Erziehung

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Beitragvon skarlett » So 15. Jun 2008 19:05

Hallöchen,
ich habe ein kleines Problem und hoffe, das der eine oder andere mir einen guten Tip geben kann. Es ist folgenes, ich habe das Gefühl das Krömer, so heißt mein Westie manchmal seine Ohren zu hat,(er ist jetzt 11 Monate alt.) Seit einiger Zeit hört er nicht mehr so richtig gut, wenn wir Unterwegs sind, natürlich ohne Leine und Schwupp die Wupp ist der Herr weg und jagt den Hoppels hinter her. Wenn ich Ihn rufe, nix da, je mehr ich Ihn rufe desto mehr haut er ab. Wenn ich Ihn dann doch mal zu fassen bekomme, schimpfe ich mit ihm und nehme ihn an die Leine. Das war´erst mal für den Tag. Wobei ich denke, das er voll in der Geschlechtsreife ist, aber damit möchte ich es nicht entschuldigen. Aber das geht schon seit drei Tagen so mit Ihm, wenn wir dann unsere Runden machen ist alles ok. Er hört sonst super gut und ich belohne ihn dann und bevor ich hallo sagen kann, ist er weg und das suchen und rufen geht wieder los so. So ca,10-15 Min. und ich bin dann so sauer, das ich ihm den Hals umdrehen könnte, was ich natürlich nicht mache aber ich schimpfe mit ihm und die Leine ist sein Begleiter.Ich habe neulich in einer Zeitung gelesen, wenn unsere Vierbeiner nicht richtig hören solle man eine gerollte Zeitung mitnehmen und wenn es nicht geht mit dem Hören ihm auch mal kurz damit leicht auf das Hinterteil einen Klaps geben. Ich bin mir nicht ganz sicher.Ansonsten hört er gut , bis auf diese Aussetzer .Ich hoffe, ich bekomme einen guten Rat . Ich sage schon mal danke
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Rechts ist Krömer mit seiner Liebe Schnuffi beim Baden gehen
skarlett
 
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Re: Erziehung

Beitragvon Lea » So 15. Jun 2008 19:25

hallo
nachdem noch niemand geschrieben hat, labber ich halt mal einfach los
ich denke nicht, dass es sinn macht, wenn ich dem hund mit der zeitung eine "dachtel" gebe, weil er nicht kommt, denn dazu muss er ja mal zu mir kommen und wenn man ihm dann eine verpasst, dann versteht er doch nicht, warum er jetzt fürs kommen bestraft wird. so denke ich jedenfalls (keine angst falls ich da jetzt blödsinn verzapfe- es kommt sicher noch was an information von den anderen nach)
klingt bei deinem wauzi aber echt nach Pubertät mit einer mischung aus "gesundem" Jagdtrieb- ich würde
ihn, bis sich das bessert nicht mehr dort laufen lassen, wo sich auf jeden fall hasen oder sonstige wildtiere aufhalten
lg
andrea und lea
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Re: Erziehung

Beitragvon Bluebell » So 15. Jun 2008 20:04

Hallo Scarlett,

Lea hat völlig Recht: eine gute Mischung aus Pubertät und Jagdtrieb. Du muss GAAANZ schnell dran arbeiten. Mit jedem Mal, wo Dein Hund sich auf Abwege begibt und Jagen, Hetzen, Suchen geht, bestätigt er sich selbst. Jagen ist so selbstbestätigend - er schüttet Adrenalin, Endorphin und ähnliches aus lauter Glückshormone - dass Du ihn sehr bald sonst nicht mehr in den Griff bekommst.

Also ganz schnell ein "Antijagdtraining" beginnen und den kleinen Strolch erstmal nur noch an einer -Schleppleine laufen lassen, damit er sich nicht verselbständigen kann.
Übrigens: Den Hund mit einer Zeitung hauen ist nicht so ´ne gute Idee. Zumindest nicht in dieser Situation. Es gibt eine Sache, wo man auch körperlich werden darf und sogar sollte, nämlich wenn der Hund Dich selbst auch angeht!
Dazu mal ein paar Hinweise, falls Du mehr brauchst, sag Bescheid:

1. Den Hund vom Jagen abzuhalten, ist sicher das schwierigste Kapitel in der Hundeerziehung. Auch ich habe kein Patentrezept anzubieten, das das Jagen völlig unterbindet, denn beim Jagen schüttet der Körper des Hundes jede Menge Glückshormone aus, gegen die wir kaum ankommen. Und diesen Kick wird der Hund evtl. immer wieder suchen.

