

Ein super Zusammenfassung, Jenni, ich musste mir an einigen Stellen auch mal wieder an die eigene Nase fassen. :oops:
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