Neben seinem Leben herlaufen...

Neben seinem Leben herlaufen...

Beitragvon Claudi93 » Di 6. Jul 2010 11:07

Hallo ihr Lieben,

ich muss euch jetzt einfach fragen!

Kennt ihr das Gefühl, einfach nur neben eurem Leben herzulaufen? Ich meine, sodass ihr zwar dabei seid, aber alles einfach nur reflexartig macht? Und wenn ihr hinterher drüber nachdenkt, wisst ihr gar nicht so genau, wie ihr das eigentlich genau gemacht hab?

Ich hab dieses Gefühl jetzt schon ziemlich lange. Sodass die Zeit einfach an mir vorbei läuft und ich immer wieder darauf warte, dass sie mal für einen kurzen Moment stehen bleibt, damit ich wieder dran teilhaben kann. Egal was, alles passiert einfach nur noch so. Weil es so passieren muss. Weil irgendjemand mal beschlossen hat, dass das Leben halt so läuft. Aber irgendwas ist anders.

Ich wäre letztes Jahr eigentlich schon mit der Schule fertig gewesen, bin aber freiwillig mitten im Schuljahr eine Stufe runter gegangen, damit ich einen besseren Abschluss bekomme.
Den hab ich ja jetzt auch.
Ich meine, jetzt war ich 11 Jahre in der Schule und das wars.
Es sind nur noch 3 1/2 Wochen und dann fange ich an zu arbeiten.
Und ich hab das Gefühl, ich hab viel zu viel verpasst und viel zu viel einfach geschehen lassen, ohne wirklich dabei gewesen zu sein.

Ich weiß nicht, ich finds einfach alles seltsam. Auch, wie ich hier gerade sitze und schreibe, ich habe einfach das Gefühl, nicht mehr ich zu sein.
Viel zu viele Sachen sind einfach viel zu schnell an mir vorbei gezogen. Und ich weiß, ich hab noch soooo viel vor mir. Aber das, was ich jetzt vermisse, das bekomme ich einfach nicht mehr zurück.

Ich bin mir auch gar nicht so sicher, warum ich das jetzt hier schreibe.... Aber ich würde halt einfach gerne mal wissen, obs euch auch manchmal so geht.. oder ob es einfach irgendwann so normal wird?
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Re: Neben seinem Leben herlaufen...

Beitragvon Roona2303 » Di 6. Jul 2010 11:23

Ja das kenn ich auch, habe das oft wenn ein neuer Kebensabschnitt beginnt und alles noch so ungewiss ist
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Re: Neben seinem Leben herlaufen...

Beitragvon Claudi93 » Di 6. Jul 2010 11:32

Hey,

also das beruhigt mich ungemein.
Wahrscheinlich ist es bei mir auch so, weil ein neuer Lebensabschnitt beginnt.
Aber irgendwie ist da noch was anderes.
Ich hatte das zum Beispiel letztes Jahr Weihnachten und so. Irgendwie konnte ich mich "mental" gar nicht darauf vorbereiten... Bis ich das Gefühl hatte, dass es an der Zeit ist, Weihnachten zu feiern, war Weihnachten längst vorbei.

Das Gleiche auch mit meinem Geburtstag dieses Jahr. Ebenso das Ende meiner Schullaufbahn uuund so weiter. Es geht einfach alles viel zu schnell, sodass ich gar keine Gelegenheit finde, mich anständig darauf vorzubereiten.
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Re: Neben seinem Leben herlaufen...

Beitragvon Mini » Di 6. Jul 2010 12:08

Claudi, ganz so habe ich mich gefühlt als ich bemerkt habe, das ich "erwachsen" werde.
Erwachsen im Sinne von: ich muss mich um alles kümmern.
Beruf, Termine, Rechnungen, Versicherungen....irgendwie ist da der Glanz der Kindertage verloren gegangen, dieses unbesorgte Gefühl das vieles für einen abgenommen wird.