2. Um die Bindung zu festigen, bestätige alles, was in meine Richtung geht: Blickkontakt zu mir aufnehmen, bei mir bleiben, an meiner Seite laufen, auf mich warten, mich im Auge behalten usw. Ich übe mit meinen Hunden auch von klein auf immer wieder das Verharren. Sobald vor ihnen etwas Neues auftaucht, bleiben sie stehen und schauen sich zu mir um. Das wird IMMER durch Zuwendung, Leckerchen oder Spiel belohnt.

3. Ein Hund mit guter Bindung hält seine Menschen immer im Blick. Wenn Dein Hund sich das nächste Mal entfernt, bleib doch einfach mal ganz ruhig stehen, vielleicht verdeckt durch einen Busch oder Baum, oder hock Dich hin, vielleicht in eine Mulde. Hunde sind Bewegungsseher. Sie sehen unbewegte Objekte nur schlecht, und wenn der Hund seinen Menschen weder sieht noch hört, verunsichert ihn das und er kommt nachschauen, ob er noch da ist. Nun ist es der Hund, der erstaunt feststellt: "Eben war Frauchen doch noch da?!"

4. Du kannst seine Aufmerksamkeit auch fördern, indem Du möglichst leise mit ihm sprichst. Dein Hund hat ein sehr gutes Gehör.

Auch Futter ist ein gutes "Argument", in der Nähe des Menschen zu bleiben. Weshalb gibt man dem Hund sein Futter immer zu Hause aus der Futterschüssel? Man kann ruhig einen großen Teil des Futters auf dem Spaziergang geben. Da bin ich immer ganz großzügig und belohne auch solche Dinge reichlich, für die mein Hund normlerweise eigentlich nichts mehr bekommt.

5. Beschäftige Dich mit Deinem Hund, bevor er sich selbst beschäftigt!
Vorbeugen kann man dem unerwünschten Jagdverhalten, indem man sich selbst so interessant macht, dass der Hund gar nicht erst auf dumme Gedanken kommt. Der Hund muss das Gefühl haben, dass er etwas Tolles verpassen könnte, wenn er seinen Menschen verlässt. Also: nicht einfach spazierengehen und die Natur genießen, sonst genießt Ihr Hund auch die Natur - allerdings in seinem Sinne und nicht immer zur Freude der Wildtiere. Seien Sie Ihrem Hund immer eine Nasenlänge voraus, um ihn rechtzeitig abrufen und mit einer Ersatzhandlung ablenken zu können.

6. Vorschläge für einen spannenden "Jagdausflug":
- Geschicklichkeitsspiele
- Bei Sichtjägern, deren Leidenschaft der schnelle Lauf ist, kann auch Laufen neben dem Fahrrad das Laufbedürfnis befriedigen.
- Fangen-Spiel: um ein Hindernis herum (z.B. parkende Autos) jagen und gejagt werden.
- Ab und zu auch den Gehorsam trainieren: "Fuß", "Sitz" und "Platz" als überraschende
- Suchspiele: ein Leckerchen fallen lassen und so tun, als habe man es gerade entdeckt;
- Spielzeug "verlieren" und den Hund nach einigen Metern zurückschicken, anschließend damit spielen;
- getrockneten Pansen in hohes Gras werfen, unter Laub oder in einem Holzstapel verstecken.
- Geruchsunterscheidung, Nasenleistung testen: einen Fichtenzapfen einige Zeit in der Hand halten, damit er den Geruch des Hundeführers annimmt. Ihn dann, ohne dass der HUnd das beobachten kann, zwischen andere Zapfen werfen (Aussehen gut merken oder markieren). Der Hund muss den "richtigen" Zapfen finden.
- Zerrspiele mit Beißwurst, Lappen, Schleuderball oder Kong (die "Beute" mit vereinten Kräften überwältigen).
- Apportierspiele
- Werfspiele mit unterschiedlichem Spielzeug (einer "Beute" hinterherjagen und dem zweibeinigen Partner zurückbringen):
mal den Schleuderball oder Kong, dann den (Tennis)Ball (auch gegen Wände oder andere Hindernisse werfen),
Ringe rollen lassen ("Mäuse"jagd), asymetrischer Ball, Ei ("Hasen"jagd), Hundefrisbee ("Vogel"jagd).
- Der Wald wird gefegt: Der Hund kann auch lernen, Müll (Verpackungen aller Art) am Wegesrand aufzunehmen und in eine Tasche fallen zu lassen, die Frauchen/Herrchen am nächsten Papierkorb entleert.
- Versteckspiele: der Hundeführer oder ein anderes Familienmitglied versteckt sich hinter einem Baum oder Busch.
- Personensuche: Der Hund wird animiert, ein Familienmitglied zu suchen, das sich im Gelände versteckt hat.
- Beenden kann man die gemeinsame "Jagd", indem man, ohne dass der Hund das merkt, einen Futterbeutel (z.B. Schlampermäppchen) versteckt und ihn suchen lässt (anfangs evtl. Hilfestellung geben). Wenn der Hund dann stolz die Ersatzbeute bringt und seine Augen dabei leuchten, verstärkt sich auch das Band gegenseitigen Vertrauens. Anschließend krönt man die erfolgreiche Jagd, indem man den Hund absitzen lässt, aus dem Beutel füttert und ihm so seinen verdienten Anteil an der Beute zuteilt.


