Angstbeißer

Angstbeißer

Beitragvon Twix » So 13. Jul 2008 22:13

Hallo, ich habe einen 8 1/2 jährigen Mischlingshund (Terrier/Pinscher?). Er ist vor 1 1/2 Jahren über den Tierschutz zu uns gekommen.Er ist leider ein sehr aggressiver und ängstlicher Hund, der ohne weiteres heftig zubeißt.
Zuhause ist er lammfromm und ein richtiges Schmusemonster. Aber sobald wir Besuch bekommen oder wir draußen jemanden treffen ist es vorbei. Er toleriert drei weiter Personen außerhalb des häuslichen Bereiches.
Zu seiner Vorgeschichte. Er war 5 Jahre in einem polnischen Tierheim. Wir wissen nicht, was er vorher, bzw. dort durchgemacht hat. Wir haben schon zwie Hundeschulen probiert, mit einigen guten Tipps, aber für das eigentliche Problem keine Hilfe. Bachblüten gegen Angst, später gegen Aggression haben auch keinen besonderen Erfolg gezeigt.
Konsequentes Training im Feld funktioniert nur so lange, bis sich Mensch, Auto, Fahrrad, Jogger, etc. nähern. Dann schaltet alles ab und er konzentriert sich nur noch auf seine opfer. Ablenkung, Leckerchen, Schimpfen, Ruhe, nichts hilft. Maulkorb haben wir auch schon ausprobiert, aber damit bewegt er sich keinen Zentimeter vorwärts, es ist nur ein krampfhaftes Hinterherziehen. In manchen Situationen geht es aber leider nicht ohne, z. B. bei Menschenansammlungen, oder wenn wir Besuch haben.
Wenn wir alleine im Feld sind kann ich ihn sogar laufen lassen, er hört auf seine Kommandos, macht ihm richtig Spaß. Ist natürlich sehr anstrengend parallel auf irgendwelche Opfer zu achten.
Hat jemand vielleicht einen Tipp, was ich noch machen kann? Von Hundeschulen habe ich die Nase voll, helfen einem nicht, aber zocken eine richtig ab. Evtl. Medikamente? Schilddrüse haben wir auch schon untersuchen lassen, ist aber alles ok.Er muss einfach ruhiger werden, er ist ja wie ein HB-Männchen und kann von 0 auf 180 aufdrehen. Hoffe, ich konnte das Problem einigermaßen darstellen und ihr könnt mir helfen.
LG Twix
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Re: Angstbeißer

Beitragvon Bluebell » So 13. Jul 2008 22:31

Hallo Twix,

das ist ja interessant, ich habe grade einen ähnlichen Fall im Training!!

Also erstmal bin ich mir völlig sicher, dass es sich tatsächlich um einen Angstbeißer handelt. Doof, dass er in seiner Angst so gelähmt ist...

Ich kann Dir nur sagen, wie ich jetzt mit der Schnauzermixhündin verfahren bin, die das gleiche Verhalten zeigte, wie Deiner.

Wir haben drinnen erstmal eine Box etabliert. In diese kam sie immer, bevor Besuch kam. So wußte sie, da kommt keiner hin und die Gäste konnten sich frei und ohne Angst gebissen zu werden bewegen. Wir haben einen Maulkorb antrainiert, den sie eben auch speziell drinnen getragen hat. Haben dann angefangen zu clickern, um auch die Aufmerksamkeit zu erhöhen. Das hat bei ihr jetzt sehr gut funktioniert, muss aber bei so ausgeprägter Angst nicht sein. Und dann haben wir, um die Aggression zu unterbrechen eine Wurfkette konditioniert, damit Herrchen und Frauchen ein Verstärker für ihre Kommandos hatten. Zusätzlich haben sie ein bißchen Bindungsarbeit betrieben. Also z. B. den Hund komplett ignoriert über den ganzen Tag und erst Aufmerksamkeit geschenkt, wenn Gäste da waren und nur, wenn Hund dann ein gutes Benehmen gezeigt hat.