Darauf vorbereitet wird man nie. Der Satz "du lernst nicht für die Schule sondern für dein Leben" habe ich erst ziemlich spät verstanden und hätte ich ihn früher umgesetzt...ich wäre wohl ganz woanders gelandet. Im Nachhinein kann man vieles besser, anders machen.
Das schlimmste für mich war das Gefühl, an einem Punkt zu stehen an dem sich dein ganzes späteres Leben entscheidet. Die Schule wurde dir ja abgenommen, das macht man halt. Aber danach? Danach ist man total auf sich alleine gestellt. Muss nicht nur für sich im jetzt sondern auch für die eigene Person in 10, 20, 30 Jahren sorgen.
Und in dieser Phase habe ich selbst meine Treffen mit Freunden nicht aus innerer Lust sondern aus einem "das macht man halt so" Gefühl wahrgenommen.

Daran habe ich auch gehadert. Aber: dieses Gefühl geht weg. Je mehr du schaffst desto besser läuft alles nebenbei mit. Beruf, Termine, Rechnungen, Versicherungen....das alles fühlt sich dann nichtmehr als unüberwindbare Wand an.

Weihnachten ist bei mir immer noch rein aus der Tradition heraus emotional hochheilig. Aber schon lange nichtmehr so schön glitzernd. Ich feiere eher die tollen Kindheitserinnerungen mit all den Weihnachtsmanngeschichten, Plätzchenbackdüften etc. Das alles nach einem Tag vorbei ist will ich jedes Jahr nicht wirklich glauben.

Sieh' das alles als Teil deiner Entwicklung an (mei, hört sich doof an, du bist ja schon sehr Erwachsen!). Würdest du dir keine Gedanken darüber machen, würdest du wirklich nur nebenher laufen. ;)
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Re: Neben seinem Leben herlaufen...

Beitragvon Shiba-Rudel » Di 6. Jul 2010 12:11

ach claudi,

mir geht es auch so.

z.b. weihnachten. das weihnachtliche gefühl kommt bei mir meist erst um ostern rum und anfang diesen sommer fing ich an weihnachtslieder vor mich hinzu summen.


je älter du wirst desto schneller vergeht die zeit zumindest kommt einem das so vor.


vielleicht weil wir oldys nicht mehr auf was warten, außer vielleicht den tod, aber da zieht sich die zeit dann nicht mehr solange hin.

als jungspund war immer ein termin den man herbei sehnte und das dauerte immer solange bis er dann mal endlich kam, daher zählte man fast die einzelnen tage und freute sich wenn endlich ein tag wieder geschafft war.

heute bist du froh wenn ein tag mal etwas länger geht und wenn du morgens aufwachst dann bist du überrascht, dass es schon freitag ist.

also glaub mir dieses gefühl wird sich mit dem alter eher noch verstärken.
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Re: Neben seinem Leben herlaufen...

Beitragvon Hundewelt » Di 6. Jul 2010 12:14

ja, bei mir ist das auch,
sogar meistens.
Dann denke ich

was mache ich?
wo bin ich?
Was ist da?

...
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Re: Neben seinem Leben herlaufen...

Beitragvon Roona2303 » Di 6. Jul 2010 12:15

Mini hat geschrieben:Claudi, ganz so habe ich mich gefühlt als ich bemerkt habe, das ich "erwachsen" werde.
Erwachsen im Sinne von: ich muss mich um alles kümmern.
Beruf, Termine, Rechnungen, Versicherungen....irgendwie ist da der Glanz der Kindertage verloren gegangen, dieses unbesorgte Gefühl das vieles für einen abgenommen wird.

Darauf vorbereitet wird man nie. Der Satz "du lernst nicht für die Schule sondern für dein Leben" habe ich erst ziemlich spät verstanden und hätte ich ihn früher umgesetzt...ich wäre wohl ganz woanders gelandet. Im Nachhinein kann man vieles besser, anders machen.
Das schlimmste für mich war das Gefühl, an einem Punkt zu stehen an dem sich dein ganzes späteres Leben entscheidet. Die Schule wurde dir ja abgenommen, das macht man halt. Aber danach? Danach ist man total auf sich alleine gestellt. Muss nicht nur für sich im jetzt sondern auch für die eigene Person in 10, 20, 30 Jahren sorgen.
Und in dieser Phase habe ich selbst meine Treffen mit Freunden nicht aus innerer Lust sondern aus einem "das macht man halt so" Gefühl wahrgenommen.

Daran habe ich auch gehadert. Aber: dieses Gefühl geht weg. Je mehr du schaffst desto besser läuft alles nebenbei mit. Beruf, Termine, Rechnungen, Versicherungen....das alles fühlt sich dann nichtmehr als unüberwindbare Wand an.