Am Ende jedes Jagdspieles sollte Futter stehen, auch wenn vorher z.B. um die Beute gezerrt oder gerannt wurde. Man kann ruhig einen großen Teil der täglichen Futterration beim Spaziergang geben. Die Endhandlung beim Jagen ist Fressen, und bei einem Jagdspiel sollte der Hund immer dazu kommen. Leider können nämlich auch die besten Jagdspiele "richtiges" Jagen nicht so gut ersetzen, dass der selbe hohe Grad an Selbstbelohnung erreicht wird, wie der Hund sie beim Hetzen von Wild erlebt. Am besten geht das mit einem Futterdummy:

7. Hunde, die auf Sicht hetzen, sind schon schwer genug davon abzuhalten. Noch schwieriger wird es aber bei Hunden, die gar kein Wild zu sehen brauchen und deren Leidenschaft darin besteht, eine Spur zu verfolgen. Solche Hunde interessieren sich nur wenig für Spiel oder Futter. Ihr einziges Interesse besteht darin, eine Fährte zu finden und zu verfolgen. Solchen passionierten Jägern kann man versuchen, durch richtige Fährtenarbeit die Möglichkeit zu geben, ihre Leidenschaft auszuleben.

8. Schleppleinen-Training
Solange der Gehorsam noch nicht ausreichend ist, sollte man seinen Hund in wildreichem Gelände sicherheitshalber an eine überlange (10 - 20 m) Leine legen, damit er sich nicht einfach durch Hetzen oder das Verfolgen einer Spur selbst belohnen kann. Nach Möglichkeit sollte man mit dem Training bereits beim jungen Hund beginnen, noch bevor der Jagdtrieb erwacht ist. Schleppleinen-Arbeit sollte allerdings nicht mit einfachem Gassi gehen an langer Leine verwechselt werden, bei dem der Hund lediglich in seiner Bewegungsfreiheit begrenzt wird.

9. Wenn Du Deinen Hund frei laufen lassen möchtest, kannst Du auch eine kurze Schnur mit einem kleinen Gewicht an seinem Halsband befestigen. Beim schnellen Lauf schlägt dieses Gewicht dann hin und her und stört viele Hunde so stark, dass ihnen die Auslebung des Jagdverhaltens verleidet wird. Sie sollten die Länge der Schnur aber so bemessen, dass das Gewicht nicht ins Auge des Hundes schleudern kann.

10. Lass es nicht zu, dass Dein Hund sich weit von Dir entfernt. Brems ihn mit Hörzeichen wie langsam oder warte aus. Übt das verharren, sei aufmerksam, fahr Deine Antennen aus und beobachte Deinen Hund genau: sobald er die ersten Anzeichen von Jagdverhalten zeigt (verharren, mit den Augen suchen oder die Nase in den Wind halten) solltest Du Deine Autorität als Hundeführer einsetzen, den Hund ermahnen und "bei Fuß" nehmen. Ich werde dann sofort ziemlich sauer und knurre leise: "Nhaa - Wag es!?! - bei Fuß!!!" Während der Trainingszeit kann man die normale Fütterung evtl. auch stark reduzieren und nur noch beim Spazieren gehen aus der Hand füttern, wenn der Hund sich korrekt verhält.

