Lieber töten als weggeben

Lieber töten als weggeben

Beitragvon Bluebell » Mi 3. Sep 2008 22:53

Hallo Leute,

ich laufe den ganzen Tag, seit heute morgen, rum wie in einer Seifenblasen. Ich bin derartig von der Rolle. Wißt Ihr immer habe ich von solchen Sachen gehört, aber nie geglaubt, dass es sowas wirklich gibt. Aber heute morgen bin ich zum aller ersten Mal in meinem Leben handgreiflich geworden und das auch noch einer ältern Dame gegenüber!!

Vor drei Wochen war mein Tierarzt da, der mir von einer Kundin mit einem Dackel erzählte. Er berichtete mir, dass er ihr meine Nummer weitergeben hätte, ich sei angeblich die letzte Hoffnung. War schon komisch, dass sie sich erst vorgestern meldete, wo ich doch ihre letzte Hoffnung war. Aber gut.

Ältere Dame, Diabetes, Bandscheibenvorfall, kaputte Augen, kaputte Füße. Ihr Mann ähnlich. Rauhhaardackelrüde, unkastriert, aus einer jagdlichen Zucht. Ist bei ihr, seit er 6 Monate alt ist, jetzt ist er 3,5 Jahre alt und kläffte vom ersten Tag an. Hauptsächlich wenn Besucher kommen. Ich war also heute 2 Stunden da und er hat zwei Stunden gekläfft ohne Unterlass. Kein Scheiß!!

Ganz klar, ihm fehlt die Führung, ihm fehlt die Beschäftigung und er verteidigt sein Revier, z. T. auch mit Zwicken. Er steigert sich so rein, dass er teilweise Herzprobleme kriegt.

Frauchen hat wegen dieser Kläfferei schon zwei Nervenzusammenbrüche gehabt. Das muss man sich mal vorstellen.

Es waren schon drei Hundetrainer da: Von beruhigen, über Bachblüten, bis Auslasten und auch Treten, wenn ers Maul nicht hält, was alles dabei. Zwei Homöopathen und eine, die wohl mit Tieren reden zu können glaubt und Herrchen und Frauchen solange bearbeitet hat, bis die sie rausgeschmissen haben.

Ich den also gesagt: Ignorieren, bzw. ruhige Decke, clickern, Box, beschäftigen auf Rohfutter umstellen, weil er keine Leckerlis nimmt, in der Unterordnung arbeiten usw. usw. Und frage dann die Dame, die mit Tränen in den Augen vor mir sitzt, ob sie schon mal drüber nachgedacht hat, den Hund in eine andere Familie oder zu anderen Leuten zu geben, wenn ihr das so an die Nerven geht. Da sagt die doch zu mir: "Ne, und dann zeigt er das Verhalten da auf einmal gar nicht. Das geht nicht. Dann lass ich ihn lieber einschläfern!!" Mir is alles aus dem Gesicht gefallen und ich frage: "Wie bitte? Sie lassen ihren Hund lieber einschläfern, als zu versuchen ihm ein schönes neues zu Hause zu suchen, wo man sich mit ihm beschäftigen kann?", "Ja, ich hätte keine ruhige Minute, wenn der woanders hinkäme!" Das ging noch eine ganze Weile hin und her und dann war sie so gestresst, dass sie auf einmal eine Fliegenklatsche zückt und ihrem Dackel damit eine verpassen will. Da bin ich aufgestanden, habe ihr die Klatsche weggenommen und ihr gesagt, dass ich den Hund jetzt mitnehme und dem Tierschutz übergebe, und dass ich das mit allen Mitteln durchsetzen werde. Da wollte die mich angehen... das kann sich keiner vorstellen. Ich habe dann Polizei und Tierschutz angerufen und wie haben das Dackelchen mitgenommen.

Jetzt ist Humbold erstmal bei mir, damit wir ihm das kläffen abgewöhnen. Wobei ers hier noch gar nicht gezeigt hat. Der hat so einen Schiss. Da er mir nur am Hacken geklebt hat, habe ich ihn jetzt erstmal mit Littelfoot zusammengepackt. Das geht erstmal und morgen gucken wir mal, was er von den Mädels hält.

Guckt mal im Anhang ist ein Bild von ihm.. ist echt ein Süßer!! Und ich habe evtl. sogar schon jemanden wo er hinkann. Ein Jäger, der einen Hund sucht. Mal gucken, ob der schon zu alt für ihn is.