Weihnachten ist bei mir immer noch rein aus der Tradition heraus emotional hochheilig. Aber schon lange nichtmehr so schön glitzernd. Ich feiere eher die tollen Kindheitserinnerungen mit all den Weihnachtsmanngeschichten, Plätzchenbackdüften etc. Das alles nach einem Tag vorbei ist will ich jedes Jahr nicht wirklich glauben.

Sieh' das alles als Teil deiner Entwicklung an (mei, hört sich doof an, du bist ja schon sehr Erwachsen!). Würdest du dir keine Gedanken darüber machen, würdest du wirklich nur nebenher laufen. ;)

Perfekt! Das sind genau meine Gedanken, kann sie nur nicht so auf Papier bzw. über die Tastatur rüberbringen
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Re: Neben seinem Leben herlaufen...

Beitragvon Claudi93 » Di 6. Jul 2010 12:26

Mini hat geschrieben:Das schlimmste für mich war das Gefühl, an einem Punkt zu stehen an dem sich dein ganzes späteres Leben entscheidet. Die Schule wurde dir ja abgenommen, das macht man halt. Aber danach? Danach ist man total auf sich alleine gestellt. Muss nicht nur für sich im jetzt sondern auch für die eigene Person in 10, 20, 30 Jahren sorgen.


Ja, das hab ich irgendwie auch. Ich mein, mir ist nie wirklich was abgenommen worden. Und das mein ich auch wirklich. Ich musste fast immer alle Entscheidungen alleine treffen.

Meine Mutter ist arbeiten gewesen, seit ich denken konnte. Sie musste mich manchmal sogar zu plötzlichen Nachtschichten mitnehmen. Seit ich 2 war, bin ich von morgens bis abends zu einer Tagesmutter gekommen, damit meine Mama arbeiten gehen konnte. Die Tagesmutter hat mich für den Kindergarten fertig gemacht und war quasi schon meine Mutter. Ich habe sie ausversehen Mama genannt und meine Mutter, wenn sie mich dann abends oder nachmittags nach Hause geholt hat, dann "Monika" genannt (so hieß meine Tagesmutter).
Zu meiner Tagesmutter bin ich gegangen, bis ich ungefähr 9 war. Danach bin ich dann nachmittags in eine Betreuung gekommen, wo man Essen konnte und Hausaufgaben machen sollte.
Da hatte ich aber irgendwann keine Lust mehr drauf, sodass ich nach der Schule irgendwann immer direkt nach Hause gegangen bin. Mama hat den Tag vorher vorgekocht und ich habs in die Mikrowelle gestellt. Hausaufgaben hab ich ab und zu mit Mama am Telefon gemacht, wenn ich gar nicht alleine weiter wusste. Wenn Mama dann nachmittags oder abends nach Hause kam, war sie natürlich meistens kaputt, vom Arbeiten. Ich war damals oft wütend auf sie deswegen. Sie hat dann noch was gekocht, ist duschen gegangen und hat sich mit einem Buch auf die Couch gelegt. Wir haben ein paar Worte über den Tag gewechselt und das wars dann.

Also ich möchte meine Kinder später mehr begleiten.
Ich will nicht sagen, dass meine Mutter mich nie unterstützt hat, im Gegenteil, das hat sie immer getan und tut sie auch heute noch.
Aber was den Lebensweg angeht, da möchte ich später mehr dabei sein.

Shiba-Rudel hat geschrieben:heute bist du froh wenn ein tag mal etwas länger geht und wenn du morgens aufwachst dann bist du überrascht, dass es schon freitag ist.


Ja, das stimmt. Ich finde auch, dass die Tage viel zu kurz sind. Man kann sich gar nicht genug um alles kümmern. Leider.
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Re: Neben seinem Leben herlaufen...

Beitragvon Akira » Di 6. Jul 2010 12:27

Unteressant aber wahr , was alle bisher geschrieben haben.

Wem ging oder geht es nicht sooooo? Jeder den ich kenne, denkt hin und wieder so.

Ich selbst habe , da mitler Weile so etwas wie eine Strategie entwickelt. Bevor ich in Selbstmitleid verfalle und feststelle , das sich nichts ändert . Fange ich an , was zu tun.

