Welpe an der Leine laufen

Re: Welpe an der Leine laufen

Beitragvon MacHovi » So 14. Sep 2008 23:41

Bluebell hat geschrieben:ich muss ja echt lachen.. eigentlich meinst Du irgendwie immer das Gleiche wie ich. Aber Du sagst es immer so, dass ich denke, was issn jetzt los? Das kann die doch nicht ernst meinen!!


Sprechen wir zwei Sprachen? Drücke ich mich so missverständlich aus?

Hab isch gesehen an echten Wölfen..
Wild lebende Wölfe könnten sich in diesem Punkt noch anders verhalten als die armen Kreaturen in den Wildparks.

Und um ehrlich zu sein, konnten meine Hunde und ich denke dass das keine Hexerei ist, bis zur 16. Woche alle (insofern ich sie als Welpe hatte) schon an der Leine laufen ohne zu ziehen!
... Wenn man dann Leinenführigkeit als Lernziel definiert und die Hunde darin ausbildet, dann geht es auch. Heute sind wir auf einer Ausstellung zwischen 5 anderen Jungrüden und zwei Champions gelaufen.. Unser Kleiner (15 Monate) ist als einziger an locker durchhängender Leine völlig souverän und fröhlich mit Blickkontakt gelaufen (ohne Druck und Zwang und nur über Motivation ausgebildet).
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Re: Welpe an der Leine laufen

Beitragvon Jenni » Di 16. Sep 2008 11:21

Hallo,

weil sich vieles immer noch eins zu eins übertragen läßt und die meisten Hunde den Menschen schon als Sozialpartner betrachten. Aber Du hast Recht, dazu gibts auch verschiedene Meinungen. Meine Erfahrung ist die, dass die allermeisten Hunde den Menschen als Sozialpartner verstehen und der Mensch ihnen deshalb in der HUNDESPRACHE entgegen kommen sollte!!

Und weil es dazu sicher viele Bücher gibt, aber eben genau zu diesem Thema "Der Hund sieht uns nicht als Sozialpartner" nur wenige wissenschaftliche Belege bzw. Doktorarbeiten oder ähnliches - soweit ich weiß. Zu dem anderen Bereich aber schon.

Wobei ich es genauso sehe, dass es immer ein Unterschied ist, ob ich einen oder mehrere Hunde habe. Aber auch diese Hunde zeigen noch ihr Verhalten von ihrem Urvater. Allerdings muss ich dazu mal kurz war loswerden. Ich habe ja zwei Mädels - Wurfschwestern - nun ist die eine grade im Urlaub mit meinen Eltern weg, die andere bei mir. Ich finde es absolut verblüffend, wie die sich in zwei Tagen verändert... Die ist mir gegenüber derartig penetrant aufdringlich, dass ich manchmal nicht schlecht lust hätte, ihr die Löffel langzuziehen. Hier wird selbst das Ignorieren grade echt anstrengend!!

Ansonsten gehe ich konform mit dem, was Du angebracht hast Doris...

Lieber Gruß

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Re: Welpe an der Leine laufen

Beitragvon MacHovi » Di 16. Sep 2008 11:33

dorisG hat geschrieben:warum immer die vergleiche mit wölfen? mit hunderudeln? man KANN es nicht vergleichen (auch darüber gibts mittlerweile bereits bändeweise literatur), weil unsere hunde domestiziert wurden, weil ihnen viel der ursprünglichkeit weggezüchtet wurde, weil sie oft einzeln "gehalten" werden.


Natürlich gibt es viele Studien dazu. Dorit Feddersen-Petersen z.B.Wenn du Wolf und Hund nebeneinander siehst und vergleichst, wirst du merken, dass sie mehr miteinander gemein haben als Mensch und Hund. Man braucht es aber nicht zu sehen, man weiß es einfach.
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Re: Welpe an der Leine laufen

Beitragvon MacHovi » Di 16. Sep 2008 17:44

Das, was wir als Menschen unserem Hund beigringen, ist aus meiner Sicht alles dienlich, um dem Menschen das Zusammenleben mit dem Hund in dieser Gesellschaft zu ermöglichen. Erst langsam begreift man, dass wir uns dazu auch der Sprache der Hund bedienen können, weil sie uns dann besser und schneller verstehen und so leichter begreifen, was wir von ihnen wollen. Von einer Schnupperstelle ziehe ich meinen Hund nicht weg, sondern ich schreite zwischen ihn und der Stelle und dann klappt es auch ohne Gezerre und Schimpfen, was ich sowieso nicht mache, weil der Hund weder meine Worte versteht noch meinen Ärger in solch einer Situation (Komm doch endlich!!!!).
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Re: Welpe an der Leine laufen

Beitragvon MacHovi » Di 16. Sep 2008 19:20

dorisG hat geschrieben:
MacHovi hat geschrieben:Das, was wir als Menschen unserem Hund beigringen, ist aus meiner Sicht alles dienlich, um dem Menschen das Zusammenleben mit dem Hund in dieser Gesellschaft zu ermöglichen.

wobei hier imho der punktus knacktus liegt. ich habe mit dem annehmen eines hundes auch eine verantwortung übernommen, nach bestem wissen und gewissen dafür zu sorgen, dass der hund auch artgerecht gehalten wird.