Lieber Gruß von der seifenblasigen

Alex
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Re: Lieber töten als weggeben

Beitragvon lotte » Mi 3. Sep 2008 23:17

oh-mein-gott! wie egoistisch können leute eigentlich sein??? sie hätte kein ruhige minute mehr? wenn es ihrem hund besser geht... die arme alte frau. vielleicht sollte man sie einschläfern lassen, ich hab sonst keine ruhige minute mehr, wenn ich weiß, dass irgendwo solche leute rumlaufen... :roll:

ohman, man glaubts ja irgendwie doch nicht wirklich, wenn man sowas hört....fliegenklatsche...

ich hätte ja nicht gedacht, dass der tierschutz da sofort eingreift. man kriegt ja sonst meistens mit, dass sonstwas passieren muss, bevor einer was macht. bei dir ist er nu sicher erstmal gut aufgehoben, wie glaub ich jeder hund ;)

humbold, spitzen name :D ich dachte erst das wäre ein schimpfwort, aber das ist ja humbug oder so?! jaja ich bin sehr belesen, musste jetzt erstmal nachschauen, wer humboldt war, bzw. gibt ja viele...und ich schweife auch nur leicht vom thema ab :mrgreen:

grüßle lotte
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Re: Lieber töten als weggeben

Beitragvon PeggySue » Do 4. Sep 2008 08:10

Echt wahnsinn, ich hab grad während dem lesen solche Zustände bekommen dass mir ganz anders ist... wie kann man nur so sein???? :?:

Ich bin echt beeindruckt dass du so toll reagiert hast und den kleinen gleich mitgenommen hast. Und trotz allem was du beschrieben hast bist du ja doch noch recht ruhig geblieben. Ich weiß nicht wie ich dabei reagiert hätte...

Und die Aussage sie könnte es nicht ertragen wenn er wo anders ist und das dann nicht mehr zeigt mit der bellerei... hey, ich versteh gar nix mehr! Soll sie doch froh sein wenn der kleine wo anders glücklich leben kann und jemand mit ihm zurecht kommt ohne Nervenzusammenbruch!

Ich denke für Humbold (der Name ist echt witzig) ist es wirklich am besten wenn er seiner Art gerecht werden kann und wenn der Jäger ihn tatsächlich nimmt wär das doch der absolute Traum!

Was ich noch viel weniger vestehen kann sind die Züchter solcher Hunde. Du hast ja geschrieben dass er aus einer jagdl. Zucht stammt und wieso verkauft so jemand einen Hund an alte, kranke Leute die ihm überhaupt nicht gerecht werden können? So was find ich wirklich verantwortungslos. Aber daran wird man wohl nie etwas ändern können.

Wahnsinn was du immer so erlebst! Könnte deine Stories dauernd lesen :-) ** Fan ** Halt uns doch aufm Laufenden was sich mit dem Schützling noch so tut!

Liebe Grüße
Maria
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Re: Lieber töten als weggeben

Beitragvon Whoopsy » Do 4. Sep 2008 08:21

Toll geschrieben Doris G. Regt zum Nachdenken an... Der Hund ist oft der Spiegel unserer selbst.

Liebe Grüsse
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Re: Lieber töten als weggeben

Beitragvon Shiba-Rudel » Fr 5. Sep 2008 14:00

toll für den dackel, dass du ihn genommen hast und schön, dass die behörden so schnell reagiert haben.



natürlich sagen manche das aus hilflosigkeit nur so dahin und meinen es nicht ernst.

aber es gibt auch die es ernst meinen und da sollte eigentlich der hund im vordergrund stehen und nicht die person.


ich war noch nie in solch einer situation, daher kann ich nie sagen wie ich im endeffekt reagieren würde. meine einstellung ist aber, dass ich für meine tiere da sein werde bis ich nicht mehr kann oder es für das tier besser wäre einen anderen platz zu bekommen. aber nur aus dem gefühl der hilflosigkeit ein tier zu töten finde ich nicht richtig. wogegen in manchen fällen ich ein tier einschläfern lassen würde aus krankheitsgründen oder wenn das tier wirklich nur noch leidet und dahin siecht. dafür muss man aber in dieser situation selbst sein und ich hüte mich aus der entfernung heraus jemanden zu verurteilen auch wenn ich es nicht verstehe.

ich verstehe auch nicht, wie der züchter sowas tun konnte.


ich hoffe, dass ich nie in solch eine situation kommen werde.
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