Es ist schade, dass Du keinen guten Hundetrainer gefunden hast, denn für einige Sequenzen wirst Du jemanden mit Ahnung von der Sache brauchen. Wo kommst Du denn her? Vielleicht kennt hier jemand wen, der Dir helfen kann.

Stand bei der Hündin ist jetzt, dass sie die Wahl hat und in die Box kann, wenn sie möchte. Das nimmt sie meistens in Anspruch. Sie läuft mittlerweile ohne Maulkorb und hört zu 90% auf eine Abbruchsignal, wenn sie doch noch Mal eine Attacke startet, was so gut wie nicht mehr vorkommt. Wenn Gäste kommen, hält sie sich in der Nähe von Herrchen und Frauchen auf und versucht immer dahinter zu bleiben und sucht Schutz, der ihr auch solange gewährt wird, wie sie sich nicht aggressiv verhält. Wenn sie doch nochmal ein entsprechendes Verhalten zeigt, wird die Kette geklimpert und sie hört auf. Die Familie war nun neulich mit ihr im Urlaub, wo sie am Strand sogar mal gespielt hat mit anderen Hunden....

Lieber Gruß

Alex
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Re: Angstbeißer

Beitragvon Twix » So 13. Jul 2008 22:42

Hallo Alex, das gibt noch Hoffnung, dass doch noch was geht.Wenn wir Besuch bekommen wird Felix mittels seiner Leine an irgendeinem festen Gegenstand fixiert, aber so, dass er sich noch bewegen kann, aber nicht an die Gäste kommt. Nur mit Maulkorb und frei funktioniert nur bei einigen Besuchern.Andere greift er auch damit an.Und irgendwie schafft er es auch noch mit Maulkorb zu beißen, bzw. dicke Hämatome zu hinterlassen. Ich weiß nicht, ob er in so eine Box reingehen würde. Wie groß ist die denn? Ein anderes Problem ist dann auch noch, dass er stundenlang dauerbellen kann. Das geht ganz schön an die Substanz. Er bleibt ohne Probleme alleine, macht ihm gar nichts, dann bellt er nur, wenn das Telefon geht, aber wenn Besuch da ist, hört er gar nicht mehr auf, es sei denn er bekommt den Maulkorb und ist fixiert, dann haben wir etwas Ruhe.
LG Twix
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Re: Angstbeißer

Beitragvon MacHovi » So 13. Jul 2008 23:13

Hallo Twix,

dein Hund scheint völlig im Stress zu stehen, wenn neben seinen engsten Bezugspersonen andere Personen hinzukommen. Er scheint völlig außer Rand und Band zu sein, um seine Situation (mit euch) zu verteidigen. Anscheinend hat er auch kein Sozialverhalten gelernt.

Du schreibst, ihr habt ihn seit 1,5 Jahren. Was habt ihr denn bislang mit ihm erarbeitet? Wie seid ihr an andere Menschen herangegangen? Wie ist es, wenn ihr angeleint auf andere Menschen zugeht?

Zuhause, so schreibst du, ist er ein Schmusehund. Kann es möglich sein, dass ihr in dieser Hinsicht das Tier verwöhnt, so dass er in Besuchssituationen Konkurrenz wittert und diese vertreiben will? Vielleicht ist es sinnvoll, ihn einmal auf sein bloßes Dasein als Hund zu reduzieren, d.h. er muss für sein Futter arbeiten, Streicheleinheiten gibt es nur noch bei Wohnverhalten, im häuslichen Bereich wird er häufiger ighnoriert und auf seinen Platz verwiesen....etc.