Du hast Recht, Doris, aber: Ohne eine artgerechte Haltung und Erziehung kann der Hund in diese Gesellschaft nicht integriert werden. Dies würde unweigerlich zu Problemen führen, wie z.B. die Leinenführigkeit. Die artgerechte Heranführung eines Welpen an die Leine ist eben, mit dieser keinen Druck und Zwang zu verbinden, sondern eine angenehme Art, bei seinem Menschen zu sein.
Nur wer freiwillig und gern nah bei seinem Menschen läuft, läuft auch gut und fröhlich. Die Frage ist ja nur, mit welchen Methoden ich eben dieses "Gern, freiwillig und fröhlich" erreiche. Und da scheiden sich die Geister. Die Methode hängt auch sicherlich mit der Rasse, dem Temperament, der Größe etc zusammen. Bei einem Schäferhund muss es nicht dieselbe Methode sein wie bei einem Pointer oder einem Pudel. Ein Beagle ist vielleicht auch anders veranlagt, ich habe nie einen gehabt. Das Ziel hingegen ist dasselbe: einen fröhlichen, nicht ziehenden Hund neben sich an der Leine laufen zu haben. In allen Fällen ist es aber auch eine Frage der aufzubauenden Bindung zwischen Mensch und Hund. Ein zur selbstständigen Arbeit neigender Hund wird etwas mehr Überzeugung und Geduld benötigen als ein eher devoter Hund, ein Jagdhund/Stöberhund ist sicherlich schwieriger als Leinentier zu erziehen als ein Hovawart, obwohl auch dieser gern seine Nase gebraucht. Ich weiß aber auch, warum ich keinen Jagdhund haben möchte.
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Re: Welpe an der Leine laufen

Beitragvon Jenni » Mi 17. Sep 2008 16:04

Hallo Doris, hallo Mac Hovi,

ich finde Eure Diskussion super spannend und total interessant, wie Ihr Euch doch nährt.

Und ich wünschte mir, es würde mehr so fruchtbare Diskussionen geben, denn Ihr habt doch beide Recht.

Doris ich bin auch sehr bereit etwas für meine Hunde sausen zu lassen, kürzer zu treten etc. Ich bedaure sehr, dass ich keinen Garten für die beiden habe und suche noch immer nach einem Haus oder eine Wohnung, wos genau das gibt, denn ich sehe, wie gerne sie bei meinen Eltern sind, wo den ganzen Tag die Tür aufsteht. Erst neulich hatte eine Freundin von mir Hochzeit, die selbst viele Hunde hat. Cassidy ist momentan im Urlaub, Naya alleine und läufig. Heißt, sie konnte auch nicht in die Gruppen mit und musste abgesehen von kleinen Pausen den ganzen Tag warten. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wies meinem Gewissen ging... Ich hätte heulen können und das obwohl sie wirklich super lieb war. Ich habe Abends dann bei meiner Freundin angerufen und ihr erklärt, was los ist. Ich wäre, egal wie sie reagiert hätte, an diesem Tag nicht mehr zu ihr gefahren, weil Naya dann wieder hätte im Auto warten müssen. Das konnte ich nicht. Und ich habe es nicht bereut!!

MacHovi ich bin völlig Deiner Meinung, dass viele Hundebesitzer sich zu viel auf ihrer Rasse "ausruhen". Das ist ein Boxer, der zieht an der Leine. Das ist ein Beagle, der muss die Nase auf dem Boden haben... und es gibt ja auch so viele Hundetrainer, die genau das immer wieder betonen. Neulich rief ein Kunde bei mir an, der seinen Hund für zwei Tage als Gasthund bei mir lassen wollte. Er meinte: "Es gibt da ein Problem! Mein Hund ist ein Mischling zwischen Pitbull und Labrador Retriever." Ich fragte: "Aha... Und was ist jetzt das Problem? Ist er undicht, ist er mäkelig, verträgt er sich nicht mit Hündinnen?" Der Kunde war total verduzt und meinte: "Ehm, ne... ich meinte den Pitbull!" Ich musste lachen und sagte: "Is mir schon klar. Aber erstmal gilt bei uns, es hat vier Beine, es hat ´nen Schwanz, es bellt, es ist ein Hund!"
Allerdings unterscheiden sich die Hunde natürlich schon. Ich stelle aber auch immer wieder bei den Besitzern, die es sich nicht unnötig einfach oder unnötig schwer machen, sondern eben auch erstmal sagen: "ES ist ein Hund!", dass dort die Hund oft besser "funktionieren".
Schön finde ich auch immer das Beispiel des Mischlings. Wonach richtet sich denn nur der Besitzer eines Border-Collie/ Golden Retriever Mischling?? Was macht der mit dem Hollandse Heerder/ Galgomix?? Wie geht ein Besitzer eines Sage Kochee/ Huskymix mit dem um?? Was mach ich nur: Bearded Collie, Münsterländer, Schäferhund, Hovawart... durchgeknaller Hüter, neurotischer Jagdhund, griffiger Aufpasser und territorialer Wachhund... oder nehm ich lieber sehr auf die Arbeit mit Menschen eingestellt, gelehriger Jagdhund, unterordnungsbereiter Beschützer, wachsamer Fiffikus?? Hm...