Rechne mal einfach nach , wieviele Stunden Du immer zu damit verbringst auf etwas zu warten??????...
UNENDLICH viele....
Weil Du wartest , das es bald Ferien gibt , das Essen fertig ist, der Bus kommt, Die Mama anruft,
Erziehungsmaßnamen fruchten. Das Wetter besser wird usw.
Das geht übrigens Jedem so.

Und weil ich das für reine Zeitverschwendung halte.Gestalte ich mir bestimmte Zeitabstände ganz bewußt. Immer schon locker und machbar. Keine utopischen Ziele oder so.

Diesen Monat will ich zB.: endlich kapieren wie meine neue Cam funzt. Sie steht in Sichtweite .....
Also so das ich sie garantiert täglich , minütlich sehen kann.
Will Fräulein Duracell doch mal filmen.
Und so mache ich das fast mit jeder Woche , Jedem Monat usw. Und die Zeit dazwischen freue ich mich wenn ein Plan funktioniert und mir hin und wieder einen Herzenswunsch erfüllen kann.
Das können ganz banale Dinge sein, wie eine gute Freundin anrufen, ein leckeres Eis essen , usw. :mrgreen:
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Re: Neben seinem Leben herlaufen...

Beitragvon Hundewelt » Di 6. Jul 2010 12:31

Claudi93 hat geschrieben:
Mini hat geschrieben:Das schlimmste für mich war das Gefühl, an einem Punkt zu stehen an dem sich dein ganzes späteres Leben entscheidet. Die Schule wurde dir ja abgenommen, das macht man halt. Aber danach? Danach ist man total auf sich alleine gestellt. Muss nicht nur für sich im jetzt sondern auch für die eigene Person in 10, 20, 30 Jahren sorgen.


Ja, das hab ich irgendwie auch. Ich mein, mir ist nie wirklich was abgenommen worden. Und das mein ich auch wirklich. Ich musste fast immer alle Entscheidungen alleine treffen.

Meine Mutter ist arbeiten gewesen, seit ich denken konnte. Sie musste mich manchmal sogar zu plötzlichen Nachtschichten mitnehmen. Seit ich 2 war, bin ich von morgens bis abends zu einer Tagesmutter gekommen, damit meine Mama arbeiten gehen konnte. Die Tagesmutter hat mich für den Kindergarten fertig gemacht und war quasi schon meine Mutter. Ich habe sie ausversehen Mama genannt und meine Mutter, wenn sie mich dann abends oder nachmittags nach Hause geholt hat, dann "Monika" genannt (so hieß meine Tagesmutter).
Zu meiner Tagesmutter bin ich gegangen, bis ich ungefähr 9 war. Danach bin ich dann nachmittags in eine Betreuung gekommen, wo man Essen konnte und Hausaufgaben machen sollte.
Da hatte ich aber irgendwann keine Lust mehr drauf, sodass ich nach der Schule irgendwann immer direkt nach Hause gegangen bin. Mama hat den Tag vorher vorgekocht und ich habs in die Mikrowelle gestellt. Hausaufgaben hab ich ab und zu mit Mama am Telefon gemacht, wenn ich gar nicht alleine weiter wusste. Wenn Mama dann nachmittags oder abends nach Hause kam, war sie natürlich meistens kaputt, vom Arbeiten. Ich war damals oft wütend auf sie deswegen. Sie hat dann noch was gekocht, ist duschen gegangen und hat sich mit einem Buch auf die Couch gelegt. Wir haben ein paar Worte über den Tag gewechselt und das wars dann.

Also ich möchte meine Kinder später mehr begleiten.
Ich will nicht sagen, dass meine Mutter mich nie unterstützt hat, im Gegenteil, das hat sie immer getan und tut sie auch heute noch.
Aber was den Lebensweg angeht, da möchte ich später mehr dabei sein.

Shiba-Rudel hat geschrieben:heute bist du froh wenn ein tag mal etwas länger geht und wenn du morgens aufwachst dann bist du überrascht, dass es schon freitag ist.


Ja, das stimmt. Ich finde auch, dass die Tage viel zu kurz sind. Man kann sich gar nicht genug um alles kümmern. Leider.



Boa, dann hattest du ja ein hartes kinderleben :shock:
Meine tante musste früher in das Kinderheim,
in Ziemlich strenge sogar. :(
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