Manchmal, so liest sich aus den Beiträgen der Ratsuchenden mit einem Tierheimhund heraus, versuchen die Asylgeber das erlittene Unrecht mit ganz viel Liebe und Fürsorge wieder gutzumachen und vergessen dabei, dass ein Hund ein Hund ist und eine souveräne und konsequente Führung braucht und kein Wiedergutmachungsprogramm. Vielleicht liege ich hier aber auch völlig verkehrt, dann entschuldige bitte. Ich will damit nicht eure Mühe kritisieren, aber vielleicht einen Gedanken weitergeben. Unter Umständen wäre ein guter Hundeplatz eine Alternative zu einer privaten Hundeschule. Aber auch hier muss man suchen und eventuell auch weiter fahren.

Doch bevor ich einen Hund in einen Kennel sperre, versuche ich mit einem hundegemäßen Programm, den Kleinen gesellschaftstauglich werden zu lassen und da eignet sich ein guter Trainer (die gibt es auch auf so manchem Hundeplatz) durch kontinuierliches Arbeiten.
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Re: Angstbeißer

Beitragvon Twix » So 13. Jul 2008 23:24

Hallo MacHovi, ich denke du liegst mit deiner Meinung richtig. Wir hatten noch nie zuvor einen Hund.Habe mich damals auch über den Tierschutz geärgert, dass wir so einen Problemhund bekommen haben.Jetzt würde ich ihn aber nicht mehr hergeben. Es stimmt, dass er viele Streicheleinheiten bekommt. Was ist denn daran falsch? Warum soll nicht auch ein Hund danach lechzen? Meinst du wirklich, er würde zugänglicher, wenn ich ihn den Rest seiner alten Tage ignoriere? Auch wenn ein Hund juristisch gesehen eine Sache ist, für mich ist es ein Lebewesen, das Zuneigung braucht. Vielleicht sagst du jetzt, ich bin das Problem und nicht der Hund, aber das hilft mir jetzt auch nicht weiter.
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Re: Angstbeißer

Beitragvon MacHovi » Mo 14. Jul 2008 00:28

Hallo Twix,

Twix hat geschrieben:Vielleicht sagst du jetzt, ich bin das Problem und nicht der Hund, aber das hilft mir jetzt auch nicht weiter.


Nein, du bist nicht das Problem! Du versuchst alles für diesen armen Kerl, um ihm ein tolles neues Zuhause zu geben und das ist aller Ehren wert und du hast garantiert meinen vollen Respekt für deine mutige Arbeit.
Mit Recht hast du dich geärgert, dass ihr einen solch schwierigen Hund erhalten habt, aber das ist eben auch dann eine große Aufgabe! Und für einen hundeunerfahrenen Menschen eine gewaltige.
Ich habe zwei Hunde aus 2. Hand gehabt und sie sind alle beide meine Herausforderung für ein hundelebenlanges Lernen geworden. Ich habe nie aufgegeben, obwohl mein 2. (siehe Avatar) schon ein Kaliber für sich war. Mit 2,5 Jahren habe ich ihn völlig unerzogen, schlecht geprägt, ängstlich und aggressiv bekommen. Ich habe mit ihm viele Jahre zweimal wöchentlich auf dem Hundeplatz gearbeitet, um aus ihm einen einigermaßen passablen Zeitgenossen zu machen. Er hat sogar die Begleithundeprüfung geschafft, aber er hat mich auch ganz viel Nerven gekostet, unendlich viel Zeit, viele Bücher, Telefonate, Wut, manchmal Verzweiflung und was habe ich dafür bekommen? Den treuesten Begleiter und Freund, der mit 13,5 Jahren vertrauensselig in meinen Armen eingeschlafen ist. Es hat sich alles gelohnt, weil ich enorm viel gelernt habe. Das Wichtigste, was ich gelernt habe, ist, dass der Hund umso zufriedener und glücklicher war, je mehr ich ihm abverlangt habe, je mehr und je härter (absolut gewaltfrei und nie strafend) ich mit ihm um Privilegien (Fressen, Liegeplatz, Streicheleinheiten, Leckerli, Aufmerksamkeit) gekämpft habe. Die härtesten Zeiten hatte ich dabei, nicht der Hund!!!Ich musste mir so manche Streicheleinheit verkneifen, wenn er sie wollte, aber auch, wenn ich sie wollte. Eine ganze Zeitlang habe ich ihn nur dann mit Aufmerksamkeit bedacht, wenn ich mit ihm geübt habe, und das viele Male am Tag für wenige Minuten. Die anderen Zeiten wurde er ignoriert. Für eine gute Leistung hat er ein Lob und Leckerli erhalten, manchmal aber auch nur eine Streichel- oder auch eine richtige Knuddeleinheit, aber zwischendurch immer ein körpernahes Spiel. Irgendwann entwickelte er einen starken "Will to please", d.h. er machte es besonders gut, um mir zu beweisen, dass er sich unterordnet und das tut, was ich von ihm erwarte. Das war der Beginn einer wunderbaren Zeit.