Ich habe zu dem Thema: Vergleich Wolf/ Hund möglich oder unsinnig ein supercooles Buch von Patricia McConnell - Das andere Ende der Leine.

Dort schreibt sie, kurz formuliert, dass Hunde und Wölfe genetisch kaum von einander zu unterscheiden sind. Dass wir durch das Studium der Wölfe gelernt haben, unsere Hunde ein bißchen besser zu verstehen. Dass Wölfe und Hunde noch immer gleich kommunizieren. Dass man viel über Hunde lernen kann, wenn man Wölfe beobachtet...

ABER

...dass sie in mancherlei Hinsicht auch gar nicht mehr wie Wölfe sind. Sie sind nicht so scheu, sie sind nicht so aggressiv, sie ziehen nicht mehr so viel umher und sind leichter erziehbar. Hunde benehmen sich und das ist auch laut Ziemen und Trumler so und eigentlich ja weitläufig bekannt, wie jugendliche Wölfe, die niemals erwachsen werden.

Lorna Coppinger sagt: Hunde mögen zwar eng mit Wölfen verwwandt sien, aber das heißt nicht, dass sie sich wie Wölfe verhalten. Menschen sind eng mit Schmpansen verwandt, aber das macht uns weder zu einer Unterart von Schimpansen noch bedeutet es, dass wir uns wie sie verhalten.

Ist das Glas nun halb voll oder halb leer? Eigentlich ist doch jede Beobachtung korrekt, sie beleuchtet nur eine jeweils andere Perspektive.

Ich denke, wenn man Hunde erziehen, verstehen und artgerecht behandeln will, darf man nicht nur auf die Unterschiede zwischen Wölfen und Hunden schauen, sondern muss auch auf die Gemeinsamkeiten gucken. Hunde verhaltens sich in vielerlei Hinsicht nicht mehr wie Wölfe... siehe die Vergleiche zwischen Wölfen und Königspudeln von Eric Ziemen... sehr lustig, sehr informativ - nicht mal der Jäger hat die jagenden Pudel geschossen, weil ihm klar war, dass die ehr tot umkippen, als dass sie einen Hasen oder ein Reh bekommen, welches gesund ist... Aber in mindestens genauso vielen Hinsichten, sind sie eben doch noch wie Wölfe.

Und Günther Blochs Pizzahunde zeigen das ja ziemlich deutlich. Das sind eben keine wilden Hunde... es sind verwilderte Hunde. Hunde, die ehemals mit Menschen gelebt haben und ausgesetzt wurden oder weggelaufen sind. Es gab etwas, was man unseren Haushunden immer abgesprochen hat , man hat immer behauptet, sie hätten keine Inzestbarriere, so wie die Wölfe. Der Bloch beobachtet die Pizzahunde nun schon einige Jahre und bislang hat sich dort noch nie ein Geschwisterpaar verpaart. Die Hündinnen gehen alle, wenn sie läufig werden und kommen oft trächtig wieder. Ist also schon die Frage, wie viel von dem Verhalten zeigen unsere Hund nur nicht mehr, weil sie mit uns zusammen leben...

Meine Gedanken dazu...

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Re: Welpe an der Leine laufen

Beitragvon Kiara » Mi 17. Sep 2008 16:22

Es gibt eine Studie (leider ist die Quelle nicht genannt, zitiert wird in Bruce Fogle: Hunde, S. 25), in der Wissenschaftler 15 wölfische Signale (Drohgebärden und Unterwerfungsgesten) bei verschiedenen Hunderassen untersucht habe. Die Skala geht von 0-15. Demnach ist der Siberian Husky dem Wolf am ähnlichsten, es folgen Golden Retriever, Schäferhund, Labrador, Münsterländer, Cocker Spaniel, Sheltie, Französische Bulldogge, Norfolk Terrier und Cavalier King Charles Spaniel.

Kennt jemand zufällig diese Studie und kann mir die Autoren nennen?
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Re: Welpe an der Leine laufen

Beitragvon Whoopsy » Mi 17. Sep 2008 19:34

Schau mal hier Evelyn, vielleicht findest Du da die Quelle. Ist allerdings sehr umfangreich

http://www.hundeinberlin.de/bibliothek/ ... fhunde.pdf

LG Marion
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