11. Kuhglockeneffekt!! Manchmal hört man Leute immer wieder im gleichen Tonfall den Hund rufen. "Komm, komm, komm ..." Das heißt für den Hund: Brauchst dich nicht zu sorgen, ich bin hier, ich bin hier, ich bin hier ... Ich rufe einmal normal, das zweite Mal bin ich schon ärgerlich, lauter und das dritte Mal rufe ich nur, wenn ich gut gelaunt bin, sonst gehe ich ihn nämlich holen.
Oder man ruft nur einmal - und wenn der Hund nicht sofort kommt, geht oder läuft man kommentarlos in die entgegengesetzte Richtung. Denn so lange man wie ein "Leuchtturm" stehen bleibt und ruft, hat der Hund keinen Anlass, sein Verhalten abzubrechen.

12. Es heißt, man soll einen Hund nie strafen, wenn er nach einem "Ausflug" zurückkommt. Das ist richtig bei einem Welpen und Junghund, der noch im Aufbau ist. Bei einem erwachsenen Hund ist das aber etwas anderes.
Doch Achtung: man darf den Hund auf keinen Fall strafen, wenn man ihn irgendwo auftauchen sieht und ihn dann nochmals ruft. Wir dürfen den Hund nicht auf uns zukommen lassen, wenn wir ihn korrigieren wollen - wir müssen auf ihn zu gehen. Und das ist dann die einzige Ausnahme, wo ich ihn verspätet strafe und ihn meinen Zorn auch wirklich spüren lasse. Und ich werde den Eindruck nicht los, dass er entgegen manchen Theorien sehr wohl versteht, weshalb ich mit ihm schimpfe. Sein Gehorsam verbesserte sich, als ich ihm nicht nur durch Belohnung zeigte, welches Verhalten ich erwarte, sondern als ich bei Ungehorsam auch deutlich mein Missfallen äußerte. Und das kann man eben erst, wenn der Hund wieder zurück gekommen ist. Wie stark eine Einwirkung sein muss, hängt vom Charakter des Hundes ab. Übrigens: auch mein Rüde diszipliniert meine Hündin wenn sie zurückkommt, nachdem sie sich unerlaubt entfernt hatte.

13. In hartnäckigen Fällen kann man seinen Unmut evtl. auch zeigen, indem man den Hund kurzfristig vom Rudel ausschließt, was für ein soziales Lebewesen wie den Hund die härteste (!) Strafe ist. Dazu versteckt man sich, wenn der Hund weg ist oder bleibt bewegungslos stehen, so dass der Hund, als Bewegungsseher, uns nicht mehr so leicht findet. Und wenn er dann zurück ist, lässt man den Hund während der nächsten 2 Minuten nicht näher als 10 m herankommen, bevor man ihm wieder einen Kontakt gestattet. Der Hund wird ignoriert wenn er die Distanz einhält und verscheucht/weggeschubst, sobald er näher kommt: "Komm mir nur nicht zu nahe! Scher' Dich doch zu Deinem Hasen/Reh, wenn Dir das mehr Spaß macht!" :-( Der Hund muss nun beim nächsten Reiz abwägen, ob er seine "Lust" ausleben will und bereit ist, die Konsequenzen (unseren Zorn, den Rudelausschluss) einzustecken, oder ob er es lieber sein lässt.

14. Ein ganz besonderes Komm-Signal ist der Superpfiff. Dieser Pfiff ist ein Notsignal, das man möglichst selten anwenden sollte. Verwendet man dieses Supersignal zu oft, besteht die Gefahr, dass es sich abnutzt und zum simplen Kommsignal wird.

15. Notstop. Das Komm-Training allein ist bei hetzenden Hunden leider nicht ausreichend, denn um kommen zu können, muss der Hund die Jagd unterbrechen, und das fällt ihm äußerst schwer. Deshalb muss man zusätzlich noch den Verhaltensabbruch mit Hörzeichen wie "lass das" trainieren, indem man den Hund im Spiel hinter einem Spielzeug herjagen lässt, dies aber ab und zu (selten!) verbietet (evtl. Leine zu Hilfe nehmen). Mal lässt man ihn durchlaufen, mal nicht. Wenn er stoppen muss, ist die nachfolgende Belohnung um ein vielfaches größer. So ist der Verhaltensabbruch nicht mehr so frustrierend, sodern wird ein Weg zur Bedürfnisbefriedigung.

16. Entscheidungshilfe - Komm Beschleuniger

17. Gegen den Frust der verpaßten Jagd statt einem Abbruchsignal ein Startsignal!!

Ich hoffe, da ist was Brauchbares für Dich dabei. Ich arbeite so und dass bislang ziemlich erfolgreich.

Lieber Gruß

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