Besucher wurden instruiert, den Hund anfangs absolut nicht zu beachten. Nach einiger Zeit suchte der Hund den Kontakt und ließ sich dann auch streicheln - mit Maß. Aber ohne Ignoranzprogramm ging es nicht. Unter Hunden heißt Ignoranz Ranghöhe. Der Rangniedrigere sucht den Kontakt.

Ja, du hast Recht, Hunde lechzen nach Streicheleinheiten, aber nur dann, wenn nichts Wichtigeres anliegt. In dem Moment, in dem dein Hund eine andere Person sieht, sind ihm deine Streicheleinheiten völlig schnuppe! Tut mir Leid, dass ich es so brutal sage.

Ich meine, dass sich dein Hund deiner so sicher ist, dass er bestimmt, was er wann tun will. Und dann kommst du nicht an ihn heran. Er erfasst die Situation, bevor du etwas siehst und er sagt, was zu tun ist, weil du die gefährliche Situation /fremde Person) nicht klärst, sondern ihn als Rudelniedrigere und in seinen Augen inkompetente Person ihn daran hinderst, seinen Job zu machen.
Hunde sehen die Welt anders. Er ist ein Lebewesen, das seine ganz eigene Interpretation von Menschen und anderen Lebewesen hat. Und so lange du ihn nur mit deinen Augen siehst, wirst du Probleme mit ihm haben.

Auch wenn ein Hund juristisch gesehen eine Sache ist, für mich ist es ein Lebewesen, das Zuneigung braucht.


Ja, das ist zum Teil richtig. In erster Linie braucht ein Hund aber ein gesundes soziales Umfeld, in dem er Hund sein darf und seinem Wesen und seinen hundlichen Bedürfnissen entsprechend gefordert werden muss. Dass er für eine gute Arbeit und für respektvolles und bereitwilliges Arbeiten auch belohnt wird - und Streicheleinheiten sind Belohnungen - steht außer Frage.

Ich würde mit dem Hund anfangs nur in einer ablenkungsfreien Umgebung arbeiten und wenn du nicht auf einen Hundeplatz gehst, dann brauchst du Untertützung durch andere Personen, die leichte Ablenkungen auf größere Entfernungen hineinbringen, aber nur an kontrollierbarer langer Leine. Kommt er dann trotzdemauf Kommando auf dich wieder zu, braucht er eine tolle Überraschung/Belohnung. Kommt er nicht, gehst du in eine andere Richtung. Durch stetiges Wiederholen von leichten, entfernten Ablenkungen kannst du die Entfernungen im Laufe der Zeit immer weiter reduzieren lassen. Entgegenkommende Personen würde ich in einem großen Bogen passieren. Das vermindert den Stress für den Hund, denn eigentlich ist er mit solch einer Situation überfordert. Und das bereitet ihm ungeheuren Stress.

Mit Besuchern würde ich ein gesondertes Programm fahren, aber erst, nachdem ihr eure Rangordnung hergestellt habt. Hier löst kein Zimmerkäfig oder Beißkorb das Problem, sondern schafft neue Probleme, weil ein Hund erst ganz langsam und sehr vorsichtig und positiv an einen Maulkorb herangeführt werden muss.

So nun reicht's für heute.
Stell alle Fragen, die du hast. Du findest hier immer Tipps und Antworten. Keiner verlangt von einem Hundeanfänger Wunder, schon gar nicht mit einem Problemhund aus dem Tierheim. Nochmals: Respekt!

P.S. Habt ihr mal sein Knurren in bestimmten Situationen versucht zu verbieten?
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Re: Angstbeißer

Beitragvon Bluebell » Mo 14. Jul 2008 13:21

Hallo Twix,

ich möchte mich MacHovi in vielen Dingen anschließen...

Sogar dem Spruch, dass ein Beißkorb oder eine Box kein Problem löst, es macht es nur einfacher handelbar. Wenn ein Hund mal gebissen hat, haben die Besitzer im Normalfall Angst, dass es wieder passiert. Diese Angst spürt der Hund. Natürlich spürt er auch die Angst, die Eure Gäste haben. Bzw. riecht er hier das Adrenalin, welches ausgeschüttet wird. Adrenalin heißt entweder Angst oder Angreifer und Euer Hund reagiert. Da Euer Hund so einen Stress hat, würde ich Euch dringend zu einer Box raten. Hunde sind, in freier Wildbahn, genau wie ihre Vorfahren Höhlentiere. Sie schlafen in Erdmulden, sie schlafen in alten ausgehöhlten Baumwurzeln, etc. Eine Box sollte eine Rückzugsmöglichkeit für ihn sein und auch ein vermeiden von Stress für Euch. Hier: www.tierfreundeshop.de kann man günstige Transportkäfige bestellen. Ich würde keinen Kennel nehmen. Die sind zu teuer und oft zu klein. Click mal hier: http://www.hundeshop.de/hund/23/index.php. Ich habe den Transportkäfig Hundebox mit Vetbed Isobed SL und ich nehme immer eine Größe größer als empfohlen. Steht dort für Labrador Retriever Größe L und ich habe einen Labbi, nehme ich XL.

Dann trainierst Du so:

2. Boxtraining

1. Tag Körbchen des Hundes oder Lieblingsliegeplatz durch Box ersetzen. Alle anderen
Liegeplätze werden weggeräumt. Die Box wird dafür schön ausstaffiert mit Kissen,
Kuscheldecken, Liegedecken u. ä.
Die Tür der Box bleibt offen.

1. – 3. Tag Die Box bleibt so stehen. Niemand kümmert sich um die Box, der Hund wird nicht
in der Box eingesperrt oder gar gezwungen in die Box zu gehen. Die Tür bleibt immer
offen. Sollte der Hund freiwillig in die Box gehen loben Sie ihn ausgiebig und wenn
Sie es sehen verwenden Sie sofort ein Kommando, in dem Moment wo der Hund die
Box betritt wie z. B. „Bello Box! Fein!“
Wenn er schon drin ist und Sie haben nicht gesehen, dass er reingegangen ist, loben
Sie ihn ohne Kommando.

4. – 7. Tag Füttern Sie Ihren Hund nicht mehr auf seinem normalen Futterplatz, sondern nur noch
in der Box. Stellen Sie den Futternapf so weit nach hinten, dass er rein muss, um ans
Futter zu kommen und stellen Sie auch seinen Trinknapf in die Box. So dass er auch zum Trinken in die Box gehen muss. Loben Sie ihn immer, wenn er die Box betritt und sagen Sie jedes Mal ein Kommando. DIE TÜR BLEIBT JEDOCH NOCH IMMER AUF!

7. – 10. Tag Wenn Ihr Hund jetzt sein Futter in der Box bekommt, schließen Sie die Tür solange
wie er frisst. Sobald er fertig ist, lassen Sie ihn wieder raus. ABER NUR: Wenn er kein Theater macht. Sollte er bellen, jaulen oder ähnliches, lassen Sie ihn drin. Warten Sie, bis er Luft holt oder Pause macht und lassen Sie ihn dann raus. Lassen Sie ihn raus, wenn er Theater macht, lernt er, dass er nur lange genug heulen muss, bis Sie ihn wieder raus lassen und wird das immer wieder versuchen.

10. - ~ Tag Ab dem 10. Tag lassen Sie Ihren Hund immer ein wenig länger über die Fressenszeit
hinaus in der Box. Erst fünf Minuten länger, dann zehn Minuten länger und so weiter.
Ganz wichtig auch hier: Lassen Sie ihn nicht raus, wenn er Theater macht aus den
gleichen Gründen wie eben. Wenn Sie es geschafft haben, dass er eine Stunde in der Box bleiben kann, können Sie ihn auch länger drin lassen.

Ein Hund kann eine bis maximal fünf Stunden (allerdings nur in Ausnahmefällen) in
der Box bleiben. Sollte aber immer frisches Wasser haben.

Zu Deiner Mail nochmal:

Hallo Alex, das gibt noch Hoffnung, dass doch noch was geht.
Hoffnung gibt es immer. Als ich Takis bekam, war er bereits sieben und hatte zu dem Zeitpunkt über 13 Personen gebissen oder attackiert. Einige davon so schlimm, dass sie eine Zeit ins Krankenhaus mussten. Er sollte damals eingeschläfert werden. Bei mir ist er nun 3 Jahre. Er ist nicht einfach, aber es geht, wenn man Regeln befolgt und dass ist es, was Mac Hovi Dir versucht zu erklären. Hunde brauchen Regeln. Hunde MÜSSEN in einer Hierarchie leben, weil sie sich sonst nicht wohl fühlen. Der Hund ansich will kein Rudel leiten. Das will keiner wirklich! Aber er hat in seinem genetischen Code verankert, dass ein Rudel eine Leitung braucht, weil es sonst nichts überlebensfähig ist und auch, wie diese Leitung zu sein hat. Ihr meint es auf jeden Fall gut, aber MENSCHLICH gut... Für Euren Hund ist das leider Stress.

Wenn wir Besuch bekommen wird Felix mittels seiner Leine an irgendeinem festen Gegenstand fixiert, aber so, dass er sich noch bewegen kann, aber nicht an die Gäste kommt.
Wenn er dann immernoch Theater macht, bellt und sich aufregt, würde ich ihn auf jeden Fall eine Auszeit in einem anderen Raum oder eben in der Box verschaffen. Der kippt Euch irgendwann um und is tot, weil er sich so aufregt.

Nur mit Maulkorb und frei funktioniert nur bei einigen Besuchern.Andere greift er auch damit an.Und irgendwie schafft er es auch noch mit Maulkorb zu beißen, bzw. dicke Hämatome zu hinterlassen.

Dann, versteh mich nicht falsch, aber dann habt Ihr nicht den Richtigen. Soll ich mal tippen: Ihr benutzt eine Nylonschlaufe oder einen Ledermaulkorb!! Nylonschlaufen sind eine Katastrophe!! Die sind entweder so klein, dass der Hund nicht beißen kann, damit drücken sie ihm aber die Schnauze zu und er kann nicht hecheln, also nicht schwitzen. Dass er damit Panik bekommt und noch aggressiver wird, kann ich verstehen. Oder sie sind so groß, dass er noch zwicken kann, damit ist es quatsch!! Sorry. Warum trägt er keinen Metall- oder Plastikmaulkorb?? Weil er damit gefährlich aussieht?? Ich würde sagen, er ist gefährlich und Ihr müsst eines bedenken: Noch könnt Ihr Euch aussuchen, ob der Hund einen vernünftigen Beißkorb trägt. Wenn Euch erstmal jemand anzeigt und Ihr bekommt eine Auflage, habt Ihr nicht mehr die Wahl und dann müsst Ihr mit ihm Prüfungen bestehen, damit er ihn wieder loswird. Geratet Ihr an den falschen Prüfer, wird er ihn nie wieder los. Das ist doch echt ein Quatsch. Einen guten Metall- oder Plastikmaulkorb und Hilfe für die Größe bekommt Ihr hier: www.hundeschule-aschaffenburg.de oder www.canisland.de. Die können Euch einen schicken, wenn sie die Größe haben. Ein vernünftiges Maulkorbtraining muss natürlich sein. Wenn Euer Hund einen Korb hat, mit dem er kommunizieren kann, dann bewegt er sich vielleicht auch wieder. Maulkorbtraining sollte so aussehen:


- in den Maulkorb werden Leckerlies gelegt, die der Hund sich rausholen kann
- immer dann, wenn der Hund mit seiner Schnauze in den Maulkorb geht, wird er gelobt
- sobald er die Schnauze aus dem Maulkorb rauszieht, wird nichts mehr gesagt
- das wird ca. drei Tage so gemacht
- am vierten Tag sollte man zu zweit trainieren
- während der eine ihm immer wieder Leckerlis durch den Maulkorb gibt, macht der andere die Schnallen zu
- auch das wird wieder ein bis zwei Tage ein paar Mal am Tag gemacht
- ca. am dritten Tag wird Leberwurst oder Streichkäse in den Maulkorb geschmiert
- der Maulkorb wird verschlossen und man geht Gassi mit dem Hund
- auch das wird wieder zwei, drei Tage gemacht
- nun sollte der Hund sich den Korb ohne Probleme aufziehen lassen und auch nicht mehr versuchen, ihn loszuwerden – ansonsten Training verlängert
- wenn der Hund beim laufen versucht den Maulkorb loszuwerden, immer unterbrechen und in Bewegung halten

Ich weiß nicht, ob er in so eine Box reingehen würde. Wie groß ist die denn?
Dazu habe ich ja schon was geschrieben. Das muss natürlich trainiert werden. Er soll ja nicht EINGESPERRT werden, sondern quasi sein eigenes Zimmer bekommen - wie ein Kind -, wo man auch mal die Tür zu machen kann! Wie groß Ihr sie holt, ist Euch überlassen. Wie groß ist Euer Hund denn?

Ein anderes Problem ist dann auch noch, dass er stundenlang dauerbellen kann. Das geht ganz schön an die Substanz.

Baut Euch eine Schepperdose - z. B. auch Teedosen. Steinchen oder Glas rein, Klebeband drum rum. Wenn er bellt ohne Unterlass, in der Box oder wenn Gäste kommen, bekommt er ein Abbruchsignal. Also Situation:

- Gäste kommen
- Hund ist an Leine fest
- Hund bellt
- Abbruchsignal von Euch z. B. SCHLUSS
- Hund bellt weiter
- rüttelt die Dose in seine Richtung, aber nicht werfen, Abbruchsignal SCHLUSS
- er verjagt sich, ist ruhig Ihr lobt SUPER (Abbruchsignal und Lob müssen unmittelbar aufeinander folgen max. 3 sekunden)
- er bellt wieder, Du schmeißt die Dose in seine Richtung mit SCHLUSS und wieder lob, wenn er ruhig ist

Es würde mich sehr wundern, wenn er dann immernoch bellt! Ansonsten immer die Hierarchie der Unterbrechung beachten. Erst Kommando ohne Dose, dann Aufforderung mit Dose klappern, dann Aufforderung mit Dose werfen und IMMER ein Lob, sobald er den Mund hält!!

Ziel eines Maulkorbes ist niemals, dass der Hund RUHE GIBT. Er soll nur eine Verletzung bei Gästen verhindern und natürlich auch bei Euch!!

Es gibt ein tolles Buch, was MacHovis Aussagen unterstreicht und verdeutlicht... Nämlich MIT HUNDEN SPRECHEN von Jan Fennell!! Das zeigt ganz gut, wenns auch mittlerweile ein wenig veraltet ist, wie Hunde ticken. Ich behandle alle meine neuen Hunde so und bin damit immer gut gefahren!

Ihr müsst Euren Hund kontrollieren. Sonst kontrolliert er Euch!!

Lieber Gruß

Alex
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